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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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Fehler«, unterbrach sie ihn in entschiedenem Ton. Jetzt schaute sie ihn an und blinzelte in den Sturm. »Okay? Es ist vorbei. Du musst es nicht sagen, denn ich hab’s bereits getan. Und nun … Im unwahrscheinlichen Fall, dass wir jemals in die Zivilisation zurückkehren und ich dieses Ding da einschalte und keinen Zugang zu meinen Dokumenten kriege, mache ich dich für den damit verbundenen finanziellen Verlust verantwortlich. Hast du das verstanden, Townsend?«
    Doch er achtete kaum auf ihre Worte. Während der Tirade aus dem Mund der einzigen Frau in seinem Bekanntenkreis, die offensichtlich nicht gern über ihre Gefühle redete, hatte er nämlich etwas zwischen den Bäumen erspäht, ein paar hundert Meter entfernt. Was es war, konnte er in der Dunkelheit und dem dichten Flockenwirbel nicht genau feststellen. Aber es sah fast so aus wie …
    »Hörst du mir zu, Townsend?« Lou verstaute ihren Computer in der wattierten Tasche. »Irgendwie müssen wir uns vor diesem Wind retten. Sollen wir abgebrochene Äste sammeln und einen Schuppen bauen? Wie Tom Hanks in Cast away – Verschollen , du weißt schon, bevor er die Höhle fand. Da wären wir wenigstens vor diesem Schneesturm geschützt …«
    Ohne seinen Blick von dem Etwas zwischen den Kiefern abzuwenden, griff er nach unten und packte ihren Arm. »Ich glaube, wir brauchen keinen Schuppen«, erklärte er, zog sie auf die Beine und deutete nach vorn. »Es sei denn, das ist ein Trugbild.«
    Lou schaute in die Richtung, in die er zeigte. Trotz der Schatten unter ihren Augen und den Schneeflocken im zerzausten Haar fand er sie atemberaubend schön.
Warum hatte er sie jemals für ein kaltes, berechnendes Biest gehalten und sie – das musste er ehrlicherweise zugeben – vor anderen Leuten auch so genannt?
    Plötzlich stockte ihr der Atem. »O mein Gott! Ist das ein Haus ?«
    Jack ließ ihren Arm los, von einer seltsamen Lethargie erfasst. War es falsch zu glauben, sie wären endlich in Sicherheit? »Also siehst du es auch. Ich wusste nicht, ob ich es mir nur einbilde …«
    »Nein, das bildest du dir nicht ein. Komm!«
    Aufgeregt ergriff sie sein Handgelenk und zerrte ihn durch den Schnee zu dem hölzernen Bauwerk, das wie ein Gespenst in der Finsternis erschienen war. Es war ein Haus mit einem spitzgiebeligen Dach. Zweifellos boten die beiden großen Fenster rechts und links von der Eingangstür eine großartige Aussicht auf die Berge.
    Allerdings, dachte er angesichts des Schneetreibens, wird der Hausbesitzer in den meisten Monaten nicht allzu viel von der Umgebung sehen. Ob eine Straße zu dem Haus führte oder irgendwelche Fahrzeuge in der Nähe parkten, sah er nicht, denn er konnte seine Augen, die von erstaunlich schweren Schneeflocken geradezu bombardiert wurden, kaum offen halten.
    Jedenfalls brannte kein Licht in dem Haus. Und durch den Schnee auf der Veranda führten keine Fußspuren.
    Das änderte sich bald, denn Lou ließ seinen Arm los. Während sie zu einem der Fenster rannte, schlug die Laptoptasche wieder einmal gegen ihre Hüfte. Das Gesicht an die Glasscheibe gepresst, spähte sie ins Innere des Hauses.

    »O Jack!«, jammerte sie, die behandschuhten Hände zu beiden Seiten ihrer Augen. »Niemand daheim! Was sollen wir machen? Ach du meine Güte, da gibt’s eine Küche, Jack! Mit einem Kühlschrank. Und da – o großer Gott, ein Badezimmer! Ich sehe einen Duschvorhang! Jack, ein Badezimmer! Ein Badezimmer !«
    Langsam humpelte er hinter ihr her. Es war nun genug Zeit seit der Umarmung verstrichen, um wieder zu spüren, dass seine Zehen, Finger und Ohren halb erfroren waren. Trotzdem schaffte er es irgendwie, die Klinke zu umfassen und hinabzudrücken.
    »Was machst du da?« Lou trat von dem Fenster zurück und starrte ihn vorwurfsvoll an. »Hör mal, wir dürfen doch nicht einbrechen.«
    Die Tür ließ sich nicht öffnen. Abgesperrt. Zweifellos ein Sommerhäuschen, überlegte Jack. Bis zum Frühling, bis zur Schneeschmelze, wenn die Straßen wieder passierbar waren, würde niemand hier auftauchen. Seufzend entfernte er seine klammen Finger von der Klinke. »Wenn du glaubst, ich werde hier draußen stehen und erfrieren, während ich da drinnen eine hei ße Dusche nehmen könnte, irrst du dich ganz gewaltig. Bleib hier.«
    Mühsam, auf schmerzenden Füßen, stapfte er davon.
    »Wohin gehst du?«, rief Lou ihm nervös nach. »Was machst du?«
    »Warte da vorn! Ich komme gleich zurück.« Dann verschwand er um die Ecke des Hauses.
    Und das war das

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