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Perdido Street Station 01 - Die Falter

Perdido Street Station 01 - Die Falter

Titel: Perdido Street Station 01 - Die Falter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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in Dog Fenn, brütete Benjamin Flex verdrossen über der Tatsache, dass Cadnebar’s Wax, die illegale Gazette der Kampfspiele, eine fünfmal höhere Auflage hatte als sein Lauffeuer.
     
    Der Augenpflücker entsorgte ein weiteres verstümmeltes Opfer in der Kanalisation. Strandläufer entdeckten den Toten. Er hing wie ein erschöpfter Schwimmer aus einem Abflussrohr am Ufer des Tar.
    Am Rand von Nigh Sump starb eine Frau an großen Einstichwunden links und rechts des Halses, wie von den Klingen einer großen, gezähnten Schere. Nachbarn fanden sie. Der Körper der Toten war bestreut mit Schriftstücken, die sie als hochrangige Informantin der Miliz entlarvten. Die Kunde verbreitete sich in Windeseile. Jack Gotteshand hatte zugeschlagen. In Gosse und Slum weinte man dem Opfer keine Träne nach.
     
    Nur selten fanden Lin und Isaac Zeit für eine gemeinsame Nacht. Isaac merkte, dass mit Lin etwas nicht stimmte. Einmal drückte er sie auf einen Stuhl und bestand darauf, dass sie ihm ihr Herz ausschüttete. Was sie bedrückte. Weshalb sie am diesjährigen Shintacost-Preis nicht teilnehmen wollte (dieser Entschluss hatte ihren üblichen Spitzen gegen das Niveau der Teilnehmerliste eine zusätzliche Bitterkeit verliehen). Woran sie arbeitete. Und wo. Nirgends in ihrer Wohnung waren Spuren bildhauerischer Tätigkeit zu entdecken.
    Lin hatte seinen Arm gestreichelt, dankbar für seine Anteilnahme, doch sie zog ihn nicht ins Vertrauen. Sie sagte, sie arbeite an einer Figur, sehr vielversprechend, auf die sie schon jetzt glaubte, ein wenig stolz sein zu dürfen. Mehr wollte sie nicht verraten, auch nicht, wo sich die Werkstatt befand, in der sie arbeitete. Es war nicht, als hätte sie sich völlig zurückgezogen. Vielleicht einmal in zwei Wochen traf man sie in einer der Bars in Salacus Fields, wo sie mit ihren Freunden lachte, wenn auch etwas weniger unbeschwert als noch vor zwei Monaten.
    Sie neckte Isaac wegen seines Rochus auf Lucky Gazid, der verschwunden war, genau zum richtigen Zeitpunkt – ganz so, als hätte er ein schlechtes Gewissen. Isaac hatte Lin von seiner unbeabsichtigten Verkostung der neuen Droge berichtet und wutschnaubend gedroht, dass er es ihm heimzahlen werde.
    Er beschrieb auch die ungewöhnliche Raupe, die von der Droge groß und stark zu werden schien. Lin hatte das Tier noch nicht gesehen – seit dem trostlosen Tag im vergangenen Monat war sie nicht mehr in Brock Marsh gewesen. Aber selbst wenn man einiges an Übertreibung von Isaacs Seite voraussetzte, schien es sich um ein erstaunliches Geschöpf zu handeln.
    Das Herz voller Liebe für Isaac, wechselte Lin geschickt das Thema. Sie erkundigte sich, welche Nährstoffe die Raupe seiner Meinung nach aus ihrer absonderlichen Speise bezog, und lehnte sich zurück. Seine Gesichtszüge lösten sich, er begann begeistert zu erzählen, dass er es nicht wüsste, aber er hätte die ein oder andere Vermutung. Sie bat ihn, ihr seine Krisistheorie zu erklären, und ob er ernsthaft glaubte, Yagharek würde damit wieder fliegen können, und er erging sich in wortreichen Vorträgen und kritzelte Schemata auf Papierfetzen.
    Er war so leicht zu beeinflussen. Manchmal hatte Lin das Gefühl, dass Isaac wusste, er wurde manipuliert, dass er sich schuldig fühlte wegen seiner Bereitwilligkeit, sich von ihren Sorgen ablenken zu lassen. Sie spürte Dankbarkeit in der Art, wie er holprig das Thema wechselte, vermischt mit Gewissensbissen. Sein besseres Ich sagte ihm, es sei angesichts ihrer offensichtlichen Niedergeschlagenheit seine Schuldigkeit, ihr Trost zu spenden, und er tat es, aufrichtig. Aber es war eine Anstrengung, eine Pflicht, wenn der größte Teil seines Denkens von Krisis und Raupenfutter in Beschlag genommen war. Sie erteilte ihm Absolution für seine Selbstsucht, und er nahm sie dankbar an.
    Lin wollte Isaacs Sorge beschwichtigen, vorläufig. Sie fürchtete, sie könnte zu viel sagen, wenn er weiter in sie drang. Je mehr er wusste, desto gefährlicher war es für sie. Sie konnte nicht beurteilen, über welche Kräfte ihr Auftraggeber gebot. Telepathie gehörte vermutlich nicht dazu, doch sie wollte kein Risiko eingehen. Sie wollte ihre Arbeit beenden, das Geld einstecken und Bonetown den Rücken kehren.
     
    Bei jeder ihrer Sitzungen zog Vielgestalt sie – gegen ihren Willen – in seine Stadt hinein. Er plauderte müßig von Revierkämpfen in Griss Twist und Badside, ließ Andeutungen fallen über ein Bandenmassaker im Zentrum von The Crow. Ma Francine

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