Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss
Gegensatz zu Inspektor Fortescue wird unser Detektiv
wirklich
etwas herausfinden. So lange möchte ich, dass du dich hier bei uns im Schloss wie zu Hause fühlst.«
»Das tut er sowieso schon«, brummte Claire aus ihrem Schmollwinkel, allerdings erneut so leise, dass ihr Vater es nicht hörte.
Lord Darkmoor erhob sich. »Meine Frau wird dir nachher dein Zimmer zeigen. Auf keinen Fall sollst du allein im Westflügel schlafen«, sagte er und ging zur Tür. »Und ich muss mich jetzt leider um Inspektor Fortescue kümmern. Er ist gerade mit einer ganzen Armada von Constables zurückgekommen. Ich fürchte, heute Nacht haben wir wieder alle Zimmerarrest.« Damit verließ er den Raum.
Tatsächlich trafen die Freunde in fast jedem Gang mindestens einen Polizisten, als sie wenig später mit Jim Gassi gehen wollten. Die Constables blickten genauso finster drein wie die ausgestopften Elche an der Wand, ließen sie aber passieren.
Erst in der großen Halle vor der Eingangstür wurden sie aufgehalten. Allerdings nicht von den Polizeibeamten, sondern von Cyril und Jason, die dort gemeinsam mit Gack, Gock und dem schwermütigen Heinrich aus Ingolstadt herumlungertenund Zigaretten rauchten, obwohl ihnen das eigentlich verboten war.
»Hab gehört, dass deine Eltern dich ausgesetzt haben, Pumpkin«, sagte Cyril und trat ihnen in den Weg. Er blies Percy Zigarettenrauch ins Gesicht, der im Gegensatz zu dem angenehmen Vanillearoma von Onkel Cedrics Pfeife scharf und beißend roch.
»Kann ich ja verstehen, aber weißt du, was ich mich frage?« Er tippte Percy hart gegen die Brust. »Warum haben sie dich nicht in eine Mülltonne gestopft? Warum bringen sie erst unsere Köchin um die Ecke und lassen dann auch noch ihren Abfall bei uns stehen?«
Gack und Gock kicherten, Jason lachte wiehernd und Heinrich starrte teilnahmslos in den großen Spiegel an der gegenüberliegenden Wand und fingerte an der Knopfleiste seines weißen Rüschenhemds herum.
»Sehr witzig«, sagte Claire. »Geh aus dem Weg, Cyril, du stinkst.«
»Wie fühlt man sich denn so, wenn die eigenen Eltern mit einem Mörder unter einer Decke stecken?«, fragte Cyril Percy. »Hast du schon Pläne für die Zukunft gemacht? Ich meine, sobald sie Mami und Papi an den Galgen gebracht haben? Wirst wohl im Waisenhaus landen.«
Jim begann, wütend zu knurren, und Claire war kurz davor, ihrem Cousin mit aller Wucht gegen das Schienbein zu treten. Auch Linda und John sahen so aus, als ob sie Cyril am liebsten verprügeln würden – nur Percy nicht. Er hatteeinen ähnlichen Gesichtsausdruck angenommen wie der schwermütige Heinrich, blickte an Cyril vorbei in den Spiegel und fächelte mit der Hand den Zigarettenrauch beiseite.
Gerade als Linda sich Johns Spazierstock schnappen wollte, um damit auf Cyril loszugehen, erschien Onkel Eric oben an der Balustrade, genau an der Stelle, wo Percy die Ankunft von Tante Agatha belauscht hatte.
»Wenn ich euch noch einmal beim Rauchen erwische, lasse ich euch für zwei Tage in den Keller einsperren!«, schimpfte er Claire und Linda an, obwohl deutlich zu sehen war, dass die Zwillinge keine Zigaretten in den Händen hielten. »Ab auf die Zimmer mit euch. Der Inspektor hat für alle eine Ausgangssperre bis morgen früh angeordnet.«
Cyril schnipste seine Zigarette in Jims Richtung, verfehlte den Hund allerdings.
»Pass auf, dass du nicht den Teppich verkohlst«, sagte er zu Claire und winkte Jason zu, ihm zu folgen. Gack, Gock und Heinrich verließen ebenfalls die Halle, und Onkel Eric verschwand so plötzlich, wie er aufgetaucht war.
»So eine Gemeinheit!«, sagte Linda leise und streichelte Jim über das Fell. John trat Cyrils Zigarette aus und schob sie unter den Teppich.
»Alles in Ordnung, Percy?«, fragte Claire.
Percy starrte noch eine Weile gedankenverloren in den Spiegel, nickte seiner Cousine dann aber zu.
»Am besten, wir gehen mit Jim in den Innenhof.« Claire musterte Percy eindringlich. »Nicht dass sich unser Cousinvor lauter Trübsal am Ende doch noch in den Schlossgraben stürzt.«
Percy lächelte matt. »Bei mir ist schon alles okay.«
»Den Eindruck hab ich aber nicht«, meinte Claire. »Ich bin ja vielleicht nicht besonders einfühlsam, aber auch nicht blöd.«
»Schon gut.« Percy nahm Jim an die Leine, während Linda die schwere Haustür öffnete. »Ich bin wirklich in Ordnung. Es wird sich wohl alles aufklären, jetzt, wo euer Vater einen Detektiv engagiert hat.« Er seufzte.
Draußen war es stockfinster und
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