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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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in der sie – plötzlich schwerelos – durch die Luft sausten, über den Schneewall hinweg, der sich am Rand des Abgrunds gebildet hatte.
    Als er nach unten schaute, entdeckte er beängstigende Stromschnellen, so gewaltig, dass sie trotz der Minusgrade nicht zugefroren waren. Er fand keine Zeit, zu überlegen, was geschehen mochte, wenn er mit Lou hinabstürzte, ob sie sich auf den Felsen das Genick brechen oder ertrinken würden …
    Und dann landeten die vorderen Kufen des Schneemobils am anderen Rand der Schlucht, die Räder im Heck rotierten immer noch. Langsam neigte sich das Gefährt nach unten …
    »Springen Sie!«, schrie Jack, packte Lous Arme, die ihn immer noch umschlangen, und warf sich mit aller Kraft nach links.

    Während sie im Schnee versanken, wankte das Ski-Doo hinter ihnen und fiel hinab, dreißig Meter in die Tiefe, hinein in die Stromschnellen.
    Am anderen Rand des Abgrunds hatten die Verfolger nicht so viel Glück. Statt wie Jack zu beschleunigen, bremsten sie – der Fahrer eines roten Arctic Cat jedoch nicht schnell genug. Kopfüber stürzte er in die Schlucht.
    Jack wartete nicht ab, was mit den anderen geschah. Entschlossen rappelte er sich auf und zog Lou mit sich hoch. »Laufen Sie!«, schrie er, packte ihren Arm und stürmte zu den Bäumen.
    Jeden Moment fürchtete er, eine brennende Kugel im Rücken zu spüren. Aber nur die eisige arktische Luft brannte in seinen Lungen. An seiner Seite hielt Lou mit ihm Schritt, die Wangen hochrot. Keuchend stieß sie weiße Atemwolken hervor. Jack erinnerte sich an die Zickzacktechnik, die darauf basierte, dass ein Ziel, das sich nicht auf geradem Weg vorwärtsbewegte, schwerer zu treffen war. Das hatte ihm einer der Cops vor vielen Jahren erklärt, bei der Vorbereitung auf die Rolle des Pete Logan. Ohne zu protestieren, ließ Lou sich weiterziehen, rhythmisch schlug die Laptoptasche gegen ihre Hüfte.
    Er wusste nicht mehr, wie lange sie schon gelaufen waren, als er merkte, dass keine Schüsse krachten. Da drosselte er das Tempo. In diesem dichten Wald konnten ihnen keine Schneemobile folgen – nicht einmal wenn die Verfolger einen Weg finden würden, die Schlucht zu überqueren.
    Aber Lou, deren Pupillen so stark erweitert waren, dass ihre Augen schwarz wirkten, wollte ihn weiterzerren.
»Kommen Sie, Jack, die sind immer noch hinter uns!«
    »Nein.« Erschöpft lehnte er sich an einen Baum und schaute zurück. »Da lässt sich niemand blicken, Lou. Die sind immer noch auf der anderen Seite der Schlucht. Vorerst haben wir sie abgeschüttelt.«
    Ihr Gesicht war so weiß wie der Schnee ringsum, bis auf die zwei roten Flecken auf den glatten Wangen. Sie drehte sich um. So mühsam wie er selbst, rang sie nach Luft. »O mein Gott, Jack …« Die weit aufgerissenen Augen beherrschten ihr ganzes Gesicht. Und wie er plötzlich erkannte, keuchte sie nicht, sie schluchzte. Ohne Tränen. Noch nie hatte er einen Menschen so schockiert gesehen.
    »Alles okay«, murmelte er und nahm sie in die Arme. »Hey, wir sind in Sicherheit.«
    Für einen kurzen Moment war sie jemand anders. Die großspurige, verächtliche Lou Calabrese, an die er gewöhnt war, verschwand, verdrängt von dieser Fremden mit taufeuchten Augen und bebenden Lippen. Krampfhaft klammerte sie sich an seine Jacke, presste ihr Gesicht an seine Brust, sie war plötzlich so weich und verletzlich wie ein kleines Kätzchen. An seinem Hals spürte er ihren warmen Atem, an seiner Brust ihren vollen Busen. Es war kaum zu glauben, aber er spürte ein wachsendes Verlangen in sich.
    Unglaublich. Mitten in der Arktis, weit weg von der Zivilisation, ohne zu wissen, ob er die nächste Stunde, geschweige denn diesen Tag überleben würde, reagierte sein Körper immer noch auf die Nähe einer hübschen Frau – sogar auf eine Frau wie Lou Calabrese, die ihm das Leben schon so lange schwer machte. Eine
Frau wie Lou Calabrese, stachlig wie ein Kaktus, aber manchmal auch sanft wie ein Lamm …
    Während er überlegte, ob er die Initiative ergreifen sollte – er würde ihre momentane Schwäche wohl kaum ausnutzen, wenn er ihr Kinn hob und diese verlockenden, feuchten, leicht geöffneten kirschroten Lippen küsste -, spannte sie sich abrupt an und stieß ihn weg. Dann schlug sie ihm hart gegen seinen Oberarm.
    »Autsch!«, klagte er, nicht so sehr wegen der – allerdings beträchtlichen – Schmerzen, sondern vielmehr, weil sie ihn überrumpelt hatte. »Was für Probleme haben Sie denn?«
    »Was für Probleme ich

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