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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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Empfangschef es vorgeschlagen hatte, inspizierte Eleanor Townsend die Karten, die bei den Blumen lagen. Schlank und elegant in ihrem dunklen Kostüm – jetzt voller goldener Haare dank des Yorkshireterriers auf ihrem Arm -, studierte sie die Karte, die zu dem Kranz gehörte. »Vom Filmstudio«, teilte sie Frank angewidert mit. »Eigentlich sollte man meinen, sie würden auf bestätigte Informationen warten, bevor sie ihr Beileid ausdrücken.«
    Frank schaute in die Kaffeetasse, die vor ihm auf dem Glastisch dampfte. Er hatte sie noch nicht angerührt. Aber der Kaffee roch gut. »Was sollten sie denn sonst schreiben? ›Viel Glück‹?«
    Seufzend schüttelte sie den Kopf. »Gar nichts hätten sie schicken sollen, wenn ihnen keine aufmunternde Botschaft eingefallen ist.«
    Wie so oft in den letzten vierundzwanzig Stunden stimmte er ihr zu. Erstaunlich – und lachhaft, denn sie hatten nun wirklich nichts gemein.
    Da war zum Beispiel dieser Hund. Noch nie hatte Frank kläffende, winzige Schoßhündchen gemocht. Die Familie Calabrese hatte immer große Schäferhunde und Labradors gehabt. Mit Yorkshireterriern und Shih-Tzus konnte er nichts anfangen.
    Aber sogar er musste zugeben, dass Alessandro ein gewinnendes Wesen besaß. Die schwarzen Knopfaugen
strahlten eine gewisse Klugheit aus, das winzige Pelzgesicht füchsische Schläue.
    Und Alessandro war nicht das Einzige, was ihm an Eleanor Townsend gefiel. Nein, diese Lady hatte mehr zu bieten als ein smartes, freundliches Hündchen.
    Nun flog die Tür der Hotelsuite auf, und Tim Lord trat ein. Frank kannte ihn von der Oscar-Preisverleihung. Zu dieser Zeremonie hatte Lou ihren guten alten Dad mitgenommen. Da hatte er Paul Newman getroffen. Wie glücklich wäre Helen gewesen, hätte sie das miterlebt … Ein größerer Mann in einem korrekten Anzug mit Krawatte folgte dem Regisseur, einen Aktenkoffer in der Hand.
    »Frank!«, rief Tim, seine Augen waren unnatürlich hell. Unvergossene Tränen? Oder zu viel Koks? Bei diesen Filmtypen ließ sich das nie so genau sagen. »Und Mrs. Townsend, welch eine Freude, Sie endlich kennenzulernen! Oh, ich wünschte, das würde unter anderen Umständen geschehen …« Er eilte zu ihr und ergriff ihre Hand. Wie Frank registrierte, war der Mann nur etwa drei Zentimeter größer als die kleine, zierliche Eleanor. »Es tut mir so leid, dass ich Sie nicht in der Halle begrüßen konnte, Ma’am. Aber die Presse … Sicher haben Sie das grauenhafte Gedränge gesehen. Diese aufdringlichen Leute! Wie die Geier, widerlich! Seit … nun, seit der Tragödie gehe ich ihnen möglichst aus dem Weg.«
    Frank wusste nicht viel über Hollywood, abgesehen von den Geschichten, die seine Tochter erzählt hatte. Natürlich hatte Lou – und da war er sich ziemlich sicher – einiges beschönigt, um ihren lieben alten Dad nicht zu beunruhigen.

    Aber er hatte nicht vierzig Jahre bei der Polizei verbracht, ohne ein oder zwei Dinge zu lernen. Unter anderem erkannte er, wer ihn verarschte und wer nicht.
    Und in Tim Lords Gegenwart lief Frank Calabreses Verarschungsdetektor auf Hochtouren.
    »Noch ist es keine Tragödie«, betonte Eleanor. Ihre Stimme erinnerte Frank an die alten Filmschauspielerinnen, für die Helen geschwärmt hatte – Kate Hepburn und die andere, die Ehefrau eines Fürsten. »Bisher wurden keine Leichen gefunden, nicht wahr?«
    Statt zu antworten, runzelte Tim Lord bekümmert die Stirn.
    Nun trat der Mann im korrekten Anzug vor und legte seinen Aktenkoffer auf den Couchtisch. »Bis jetzt nicht. Und Mr. Lord und ich flehen den Allmächtigen ebenso inständig an wie der Rest der Welt, er möge Mr. Townsend und Miss Calabrese retten. Aber in der Zwischenzeit müssten wir einiges besprechen …«
    Der Deckel des Aktenkoffers schwang auf. Ungläubig starrte Frank den Mann an und kräuselte die Lippen. Ein Anwalt. Tim Lord hatte einen Anwalt mitgebracht. Unfassbar. Lou und Jack Townsend waren irgendwo da draußen in der arktischen Kälte. Und die Studiobosse wollten nur ihren eigenen Arsch absichern.
    Jetzt öffnete sich die Tür wieder. Hektisches Stimmengewirr drang ins Zimmer, als würde jemand drau ßen Wache halten und versuchen, den Neuankömmling abzuwimmeln.
    Aber der war ein County Sheriff in voller Uniform. Und so räumte Frank dem Wachtposten eher geringe Chancen ein.

    »Äh … verzeihen Sie«, sagte der Anwalt, sichtlich erschrocken. »Darf ich Ihnen helfen?«
    Der Sheriff war ein hochgewachsener Mann, unter seinem pelzgefütterten

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