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Perdido Street Station 02 - Der Weber

Perdido Street Station 02 - Der Weber

Titel: Perdido Street Station 02 - Der Weber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Vorhangspalten.
    Yagharek wich in einen schmalen Durchgang zurück und winkte den anderen mitzukommen. In einiger Entfernung hörte man noch immer das Stimmengewirr der verstörten Kaktuspatrouillen, die sich nicht darüber einig werden konnten, was sie tun sollten.
    »Selbst wenn es nicht ohnehin riskant wäre, die Kaktusleute als Verbündete gewinnen zu wollen«, meinte Isaac halblaut, »wäre es Wahnsinn, jetzt mit ihnen reden zu wollen. Sie sind total aus dem Häuschen. Wenn wir nur unsere Nasenspitze sehen lassen, schnappen sie glatt über und haben uns mit ihren Köpfern schneller um einen solchen kürzer gemacht, als man Gut Freund! sagen kann.«
    »Wir müssen an den Zimmern vorbei, in denen die Bewohner schlafen«, erklärte Yagharek. »Die Gierfalter nisten ganz oben, unter dem Dach.«
    »Tansell, Penge«, sagte Shadrach in bestimmtem Ton, »ihr bewacht die Tür.«
    Die beiden tauschten einen Blick, dann nickten sie.
    »Prof? Ich denke, du kommst am besten mit mir. Und diese Konstrukte – du glaubst, dass sie uns wirklich nützlich sein können?«
    Isaac nickte. »Mehr als das. Für uns sind sie womöglich der Unterschied zwischen Leben und Tod. Aber hört zu, ich glaube der – ich glaube, ein Weber ist in der Nähe.«
    Alle starrten ihn an. Derkhan und Lemuel schauten ungläubig, die Aventuriers zeigten keine Regung.
    »Wie kommst du darauf, Prof?«, erkundigte sich Pengefinchess mit milder Neugier.
    »Ich – ich kann es irgendwie spüren. Wir haben schon mit ihm zu tun gehabt. Er sagte, er käme vielleicht wieder …«
    Pengefinchess schaute Tansell und Shadrach an. Derkhan mischte sich ein.
    »Es ist wahr«, sagte sie. »Fragt Girrvogel. Er hat ihn gesehen.«
    Lemuel nickte zögernd. »Aber wir können nicht viel tun«, meinte er. »Wir können das Vieh oder was immer, nicht für uns einspannen und sind mehr oder weniger seinen Launen ausgeliefert. Vielleicht nimmt es sich uns zur Brust statt der Falter. Vielleicht tut es gar nichts. Du hast selbst gesagt, Isaac: Der Weber tut, was erwill.«
    »Na gut«, sagte Shadrach. »Es bleibt also dabei, wir suchen das Nest. Einwände?« Niemand sprach. »In Ordnung. Du, Garuda. Du hast sie beobachtet. Du hast gesehen, wo sie herausgekrochen sind. Dich brauchen wir. Also gehen ich, der Prof, der Vogelmann und die Blechaffen. Ihr Übrigen bleibt hier und tut genau das, was Tansell und Penge euch sagen. Klar?«
    Lemuel nickte gleichgültig. Derkhan brauchte einen Moment, um ihren inneren Widerstand zu überwinden. Shadrachs harter, befehlender Tonfall verfehlte nicht seine Wirkung. Auch wenn sie ihn nicht mochte, wenn sie ihn für moralisch verkommen hielt, für einen Gauner und Schurken – er verstand sein Geschäft. Er war ein Mörder, und genau das brauchten sie jetzt. Sie nickte.
    »Sobald es brenzlig zu werden droht, verschwindet ihr. Ab in die Kloake. Falls alle Stricke reißen, treffen wir uns morgen auf der Müllhalde. Alles klar?« Diesmal sprach er zu Pengefinchess und Tansell. Sie nickten kurz. Die Vodyanoi flüsterte mit ihrer Undine und suchte in ihrem Köcher. Einige Pfeile waren ausgeklügelte Geräte mit dünnen Federklingen, die beim Auftreffen heraussprangen und fast so viel Schaden anrichteten wie das Geschoss eines Köpfers.
    Tansell überprüfte die Ladung seiner Pistolen. Nach kurzem Zögern nahm Shadrach seine Trombon von der Schulter und reichte sie dem Kampfgenossen, der sie mit einem dankenden Kopfnicken annahm.
    »Im Haus kommt es höchstens zu einem Handgemenge, da nützt sie mir nichts.« Shadrach zog seine ungewöhnlich ausgeschmückte Pistole. Im Zwielicht konnte man fast glauben, dass die Dämonenfratze an der Mündung sich bewegte. Shadrach flüsterte, es sah aus, als ob er mit der Waffe redete. Isaac hatte den Verdacht, dass die Pistole thaumaturgisch mit besonderen Eigenschaften versehen worden war.
    Shadrach, Isaac und Yagharek setzten sich in Bewegung.
    »Konstrukte!«, zischte Isaac. »Bei Fuß!«
    Unter pneumatischem Pfeifen und metallischem Geklapper hoppelten die blechernen Affen hinter ihnen her.
    Isaac und Shadrach schauten auf Yagharek, dann vergewisserten sie sich in ihren Spiegeln, dass sie den Raum hinter sich ohne toten Winkel überblicken konnten.
    Tansell stand vor dem kleinen Trupp und schrieb in ein Notizbuch. Er schaute auf, schürzte die Lippen und musterte Shadrach mit schief gelegtem Kopf, dann richtete er den Blick auf die Fackeln über ihnen und schätzte offenbar den Winkel der auskragenden Dächer. Er

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