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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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sie verlassen und sich für Greta entschieden hatte. Ein Mann wie Bruno – oder Barry oder wie auch
immer er jetzt hieß – vermochte ein Mädchen wie Lou niemals zu beeindrucken. Greta dagegen war schon vor lauter Ehrfurcht erblasst, als Jack nur die Landkarte richtig gelesen hatte.
    Langsam, nicht qualvoll, denn außer ein paar Schneeflocken, die seinen pechschwarzen Kaschmirpullover durchdrungen hatten, war er anscheinend unversehrt geblieben, erhob er sich von Lous Körper. Sofort drehte sie sich auf den Bauch und richtete den Revolver, den sie immer noch mit beiden Händen umklammerte, in die Richtung der Explosion.
    »Ich glaube, Sie haben ihn ohnehin schon erwischt«, bemerkte Jack trocken.
    Und das hatte sie auch. Das Schneemobil und der Fahrer waren verschwunden. Nur ein dunkles Loch hatten sie zurückgelassen, direkt vor der gigantischen Kiefer, gegen die das Vehikel geprallt war. Von einem größeren verkohlten Wrackteil stieg schwarzer, bei ßender Rauch empor, so wie ihn auch der brennende Helikopter verströmt hatte. Jack fühlte sich nicht bemüßigt, die Bruchstücke genauer zu untersuchen.
    Lou, die sich inzwischen hingekniet hatte, ließ den Revolver in ihren Schoß fallen, als wäre er ihr plötzlich zu schwer geworden. Aber sie verharrte nicht lange in dieser Position, denn in der Ferne erklangen Geräusche. Es waren Geräusche, die sie beide noch vor kurzem begrüßt hätten, die sie jetzt aber fürchteten.
    Schneemobile.
    Viele.
    Sehr viele.
    » Kommen Sie.« Jack ergriff Lous Arm. »Hauen wir ab.«

    »Warten Sie«, erwiderte sie, während er sie auf die Beine zog. »Einen Moment. Wir wissen nicht, wer das ist. Vielleicht sind es diesmal die guten Jungs.«
    »Wollen Sie hierbleiben und es rausfinden?«
    Stöhnend folgte sie ihm, als er den Berghang hinabstapfte. Aber nicht ohne einen letzten Protest. »Mit wem haben Sie sich bloß dermaßen angelegt, Townsend?«, fragte sie mit einer Stimme, deren Zittern sie nur schwer verbergen konnte.
    Genau das wollte er selber gerne wissen.

9
    Elftausendzweihunderteinundvierzig.
    So viele Kilometer zeigte der Tachometer auf Lous Hometrainer in L.A. an. Elftausendzweihunderteinundvierzig Kilometer war sie in den letzten sechs Jahren abwechselnd gegangen und gelaufen. seit sie mit nichts in der Tasche außer einem Bachelor in kreativem Schreiben und einem eben erst vollendeten Copkiller- Drehbuch an der Westküste angekommen war.
    Und natürlich mit Barry. Auch den hatte sie nach Kalifornien mitgenommen.
    Und fast achthundert dieser Kilometer hatte sie seit der Trennung von Barry zurückgelegt. Sie brauchte ein Ventil für ihre nervöse Energie. Und hätte es eine bessere Möglichkeit gegeben, als auf ihrem Laufband zu joggen und dabei Judge Judy anzuschauen?
    Aber das hier war etwas anderes. In ihrem eigenen Bungalow zu laufen, auf dem Hometrainer, in ihren Nikes – das ließ sich nicht mit der Tortur vergleichen, auf Fünfzentimeterabsätzen durch tiefen Neuschnee zu stolpern, bei Minusgraden, eine Laptop- und eine Handtasche über der Schulter. Und ihre Füße waren nicht das Einzige, was zu zerspringen drohte. Genauso fühlten sich auch ihre gepeinigten Lungen an.
    »Warten Sie«, keuchte sie, hielt sich am nächstbesten Kiefernstamm fest und rang nach Luft. »Ich … ich kann nicht mehr …«

    Zu ihrer Erleichterung sah sie, dass auch Jack Atem schöpfen musste. Und wie sie wusste, war er topfit. Dazu hatte er sich schließlich vertraglich verpflichtet. Man konnte Detective Pete Logan alles Mögliche nachsagen, aber sicher nicht, dass er außer Form war.
    »Kommen Sie, wir … müssen … weiter …«, japste er, beugte sich vor und stützte die Hände auf seine Knie. »Die verfolgen uns.«
    »Nein, die haben uns verfolgt«, verbesserte sie ihn. Da sie nun wieder etwas ruhiger atmen konnte, spitzte sie ihre Ohren. Doch sie hörte nichts. »Wahrscheinlich haben wir sie abgeschüttelt.«
    Sie war sich dessen ziemlich sicher, weil die Dunkelheit allmählich hereinbrach und es immer dichter schneite. Sicher sah man sie beide ebenso undeutlich wie die umgestürzten Baumstämme und die Büsche, über die sie in ihrer hastigen Flucht hinweggesprungen waren, um sich in Sicherheit zu bringen.
    Falls es in dieser gottverlassenen Wildnis überhaupt einen sicheren Ort gab …
    »Hören Sie was?«, fragte Lou und legte eine Hand auf Jacks Schulter.
    Eine Zeit lang schwiegen sie. Kein Laut, nur das leise Zischen der Schneeflocken, die auf ihren Schultern

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