Periode Totalausfall
kannte ich ihn nicht. Der Raum, in dem wir uns befanden, schien zu seinem Büro- und Schalttrakt zu gehören. Jedenfalls hatte uns niemand gestört.
»Es befinden sich weitere dreitausend Raumschiffe mit Marsflüchtlingen im Anflug auf Okolar, auch Erde genannt«, berichtete er mit dem Bemühen, ruhig und sachlich zu bleiben. »Das bedeutet den totalen Zusammenbruch des Empfangs- und Unterbringungsplans. Bitte …«
Ein Wink genügte. Die beiden Atlanter verließen den Raum ebenso schweigend, wie sie ihn betreten hatten.
Hedschenin trat auf uns zu. Seine kohlschwarzen Augen schienen von innen heraus zu glühen.
»Sie haben recht behalten, General Konnat«, ergriff er schwer atmend das Wort. »Ich halte es für klug, in dieser Schicksalsstunde keine überflüssigen Worte zu verlieren. Sie suchen nach wie vor Saghons ominöse Geheimwaffe, durch deren Wirkung Sie den Untergang der überlebenden Menschheit befürchten?«
»Sie haben sich exakt ausgedrückt. Wollen Sie weiterhin helfen? Hedschenin, dieser Weltraumkrieg ist für den Mars verloren. Deneb wird ihn ebenfalls nicht gewinnen können. Ich habe Ihnen bewiesen, daß wir nach Anbruch des 21. Realzeit-Jahrhunderts die denebische Brut auf dem Mond vernichtet haben. Dagegen liegt es nicht in unserer militärischen oder technischen Macht, den Untergang Ihres atlantischen Kontinents zu verhindern. Er wird vom Meer mit gleicher Gewißheit verschlungen werden, wie jetzt hundertmal so viele Marsflüchtlinge ankommen, als ursprünglich vorgesehen. Saghon wird die Planeten der Riesensonne Deneb vernichten und damit die Lebensgrundlage und alle Nachschubbasen der Nichtirdischen zerstören. Täte er es nicht, würden sie vielleicht doch noch heimkehren und auf ihren Verzweiflungsplan verzichten.«
»Die bio-energetische Konservierung der Embryos bis zum Abklingen der Todesstrahlung auf dem Mond? Meinen Sie das?«
»Ja! Mir scheint, als wäre Saghon weitläufig über die Pläne der Deneber informiert. Sonst trüge er sich nicht mit der Absicht, mit den überlebenden Marsianern in den Raum zu starten und dort abzuwarten, bis die auf der Erde zurückgelassene Langzeitwaffe anspricht.«
»Ich darf Ihnen versichern, daß Saghon nur dürftige Unterlagen besitzt. Sie wissen entschieden mehr als der Kommandierende Admiral. Wäre es sinnvoll, ihn noch in letzter Sekunde zu unterrichten? Wir könnten seine Schiffe zur Not mit der Großfunkstation des Trabanten erreichen.«
»Lassen Sie es sein. Abgesehen von dem entstehenden, für uns katastrophalen Zeitparadoxon, würde Ihnen eine stichhaltige Beweisführung schwerfallen. Saghon hält die Flotte nur dann an, wenn er …«
»Akzeptiert«, unterbrach er mich. »Dann müssen die Dinge ihren Lauf nehmen. Die von Ihnen gesuchte Langzeitwaffe kann sich nur in dem Gebirge befinden, das Sie ›Anden‹ nennen.«
»Kennen Sie die genaue Position?« fiel Hannibal erregt ein. »Die Art der Anwendung und die Wirkung?«
Der Atlanter schaute uns lange an. Obwohl ich wegen der Parablockade seinen Bewußtseinsinhalt nicht ergründen konnte, fühlte ich, wie sehr dieser Mann mit sich kämpfte. Hedschenin einen Verräter zu nennen, wäre eine schwere Diskriminierung gewesen.
»Noch nicht«, antwortete er. »Bitte, das sollten Sie mir glauben. Wenn Sie mir nicht versichert hätten, daß der Erdtrabant in einer Stunde zum lebensgefährlich strahlenden Himmelskörper wird, hätte ich Sie unter Umgehung der scharfen Identifikationskontrollen zum Mond bringen und dort ordnungsgemäß präparieren lassen können. Das ist jetzt vorbei. Das Kommandogehirn, von Ihnen ZONTA genannt,
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