Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
Vom Netzwerk:
aus ihren Augen. »Sperrholzplatten! Übrigens irrst du dich, ich habe ihn gesehen.«
    »Wen?«
    »Deinen Film. Hamlet . Der war richtig gut.«
    »Wirklich?« Seine Miene erhellte sich. »Und was dachtest du …«
    Weiter kam er nicht. Denn über den Wipfeln der Kiefern erklang ein Geräusch, ein Dröhnen, das in Lous Brust widerzuhallen schien.
    »Verdammt!« Jack zerrte sie in ein Gebüsch. Aus dem Gleichgewicht gebracht, stürzte sie, aber zum Glück – für sie, für Jack nicht so sehr – landete sie auf seinem Bauch. »Uff!«, presste er hervor. Daraus wurde ein »Umpf!«, als die Helikopterrotoren Schnee von
den Zweigen über ihren Köpfen aufwirbelten und harte weiße Klumpen herabfielen.
    »Vielleicht sind sie es nicht!«, überschrie Lou den Lärm des Hubschraubers.
    »Willst du aus der Deckung gehen und es herausfinden?«, schrie Jack zurück.
    Nein. Nicht wirklich. Der Gedanke, aus dem Gestrüpp zu kriechen und von einem Maschinengewehrfeuer durchlöchert zu werden, missfiel ihr. Also blieb sie in Jacks Armen liegen – keine unangenehme Position – und wartete ab, ob der Hubschrauber weiterfliegen oder landen würde – auf der breiten Straße hätte er genug Platz.
    Nach den fünf längsten Herzschlägen ihres Lebens brauste er davon, in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Durch die Zweige über ihrem Kopf konnte Lou erkennen, dass es ein weißer Achtsitzer war, auf dessen Bauch ein großes rotes Kreuz prangte.
    »Hast du das gesehen?«, schrie Lou und trommelte mit einer Faust auf Jacks Brust. »Ein Rettungshubschrauber! Die suchen nach uns!«
    »Wie konnten wir das ahnen?« Jack hob einen Arm, um die Schläge abzuwehren. »Eigentlich hatte ich keine Lust, da draußen herumzustehen, um es rauszufinden.«
    Lou murmelte etwas Unverständliches. Dann stand sie auf und schaute sich nach ihren Skiern um. Der eine war ein paar Meter die Straße hinabgerutscht. »Vielleicht sind wir ja schon auf dem Weg zurück. Zurück zum Hotel. Da hätten wir unsere eigenen Zahnbürsten und frische Unterwäsche und richtigen Kaffee, keinen Instant.«

    »Hey!« Jack humpelte hinter ihr her. Auch er hatte einen Ski verloren. »So schlecht hatten wir es gar nicht. Wenn ich mich recht entsinne, hat dir der Rahmspinat gut geschmeckt.«
    Lou erreichte ihren Ski, der um eine Kurve geglitten war. Die Hände in die Hüften gestemmt, drehte sie sich zu Jack um. »Klar, der Rahmspinat hat mir geschmeckt. Aber weißt du was? In Anchorage würde mir der Rahmspinat noch besser schmecken.«
    »Nein. Denn dort hättest du keinen Rahmspinat mit mir gegessen. Erst seit du mich hier draußen kennengelernt hast, weißt du Rahmspinat zu schätzen.«
    »Um das ein für alle Mal klarzustellen!« Lou hob einen behandschuhten Finger. »Ich mochte Rahmspinat schon immer, ich habe ihm bloß noch nie eine Chance gegeben …«
    »… bis du hier draußen nichts anderes hattest«, ergänzte Jack ungeduldig. »Siehst du, genau das meine ich.«
    »Vielleicht, weil der Meister des Rahmspinats so damit beschäftigt war, sich das Hirn aus dem Kopf zu vögeln mit Mädchen wie Greta und Melanie und Winona …«
    Jack hob einen Finger. »Moment mal, ich habe Winona niemals angerührt, die ist nicht mein Typ.«
    »Warum nicht?«, wollte Lou wissen. »Weil sie lesen kann?«
    Ärgerlich schnitt er eine Grimasse, was ihn kein bisschen schlechter aussehen ließ. »Komm schon, Lou, du weißt, dass das bloß …«
    Sie unterbrach ihn nicht, seine Stimme erstarb einfach. Sie merkte nicht sofort, warum. Dann sah sie,
dass er auf etwas starrte, das sich hinter ihr befand. War einer von Sams Freunden aufgetaucht? Angstvoll fuhr sie herum …
    … und entdeckte ein heruntergekommenes Gebäude am Straßenrand, mit einem großen Neonschild an der Front, das blau und rot blinkte. »Bud’s Bar«.

22
    Als Jack vorsichtig die Tür aufstieß und in die Bar spähte, stand Bud nicht selber an der Theke. Stattdessen wischte eine hagere wasserstoffblonde Frau ein paar Gläser ab. Aus einem ihrer Mundwinkel hing eine Zigarette.
    Durch den Türspalt drang ein kalter Luftzug herein und lenkte ihren Blick auf Jack. »Wir haben geschlossen«, erklärte sie mürrisch.
    Er traute seinen Augen kaum – eine richtige Bar mit einer Jukebox und einem Billardtisch und einem überdimensionalen Fernseher im Hintergrund. In den Fenstern leuchteten Bier- und Schnapsreklamen, an der Decke hing eine aufblasbare Budweiser-Flasche. Und an der langen, glänzenden Theke standen etwa zwanzig

Weitere Kostenlose Bücher