Percy Pumpkin (Bd. 3) - Fluch der Toteninsel (German Edition)
Möglichkeiten. Ich kann mich mit der Tinktur und den Bandagen nur wenige Stunden am Tag auf den Beinen halten. Die restliche Zeit bin ich das, was ich vermutlich sein sollte, wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre. Nämlich tot.«
Er ließ sich wieder auf das Sofa fallen, und als er weitersprach, hatte seine Stimme jede Schärfe verloren. Sie klang nur noch traurig und müde.
»Ich werde aber alles tun, was in meiner Macht steht, um Leonore und ihren Mann zu retten. Allerdings ist nun die große Stunde der Knochenbande gekommen.
Ihr
müsst entscheiden, was geschehen soll.«
Lindas Augen schienen plötzlich ebenfalls Funken zu sprühen. »Wir gehen jetzt alle zusammen zu Onkel Adalbert«, sagte sie. »Und dann machen wir mit Dr. Uide kurzen Prozess.«
»Ich hole uns frischen Tee«, sagte Onkel Adalbert.
Er klopfte gegen die Stahlprothese, die sein abgebissenes Bein ersetzte, und hinkte zu den Kochplatten, die auf der Werkbank standen. Dort machte er sich umständlich an einem Wasserkessel zu schaffen. Offenbar schien er es nicht besonders eilig zu haben, wieder zurückzukommen.
Percy rieb nervös an seiner Nasenspitze.
»Ich finde, dass er deinen Auftritt ganz gut verkraftet hat«, flüsterte Claire Allan Darkmoor zu, der in einem roten Pullover und einer dunkelbraunen Cordhose neben ihr stand. Die Zwillinge hatten darauf bestanden, dass er die Kleidungsstücke über seine Bandagen zog.
»In dem Aufzug hättest du doch ein ganz normales Leben hier im Schloss führen können«, raunte ihm Linda von der anderen Seite zu. »Du siehst mit Bandagen im Gesicht immer noch besser aus als Onkel Eric ohne.«
»Vergiss nicht, dass ich so etwas wie ein lebender Toter bin«, antwortete Allan Darkmoor ebenso leise. »Ich glaube nicht, dass
irgendjemand
in diesem Haus auch nur
eine
ruhige Minute gehabt hätte, wenn ich bei helllichtem Tag, ohne mich zu verstecken, durch die Gänge stolziert wäre. Und außerdem hätte es sich herumgesprochen. Dass Lord Darkmoor sein eigenes Gespenst ist, meine ich. Wahrscheinlich hätte es noch organisierte Busfahrten hierher gegeben, um einen Blick auf mich zu erhaschen.«
»Setzt euch, der Tee ist gleich fertig!«, rief Onkel Adalbert über die Schulter. Er machte eine Kopfbewegung zu dem runden Tisch am Fenster, auf dem immer noch der abgedeckte Kopf des Brenda-Roboters lag.
Percy nahm als Erster Platz – er hatte das Gefühl, jede Sekunde umzukippen. Seit sie unter der Führung von Lord Darkmoor das Labyrinth verlassen hatten und über die geheime Treppe in den Turm hinaufgestiegen waren, war seine innere Unruhe immer stärker geworden. Die Vermutung, dass Allan Darkmoor sein Vater war, hatte sich bestätigt, aber alles andere erschien ihm nun sogar noch unklarer, verschwommener und rätselhafter als zuvor. Im Grunde standen sie mit ihren Nachforschungen noch immer genau dort, wo sie bei ihrem letzten Besuch in Onkel Adalberts Labor schon angekommen waren. Nur zwei Dinge konnte Percy inzwischen mit absoluter Gewissheit sagen: dass seine Eltern in größter Gefahr schwebten. Und dass seine
Eltern
immer Mr und Mrs Pumpkin sein würden und niemand sonst! Am liebsten wäre er sofort losgestürmt, um ihnen zu helfen, obwohl das sicherlich das Dümmste gewesen wäre, was er hätte tun können.
Nachdem Onkel Adalbert für jeden von ihnen eine Tasse auf den Tisch gestellt hatte, humpelte er zu seiner Werkbank zurück und holte die Teekanne. Er schenkte ein, setzte sich und schloss für einen Moment die Augen. Dann tauschten er und Lord Allan einen langen Blick.
»Am Ende treffen wir uns also doch noch einmal wieder«, sagte Onkel Adalbert und zog seine buschigen Augenbrauen zusammen.
»Ganz recht.« Linda nahm einen Schluck Tee und knallte ihre Tasse zurück auf den Tisch, sodass sie fast zerbrach. Sie holte ihr schwarzes Notizbuch hervor und sagte mit resoluter Stimme: »Ihr habt beide genug Mist gebaut und braucht euch jetzt gar nicht herumzustreiten, wer für das ganze Unglück verantwortlich ist.«
Onkel Adalbert wollte etwas erwidern, aber Claire ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Ab sofort hat die Knochenbande das Kommando«, verkündete sie mit einem Seitenblick auf Allan Darkmoor, der den Kopf senkte und nickte. »Und wir werden dafür sorgen, dass alles wieder ins Lot kommt. Hast du noch diese Wunderpillen von Tante Annie?«, fügte sie an Onkel Adalbert gewandt hinzu.
Der Erfinder sah sie verwirrt an. Er schien überlegen zu müssen, wer Tante Annie war, aber
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