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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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Gott.«
    Aus dem Telefon drang die Stimme Marvins, der irgendetwas über die Schiffsladung mit den mauvefarbenen italienischen Fliesen sagte. Angeblich war sie vom Zoll beschlagnahmt worden. Keine der beiden Frauen dachte daran, den Hörer aufzulegen.
     
    »Schneller, Richards«, befahl Eleanor Townsend und beugte sich vor.
    »Ich fahre so schnell, wie es das Gesetz erlaubt, Madam«, erwiderte der Butler, der als Chauffeur fungierte, weil Mrs. Townsends Fahrer an diesem Tag freihatte.
    »Zum Teufel mit dem Gesetz! Benutzen Sie … wie heißt das doch gleich?«
    »Den Seitenstreifen, Madam.«
    »Ja, genau.«
    »Besser nicht, Madam. Von einer Gefängniszelle aus können Sie Master Jack nicht helfen. Und – Gott bewahre – von einer Klinik aus ebenso wenig.«
    »Ich darf diesen Flug nicht verpassen, Richards«, betonte Eleanor, die im Fond des Wagens saß, Alessandro und eine kleine Reisetasche auf dem Schoß. »Heute ist das der letzte Direktflug nach Anchorage.«
    »Keine Bange, Mrs. Townsend, wir werden uns nicht verspäten«, versicherte Richards mit ruhiger Stimme. »Wir haben noch viel Zeit.«

    »Natürlich, wenn Sie auf diesem … Dings fahren. Wie heißt es?«
    »Seitenstreifen. Vielleicht sollten Sie Mr. Lord zurückrufen. Möglicherweise hat er gute Neuigkeiten.«
    »Netter Versuch, Richards.« Eleanor klappte den Kragen ihres Fuchsmantels hoch. »Aber ich habe Mr. Lord schon alles gesagt, was er wissen muss. Das nächste Mal wird er von meinen Anwälten hören. Wenn man sich das vorstellt! Bei diesem grässlichen Wetter setzt er meinen Sohn in einen Hubschrauber! Glauben Sie mir, bald wird das Studio merken, welche Konsequenzen diese ungeheuerliche Handlungsweise nach sich zieht!«
    »Sicher geht es Master Jack gut.« Der Bentley rückte ein paar Zentimeter weiter, zur Stoßstange des Wagens, der vor ihm dahinkroch. »Immerhin ist er ein intelligenter junger Mann, der sich in allen Situationen zurechtfindet.«
    »Hätte er bloß auf seinen Vater gehört! Wäre er Jurist geworden, so wie Gilbert es wünschte, statt ausgerechnet zum Film zu gehen …«
    »Master Jack ist sehr erfolgreich«, sagte der Butler. »Und sein letzter Film hat mir wirklich gut gefallen, dieser Shakespeare-Independentfilm.«
    » Hamlet . Ja, der war schön. Ich liebe meinen Sohn wirklich, Richards. Aber wenn er schon Schauspieler werden musste, warum dann beim Film? Was spricht denn gegen das Theater? Meiner Ansicht nach sind Bühnenschauspieler viel respektabler. Und sie müssen niemals in Hubschrauber steigen.«
    »Zudem müssen sie sich nicht so oft ausziehen wie Master Jack, in den Kassenschlagern, meine ich.«

    »Genau. Ich fürchte, ich habe keine einzige Freundin, die meinen Sohn noch nicht so gesehen hat, wie Gott ihn schuf. Oh, es ist furchtbar peinlich!«
    »Vielleicht sollten Sie mit Master Jack darüber reden, wenn Sie ihn sehen«, versuchte Richards, seine Chefin zu ermuntern.
    »Das werde ich tun. Er kann es doch nicht nötig haben, sich in jedem Film zu entkleiden. Und es muss doch Drehbücher ohne Nacktszenen geben, meinen Sie nicht auch? So wie Hamlet .«
    »Gewiss, Madam. Aber dieser Film brachte nur neun Millionen ein, wenn Sie sich entsinnen.«
    Eleanor seufzte. Sie starrte leeren Blickes durch das Fenster in den New Yorker Regen, der wie ein grauer Vorhang herabfiel. »Ach, ich weiß es nicht … vermutlich ist es gut, dass er so erfolgreich ist. Als sein Vater entschied, ihm kein Geld mehr zu geben, brannte er mit zwanzig Dollar in der Tasche nach Kalifornien durch. Jack ist ein richtiger Selfmademan. Aber … so wichtig ist Geld doch gar nicht, oder? Würde lässt sich schließlich nicht kaufen. Und Gilbert hat ihm trotz allem eine ganze Menge hinterlassen. Braucht er denn mehr als hunderttausend pro Jahr, um seine Ranch zu betreiben?« Beinahe brach ihre Stimme. »O Richards, wenn ihm irgendetwas zugestoßen ist … was sollen wir dann mit all den Pferden machen?«
    »Nicht, Madam«, mahnte der Butler, nahm ein Papiertaschentuch aus der Box auf dem Beifahrersitz und reichte es nach hinten. »Kopf hoch, Mrs. Townsend, mit Master Jack ist alles in Ordnung. Ganz bestimmt.«
    In diesem Moment heulte eine Polizeisirene, und
Eleanor blickte von ihrem Papiertaschentuch auf. »O Gott, vielleicht ist da vorn ein Unfall passiert. Deshalb stecken wir im Stau.«
    Als die Polizei vorbeigerast war, fuhr der Butler auf den Seitenstreifen. Mit quietschenden Reifen folgte der Bentley dem Polizeiauto.
    Unsanft wurde Eleanor

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