Periode Totalausfall
menschliche Herz nach dem Willen seines Besitzers; jedenfalls aber nicht mehr so, wie es die Natur vorschrieb und seit Jahrhunderttausenden für richtig hielt.
»Plop – plop – plooommm …«, hörte ich. Zweimal kurz, einmal langgezogen und ausklingend.
Dann trat eine zermürbend lange Pause von vier Sekunden oh ne einen einzigen Schlag ein.
Und danach, ganz unvermittelt einsetzend, wieder:
»Plooommm … plop – plop – plop.«
Anschließend begann der Kodetakt von vorn.
Wir hatten also drei Intervalle zu beachten, die Vier-Sekunden-Pause eingeschlossen. Bei der zweiten Kodeschlagfolge fing der Rhythmus mit dem langen Ton an, um in drei kurzen Schlägen zu enden.
Hedschenin wiederholte das Kunststückchen mehrere Male, bis ich mich endlich aufrichtete. Vorher vernahm ich noch, daß er seinen Herzschlag wieder normalisierte und die Steuerungsfolge den natürlichen organischen Steuerelementen überantwortete.
»Phantastisch!« flüsterte Hannibal. Er war leichenblaß. »Großer, das können wir nur mit einem Herzschrittmacher nachahmen, aber der muß vorher speziell programmiert und operativ eingebaut werden.«
»Das reicht nicht«, belehrte uns Hedschenin. »Ich weiß, daß Sie an die Anregung des Reizleitungssystems denken, dessen Anfang der – wie nennen Sie es …?«
»Sinusknoten«, antwortete ich bedrückt.
»Richtig. Das wäre an den Dingen vorbeigegangen. Die Reizleiter sind von der Impulsgebung des Gehirns abhängig. Wahrscheinlich weiß Ihre Wissenschaft noch nicht alles über das menschliche Gehirn. Ich darf Ihnen aber versichern, daß es auch die Herzfrequenz steuert. Dort müssen Sie ansetzen; dort hat die Kodesteuerung zu beginnen. Beherrschen Sie die hirnmäßige Impulsgebung durch die Kraft Ihres bewußten Willens, dann können Sie Ihr Herz anhalten oder es in der vorgeschriebenen Kodefolge schlagen lassen.«
»Mir wird klar, daß Saghon seine Waffe zufallssicher abgeschirmt hat.«
Hedschenin nickte mir zu. Sein Gesicht hatte sich gespannt.
»Das war sein Ziel. Nur Personen, die in der Lage sind, den ›Kodeschlag des Saghon‹ auf Verlangen der Kontrollroboter ablaufen zu lassen, werden in den Andenstützpunkt eingelassen. Mit Ihren von Ihnen unbeeinflußbaren Herzen sind Sie verloren. Ich weiß mit Sicherheit, daß alle Testautomaten der Geheimzentrale auf den Kodeschlag einjustiert wurden. General, Sie haben nur eine Chance, wenn Sie vom Großroboter ZONTA entsprechend eingestellt werden. Dazu müssen Sie aber auf den Mond unserer Erde.«
Hannibal starrte mich verstört an, dann rief er aggressiv aus:
»Na und, wo bleibt dein berüchtigtes Roboterdenken? Die ab strakte Maschinenlogik? Wo? Großer …!«
Ich hatte die Lösung bereits gefunden. Vorerst zwar nur schemenhaft, aber der Weg war klar.
Hedschenin hielt die Luft an, als ich zu meiner eigenen Überraschung ruhig zu sprechen begann.
»Den Mond jetzt anzufliegen, bedeutete unseren Tod. Mit der Zeitmaschine des Er Rif-Stützpunktes in unsere Realzeit zu reisen und zum Trabanten zu fliegen, wäre ebenfalls zwecklos, denn ZONTA reagiert eigenwillig. Der Gigantroboter hat sich völlig abgeschirmt und läßt niemanden mehr ein; auch mich nicht, obwohl ich Kodatorträger bin und ihm mit dem Gerät Befehle erteilen kann. Es bedeutet, daß wir zu einem früheren Zeitpunkt hinzufliegen haben, vielleicht im Mittelalter. Das dürfte spät genug sein, um nur noch von einer fast erloschenen Todesstrahlung angegriffen zu werden, aber früh genug, um ZONTA mit meinem Kodator zu überraschen. In der Epoche unseres Mittelalters kann auch der geniale Großroboter noch nichts von unserem
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