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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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er.
    Reglos blieb er sitzen und beobachtete die Schneeflocken, die vor den Fenstern tanzten.
    »Verdammt«, flüsterte er. Wie hypnotisiert beobachtete er den Blizzard. »Oh, verdammt …«

8
    Wenigstens weint sie nicht, dachte Jack.
    Damit hatte er zumindest eine Sache, für die er dankbar sein konnte.
    In dieser Situation würden die meisten Frauen weinen. Sich an ihn klammern. Und ihn nerven.
    Aber sie nicht. Und sie dankte ihm auch nicht überschwänglich dafür, dass er sie aus dem brennenden Metallhaufen gezogen hatte. Nun, wenigstens heulte sie nicht. Sie saß einfach nur da, und ihre dunklen Augen waren unergründlich.
    Abgesehen von der Abneigung, die sie gegen ihn hegte. Die merkte er ihr mühelos an.
    Ihm erschien es ziemlich unfair, jemanden zu hassen, der einen, während man bewusstlos gewesen war, aus einem verkohlten, verbeulten Hubschrauber gezerrt hatte und der einem auch noch den Laptop gerettet hatte. Trotzdem mochte sie ihn nicht.
    Doch so richtig übelnehmen konnte er es ihr nicht. Es musste mit diesem Satz zusammenhängen. Ich brauche eine größere Waffe . Natürlich war sie deshalb beleidigt. Dann die Sache mit Vicky, die er niemals irgendjemandem hatte zufriedenstellend erklären können, sich selber schon gar nicht. Und jetzt das . Offenbar trug er auch die Schuld an dem Hubschrauberabsturz. Denn Sam war engagiert worden, um ihn zu töten – nicht sie.
    Was bedeutete das? Wer in aller Welt wünschte sich
seinen Tod so inständig, dass er dafür bezahlte? Soweit er sich erinnern konnte, hatte er in letzter Zeit niemanden vor den Kopf gestoßen und sich mit niemandem in einer Bar geprügelt. Und er hatte ganz sicher nicht mit verheirateten Frauen geschlafen. Also, was sollte das alles?
    »Schauen Sie mir eigentlich zu, Townsend?«, fragte Lou in gebieterischem Ton. »Wenn man etwas macht, sollte man es auch richtig machen.«
    Jack blickte von den Flammen auf, die hypnotisch vor ihm tanzten. »Hey«, sagte er, sobald sein Gehirn, das durch die Kälte immer träger wurde, endlich registrierte, was er sah. »Sie haben Feuer gemacht.«
    »Das nennt man Anmachholz«, erklärte sie langsam, als würde sie mit einem Vierjährigen reden. »Man wirft einfach alle Zweige auf einen Haufen und steckt sie in Brand. Erst mal sucht man Anmachholz, dann muss man es anzünden und ganz vorsichtig draufblasen.«
    Es gefiel ihm, wie ihre Lippen aussahen, während sie das Wort »blasen« aussprach.
    »Haben Sie noch nie Cast Away – Verschollen gesehen?« Verächtlich warf sie ihm Sams Feuerzeug zu.
    »Habe ich wohl nicht.« Warum hatte er nie zuvor bemerkt, wie reizvoll Lou Calabrese war? Klar, eine attraktive Frau, das stellte er nicht zum ersten Mal fest. Bei den Copkiller -Premieren hatte sie immer fantastisch ausgesehen. Auch an dem Abend, wo sie den Oscar für das Hindenburg -Drehbuch bekam. In einem verführerischen schwarzen Kleid. Eine billige Armani-Kopie, hatte Greta boshaft allen Anwesenden erzählt.
    Aber aus irgendwelchen Gründen erschien ihm Lou Calabrese in der Wildnis von Alaska – mit einer Beule
an der Stirn, die Wangen vom Wind gerötet – weitaus reizvoller als in einem schulterfreien Abendkleid. Vielleicht, weil er sie zum ersten Mal sah, ohne dass Barry Kimmel ständig an ihr dranhing. Der Kerl ging ihm echt auf die Nerven. Das war er auch schon, bevor Greta mit ihm weggerannt war. Vielleicht lag es an seiner kleinen Rolle in STAT . Das war lange bevor die beiden berühmt waren. Damals war Barry – oder Bruno, wie er sich jetzt nannte – ständig in Jacks Garderobe aufgekreuzt, um ihn zu fragen, wo man die besten Hasen aufreißen konnte. Ausgerechnet Hasen! Natürlich hatte Jack immer versucht, den Idioten abzuwimmeln.
    Und die ganze Zeit hatte Barrys Hase daheim auf ihn gewartet. Manchmal hasste Jack seinen Job. Oh, er war sehr gerne Schauspieler. Aber er verachtete einige seiner Kollegen.
    »Denken Sie in Zukunft dran«, mahnte Lou. »Anmachholz. Das ist sehr wichtig.«
    »Gibt es eigentlich einen Film, den Sie nicht gesehen haben?«
    »Nein.« Sie schenkte ihm ein hinreißendes Lächeln, das ihn entwaffnete, solange bis er die nächsten Worte hörte. »Im Gegensatz zu gewissen Leuten wurde ich nicht mit einem Silberlöffel im Mund geboren. Deshalb musste ich mich wie gewöhnliche Sterbliche amüsieren.«
    »Wow«, meinte Jack. »Ist das ein Seitenhieb auf mein vermeintlich privilegiertes Elternhaus?«
    »Daran ist nichts vermeintlich. Immerhin sind Sie ein Townsend. Und was das

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