Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
Vom Netzwerk:
heulender Sirene, bog Nick in die Zufahrt zum Flughafen ein.
    »Hoffentlich hast du recht«, murmelte Frank. »Weil ich es nicht ertragen könnte, wenn sie mich mit euch vier Clowns allein lassen würde.«
     
    Die Tür zur Hotelsuite der Lords öffnete sich, und Tim Lord trat ein, blass und völlig durchgefroren.
    »Hi, Schatz!« Vicky saß auf der Couch, von der sie sich den ganzen Tag nicht wegbewegt hatte, weil sie den Schnee hasste. »Heute bist du aber früh zurück. Wie war dein Tag?«
    Ungläubig starrte er seine Frau an. Er zog weder den Parka aus, noch nahm er den Hut ab, musterte sie einfach nur, wie sie auf der weißen Couch saß, im rosigen Schein einer Lampe, die in einer Ecke des Zimmers stand. Vor ihr auf dem Boden stapelten sich mehrere
Zeitschriften, auf dem Couchtisch stand eine halb volle Teetasse. Aus der Lautsprecheranlage tönte Meeresrauschen, und das Möwengeschrei bildete einen seltsamen Kontrast zum Schneesturm, der vor dem Fenster tobte.
    »Hast du es noch nicht gehört?«, fragte Tim leise.
    »Was denn?« Vicky blätterte eine Seite ihres Magazins um. Vor Stunden hatte sie die Vogue ausgelesen. Nun las sie eine Ausgabe der Teen Beat , die ihre älteste Stieftochter zurückgelassen hatte. »Meinst du den Blizzard? O Gott, natürlich. Die ganze Zeit haben sie davon erzählt. Ich musste den Fernseher ausschalten. Aber das fiel mir auch nicht schwer. Du hättest sehen sollen, was sie bei General Hospital mit Todds Haaren gemacht haben. Ich meine, ich halte sehr viel von Haartransplantationen. Allerdings braucht man dafür einen Profi. Also wirklich, der Kerl sah aus, als würden Getreidehalme aus seinem Kopf wachsen.«
    Müde wankte Tim zu einem Sessel und sank hinein. »Wo sind die Kinder?«
    »Oh …« Vicky ergriff ihre Teetasse. »Lupe ist mit ihnen in den Videoladen auf der anderen Straßenseite gegangen. Übrigens, Elijah ist nicht krank. Keine Ahnung, was du heute Morgen mit dieser Nachricht gemeint hast. Wirklich, der Junge ist quietschfidel, er hat sogar Anastasia gebissen …«
    »Jack Townsend ist tot«, fiel Tim ihr ins Wort.
    »… in den Arm. Schließlich musste ich die beiden in verschiedene Zimmerecken schicken, weil sie einfach nicht aufhörten …« Abrupt verstummte sie, ihre kunstvoll mit Kajal umrandeten Augen blinzelten. »Was … was hast du gesagt?«

    »Der Hubschrauber ist abgestürzt.« Ganz langsam, einen verwirrten Ausdruck in den Augen, zog er die Strickmütze von seinem grauen Haar. »Irgendwo über dem McKinley-Park. Wegen des Schneesturms können sie kein Flugzeug hinschicken … keine Suchtrupps. Falls Jack den Absturz überhaupt überlebt hat, wird er die Nacht wohl kaum überstehen. Laut Wettervorhersage soll die Temperatur noch sinken …«
    Plötzlich sprang Vicky von der Couch auf. Ihre Füße steckten in Strümpfen, und sie stand da und hob beide Hände, als wollte sie irgendetwas abwehren. »Nein«, sagte sie und wich vor Tim zurück. »Nein.«
    Müde begann er, seine Handschuhe auszuziehen. »Heute Nachtmittag wollte ich hier anrufen, Vicky. Wahrscheinlich hast du das Telefon abgeschaltet. Wie üblich. Sie sind beide tot. Auch Lou Calabrese.«
    Immer noch wich sie zurück, bis sie gegen den gläsernen Esstisch stieß, der von zwölf Stühlen umgeben war. Die brauchte ein Mann wie Tim Lord, mit so vielen Kindern – und dem nötigen Personal, das für sie sorgte.
    »Nein, das kann nicht wahr sein.« Vickys rot bemalte Lippen bildeten einen grellen Kontrast zu ihrem bleichen Gesicht. »Nein … Jack … Lou … erst vor ein paar Stunden habe ich die beiden auf dem Flughafen gesehen. Da ging es ihnen gut. Ich meine, sie haben sich gestritten. Du weißt ja, wie sehr sie sich hassen. Aber es ging ihnen gut.«
    »Nun …« Tim hievte sich aus dem Sessel hoch und schlüpfte aus seinem Mantel. »Jetzt geht’s ihnen nicht mehr gut. Gibt es hier eine Whiskyflasche? Jetzt könnte ich wirklich einen Drink gebrauchen.«

    »Jack Townsend …« Zitternd verschränkte Vicky die Arme vor der Brust. Trotz der Entfernung sah er, wie heftig sie bebte. »Nein, Jack Townsend ist nicht tot.«
    Wäre er nicht so erschöpft, würde er zu ihr gehen und sie umarmen, aber er sank einfach in den Sessel zurück. »Doch, Vick.«
    Nachdem sie ihn ein paar Sekunden lang angestarrt hatte, fuhr sie herum und rannte ins Schlafzimmer. Krachend fiel die Tür ins Schloss. Eine Minute später hörte er das Badewasser rauschen. Damit wollte sie ihr Schluchzen übertönen, das wusste

Weitere Kostenlose Bücher