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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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Tatsächlich,
der Fahrer dieses Vehikels benahm sich ziemlich eigenartig. Während er heranraste, griff er hinter sich und schien mit irgendeinem Gegenstand zu kämpfen.
    »Das ist nur ein Walkie-Talkie …« Auch Jack musste nach Luft schnappen. Nicht einmal einem durchtrainierten Schauspieler, der für seine Nacktszenen in Form bleiben musste, fiel es leicht, durch tiefen Neuschnee zu stapfen. »Sicher will er irgendwen per Funk verständigen …«
    Ein paar Sekunden später hallte eine Explosion durch die stillen Wälder. Und es war nicht der Hubschrauber, der in die Luft ging. Da erkannte Jack, wonach der Schneemobilfahrer gegriffen hatte.
    Das war gar kein Walkie-Talkie. Nein, sondern … Entsetzt erkannte er die Wahrheit.
    » Laufen Sie! « , schrie Lou und packte seinen Arm.
    Das hätte sie ihm nicht zu sagen brauchen. Er fuhr herum, stürmte bergab, Lou neben sich, die immer wieder stolperte und ausrutschte. Im nächsten Moment krachte eine weitere Explosion, zerfetzte die Zweige eines Baums in unmittelbarer Nähe, Holzsplitter und Schneeklumpen rieselten auf die Flüchtenden hinab.
    Der Bastard schoss auf sie. Dem Schaden nach zu schließen, den der Baum erlitten hatte, mit einer abgesägten Schrotflinte.
    »Hierher!« Lou zerrte ihn hinter einen anderen Baum, der offenbar schon vor langer Zeit umgestürzt war, über und über mit Schnee bedeckt.
    Kein allzu günstiges Versteck, dachte Jack. Einen hohlen Stamm würde eine Schrotflintenladung mühelos durchlöchern.

    Aber seine Begleiterin wollte sich gar nicht verstecken. »Sams Waffe!«, schrie sie. Über dem Heulen des Schneemobils und dem Krach der Schrotflinte waren ihre Stimmen nicht zu hören. Aufgeregt umklammerte Lou den Kragen von Jacks Lederjacke. »Haben Sie den Revolver noch?«
    Wortlos zog er die Waffe, die Sam vor seinem Gesicht geschwenkt hatte, aus seiner Jackentasche. Die hatte er aus dem brennenden Hubschrauber gerettet, nicht die Leuchtpistole. Weil er sicher gewesen war, man würde sie ohne die Hilfe einer Leuchtpistole finden. Und Sams Revolver sollte als Beweis für den Mordversuch dienen. Allzu viel verstand Jack nicht von Schusswaffen. Abgesehen von jener Fahrt im Streifenwagen mit echten Polizisten (damit er das richtige Gefühl für seine Copkiller -Rolle bekam) hatte er bislang immer nur Waffen in der Hand gehalten, die mit Platzpatronen gefüllt waren.
    Aber Lou wusste offenbar ein bisschen mehr über Feuerwaffen. Blitzschnell zog sie ihre Handschuhe aus und umklammerte den Revolvergriff mit beiden Händen, stützte die Unterarme auf den Baumstamm und visierte ihr Ziel an, das rechte Auge fest zusammengekniffen. Kein besonders ermutigender Anblick, dachte Jack.
    »Ein bisschen näher«, murmelte sie. Und das erschreckte ihn noch mehr, denn ihre Stimme zitterte ebenso unkontrolliert wie ihre Finger. »Ein bisschen näher …«
    Peng! Die Schrotflinte überschüttete sie beide mit einem Regen aus Baumrindensplittern und Schnee. Den Kopf zwischen die Schultern gezogen, nahm Jack
den wiederholten Knall von Sams Revolver wahr, ein rhythmisches Stakkato, so dicht neben seinem Ohr, dass er gar nichts mehr hörte, als der Krach verstummte.
    Aber er sah etwas. Und zwar ein großes schwarzes Fahrzeug, das direkt auf sie zuraste. Hastig packte er Lou an der Kapuze ihres Parkas und riss sie nach unten, nur eine Sekunde bevor das Schneemobil über sie beide hinwegsegelte, den Boden voller Schrammen. Leblos hing der Körper des Fahrers über dem Armaturenbrett, das Gesicht hinter einer Schneebrille über einer grellroten Strumpfmaske verborgen.
    Unmittelbar danach knallte noch eine Explosion, viel lauter als die Schrotflintenschüsse, und Jack warf sich instinktiv über Lou, um sie gegen den Schutt abzuschirmen, der ringsum herabregnete wie eine Masse winziger Geschosse. Sobald diese am Boden landeten, erloschen sie zischend und hinterließen rauchende Krater im Schnee, andere Stücke prallten an Jacks Lederjacke ab, ohne Schaden anzurichten.
    Als der Regen aus den brennenden Wrackteilen des Schneemobils nachließ, wagte Jack, den Kopf zu heben. Das Erste, was er sah, war Lous Gesicht unter seinem. Bleich, aber entschlossen.
    Falls er eine typisch weibliche Reaktion erwartet hatte – Tränen oder sogar hysterisches Geschrei -, wurde er erneut enttäuscht. Sie öffnete ihre rosigen Lippen nur, um ihm mitzuteilen: »O Gott, Sie wiegen ja mindestens eine Tonne! Gehen Sie runter von mir!«
    In diesem Augenblick verstand Jack, warum Bruno di Blase

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