Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss
Brenda zu tun hat. Das Rätsel des schwebenden Spazierstocks läuft uns ja nicht weg. Und bevor du dein kleines Gehirn überanstrengst, würde ich vorschlagen, ganz einfach nachher Onkel Adalbert zu fragen.« Claire drückte ihm das Päckchen in die Hand.
Percy hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sich mehr für Onkel Adalberts Erfindung als für die Aufklärung des Mords interessiert hatte. Aber auch während er sich an der Schnur zu schaffen machte, konnte er es nicht lassen, hin und wieder zu dem Spazierstock zu schielen, den John inzwischen wieder in der Hand hielt.
»Gut gemacht!« Claire schlug ihm auf die Schulter.
Percy hatte gar nicht gemerkt, dass er den Knoten bereits gelöst hatte. Der Bindfaden lockerte sich und Claire riss ihn gemeinsam mit Linda herunter. Dann gab es einen kurzen Streit zwischen den Zwillingen, weil jede der beiden das Päckchen öffnen wollte, aber schließlich schnappte Jim es sich und lief damit schwanzwedelnd zwischen John und Percy hin und her.
Endlich schaffte John es, Jim das inzwischen ziemlich zerfetzte Päckchen wieder abzunehmen. Er griff hinein und hielt im nächsten Moment ein Bündel Papier in der Hand, das mit engen Linien und vielen schwarzen Punkten bedruckt war.
Percy vermutete eine Geheimschrift, aber dann riefen Linda und Claire gleichzeitig: »Notenblätter!«
»Das gibt’s nicht!«, sagte John aufgebracht. »Warum versenkt dieser Blödian von Cyril ein Bündel Noten im Moor? Der hat sie doch nicht mehr alle!«
Plötzlich begann Claire, lauthals zu lachen. Sie konnte gar nicht mehr aufhören und musste sich sogar hinhocken, weil ihr vom Lachen der Bauch wehtat.
»So witzig ist das doch gar nicht«, meinte John. »Immerhin hätten ich und Percy wegen dieser blöden Noten fast dran glauben müssen.«
»Vor allem wohl Percy, du Held«, sagte Linda.
»Auf jeden Fall haben wir uns alle ganz umsonst in Gefahr begeben«, sagte John ärgerlich. »Und das wegen ein paar
Noten!
«
»Dafür haben wir Cyril jetzt in der Hand.« Linda half ihrer Schwester auf die Beine, die sich die Augen trocken wischte und die Haare aus dem Gesicht strich. Dann schnappte Claire sich die Notenblätter und betrachtete sie genauer.
»Beethoven, wie ich’s mir gedacht habe. Die Mondscheinsonate. In dreifacher Ausfertigung. Ich wette alle meine Murmeln, dass es außer diesen Fassungen hier keine einzige mehr im Schloss gibt.«
»Hört sich so an, als ob du dir denken kannst, warum Cyril die Noten im Moor versenkt hat«, sagte Percy verwundert. »Wie wollen wir denn damit beweisen, dass Cyril etwas mit dem Mord zu tun hat?«
»Gar nicht, du Dummie«, entgegnete Claire. »Mit der Brenda-Geschichte hat die Mondscheinsonate leider nichts zu tun. In dieser Hinsicht ist sie ein roter Hering.«
»Ein was?«
»Sag bloß, das weißt du nicht!
Du
bist doch unser Kriminal- und Schauergeschichten-Experte. Ein roter Hering ist eine Spur, die in die Irre führt«, erklärte Linda. »Früherhaben Diebe beim Weglaufen gesalzene rote Heringe hinter sich geworfen, um die Spürhunde zu verwirren.«
»Aus welchem Grund hat Cyril
dann
die Noten im Moor versenkt?«
»Cyril muss Weihnachten immer etwas auf dem Flügel vorspielen«, sagte Linda. »Ein ganz besonders inniger Wunsch von Tantchen Agatha. Sie
liebt
es, wenn Cyril Klavier spielt.«
»Nur leider, leider liebt Cyril das ganz und gar nicht«, fuhr Claire fort. »Er hat die Noten verschwinden lassen, damit er um die Klimperei herumkommt.«
»Und deswegen ist er ins Moor gegangen? Das kann ich mir nicht vorstellen!« Percy schüttelte den Kopf. »Nur um nicht Klavier spielen zu müssen, geht man doch nicht die Gefahr ein zu versinken!«
»Im Moor zu versinken ist nicht das Schlimmste auf der Welt, glaub mir.« Claire zwinkerte Percy zu.
Percy holte tief Luft, brach dann aber in Gelächter aus. »Cyril hätte sich den Ausflug ins Moor sparen können. Inspektor Fortescue hat doch gestern bei seiner Ansprache im Musiksaal den Flügel zertrümmert. Habt ihr das gar nicht mitbekommen?«
»Ist nicht dein Ernst!«, rief Claire.
»Geschieht Cyril recht, dass er sich völlig umsonst in Gefahr begeben hat«, sagte Linda, schaute aber gleichzeitig etwas traurig auf die Notenblätter. »Viel nützen wird uns der gute Beethoven dann ja wohl nicht mehr.«
»Das kann man nie wissen«, meinte Claire.
»Was hast du denn damit vor?«, fragte Percy.
»Ich glaube, ich weiß es«, sagte Linda und zwinkerte ihrer Schwester zu.
Nachdem sie den fliegenden
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