Periode Totalausfall
weiß man in Markhas’ Befehlsstab noch nicht, daß die Mondfestung in zwei Stunden untergehen wird. Aber wir wissen es mit Sicherheit! Unsere Zeitumrechnung stimmt neuerdings auf die Minute genau. Halten Sie die Zweite Menschheit nicht für dumm, Hedschenin. Wir bieten Ihnen nochmals die Flucht in die Zukunft an, in unsere Gegenwart. Sie könnten zum Lehrmeister Ihres Volkes werden.«
»Meines Volkes?« wiederholte er. Schon wieder lag Ironie in seinem Blick.
»Aber sicher«, fiel ich ein. »Infolge der zeitlich verschobenen Daseinsebenen könnten Sie durchaus mein persönlicher Urahn sein.«
»Sei gegrüßt, Alterchen«, grinste der Zwerg plötzlich. Er konnte es auch in dieser Situation nicht unterlassen. »Also, wie ist das mit dem Transport zum Mond und dem Kodeschlag des Saghon?«
Hedschenin sah sich erstmals um. Die sterbenden Marsianer überging er mit einem Blick. Haßte er sie mehr, als wir angenommen hatten?
»Angesichts Ihrer Informationen ist es nicht mehr möglich, Sie – wie von uns vorbereitet – mit einem Sonderschiff zum Trabanten zu bringen. Das wäre nötig gewesen, um Sie den Kontrollrobotern hinter der roten Stahltür zu entreißen. Ihr Intelligenzquotient dürfte etwas eigentümlich sein, nicht wahr?«
Da wußten wir, weshalb er uns in letzter Sekunde aufgehalten hatte. Ich ahnte auch, wie sehr sich dieser aufrechte und ehrenhafte Atlanter beeilt hatte, um unter Ausnutzung all seiner privaten Verbindungen und Befehlskompetenzen herauszufinden, wo wir uns zum Zeitpunkt seiner Ankunft befanden. Er hatte lange gebraucht – fast etwas zu lange, aber er hatte es noch geschafft.
»Von uns …?« hakte Hannibal sofort ein. »Wer ist ›uns‹? Haben Sie noch andere Personen eingeweiht?«
»Das ließ sich nicht umgehen. Es sind Freunde; zuverlässige Freunde.«
Er erhob kaum merklich die Hand. Sofort tauchten hinter einer nach rechts abbiegenden Bunkerwandung zwei Atlanter auf. Auch sie waren hochgewachsen und hatten Adel im Blick. Auch sie trugen die goldgelbe Uniform der Intern-Atlantischen Spionageabwehr, deren Kommandooffizier außerordentliche Vollmachten besaßen. Sonst hätte sich Hedschenin nicht so frei bewegen können.
»Folgen Sie meinen Freunden. Ich habe zu erklären, warum Sie dicht vor dem Eingang zum Identifizierungszentrum von mir aufgehalten und weggeschickt wurden. Dort befehlen nur Marsianer. Selbstverständlich sind Sie längst geortet und oberflächlich identifiziert worden. Andernfalls wären Sie nicht näher als bis auf zehn Schritte an das Panzerschott herangekommen.«
»So humorvoll sind hier die Bräuche, he?« orakelte Hannibal. »Mann, kommen Sie ja nach. Wenn Sie wollen, daß wir Ihnen auf Grund unserer Kenntnisse über die für uns gültige Geschichte viele und wertvolle Menschenleben retten helfen, dann finden Sie eine gute Begründung. Wenn Sie zwei Stunden Zeit herausschinden können, wird der marsianische Chef der Identifizierungszentrale den Angriff auf den Mond erleben. Dann muß er sowieso darauf verzichten, uns in den Hexenkessel zu schicken. Okay, Großer, gehen wir!«
Die jungen Atlanter hatten sich schweigsam verhalten. Ihre prüfenden Blicke hatten uns allerdings zu denken gegeben.
Hedschenin erschien nach etwa einer halben Stunde. Ich schaute betont auf den Zeitmesser.
Nach der gültigen Realzeitrechnung war es 13:53 Uhr am 18. April 2011 n. Chr. In einer Stunde und acht Minuten mußte die denebische Offensivflotte durchbrechen, die geschwächten Auffanglinien der marsianischen Heimatflotte zerschlagen und mit dem Großangriff auf die Mondfestung beginnen.
Hedschenin war erregt. So
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