Periode Totalausfall
– dank Hedschenins Befehlen. Wie er das gemacht hatte, war mir reichlich unklar, aber es spielte jetzt auch keine Rolle mehr.
Der Raumjagdpilot war ein marsianisch geschulter Phoroser von der westafrikanischen Küste; ein hünenhafter, enorm breitschultriger Mann mit tiefschwarzer Haut, kahlem Schädel und fingerdicken Stammesnarben auf der Stirn.
Er hatte lediglich genickt, mit artistischer Fingerfertigkeit die Schaltungen bedient – und fast im gleichen Augenblick waren wir in den von Druckwellen aufgerissenen Luftozean über Atlantis hinaufgestürmt.
Als er den Steigflug manuell beendete und das flammenspeiende Ungeheuer routiniert zum Horizontalflug einlenkte, wußte ich, daß der Mann ein As der marsianischen Raumflotte war.
Erst später bemerkten wir, daß seine Beine bis zu den Hüftpfannen aus marsianischen MA-Stahlprothesen bestanden. Er steuerte sie phantastisch exakt über körpereigene, vollpositronische Impulsgeber, die mit den befehlsgebenden Nervenleitern verbunden waren. Unsere GWA-Mediziner hatten ehrfürchtig gestaunt. Er hatte nur gelacht; tief und sonor. Außerdem hatte er uns betrachtet, wie ein Weiser seine Urenkel anschaut. Seine Gutmütigkeit fand jedoch ihre Grenzen, wenn es um Deneber ging. Dann wurde er zur Kampfmaschine in menschlicher Gestalt. Es gab keinen Marsianer, der diesem Mann hinsichtlich der körperlichen Stärke und der typisch menschlichen Logik hätte die Stirn bieten können. Wenn uns jemand sicher zum Mond bringen konnte, dann war es Narpha.
Viele unserer anwesenden Spezialisten erlitten jedesmal einen Schock, wenn der Zweimeter-Mann in seiner grauen, schmucklosen Raumkombination auftauchte und gezielte Fragen stellte. War das verwunderlich, wenn man wußte, daß Narpha schon 187000 Jahre lang tot war? Eigentlich tot war!
Kurz nach Mitternacht – der 20. April war bereits angebrochen – wurden wir in Relings Befehlszentrale gebeten. Wir hatten uns praktisch um nichts zu kümmern brauchen.
Die Berechnungen waren von den Fachwissenschaftlern angestellt, die notwendig erscheinende Ausrüstung war von Oberst Reg J. Steamers in den Zeitdeformator gebracht worden, und General Mouser hatte die Kommandobesatzung ausgesucht. Er war hier »unten« Relings Stellvertreter.
Als Hannibal und ich eintraten, waren nicht nur die Koryphäen des seltsamen Einsatzes anwesend.
Dr. Framus G. Allison saß wie ein müder, uralter Mann in einem viel zu kleinen Kunststoffsessel, während Dr. Dr. Kenji Nishimura an einer Wand der ausgebauten Kalksteinhöhle lehnte.
Naru Kenonewe war ebenfalls mit dem U-Boot angekommen. Professor Ambrosius Tanahoyl schob seinen kugelartigen Körper soeben schnaufend durch die Menschenmassen.
»Wenn die mich jetzt braten, garnieren und aufessen, habe ich nichts dagegen einzuwenden«, erklärte Hannibal. »Der einzige vernünftige Mensch in diesem Affentheater bin ich. Was dagegen vorzubringen, Großer?«
Er blinzelte mich angriffslustig an. Ich nickte nur müde.
»Logisch, wer sollte es sonst sein.«
»Dürfte ich in all meiner Unverfrorenheit um etwas Beeilung bitten, meine Herren?« meldete sich Reling mit seinem süffisantesten Tonfall.
»Dem Alten rasiere ich noch die schäbige Hülle kahl, in der sein eingeweichtes Weißbrötchen steckt. Dazu sagt der Vier-Sterne-Cäsar auch noch Gehirn!« regte sich Hannibal auf.
Einige der Anwesenden begannen breit zu grinsen. Das hatten sie also nicht verlernt, die großen Jungen aus der Realzeit. So schön wie mit einer marsianischen Zeitmaschine kann man nicht einmal mit einer elektrischen Eisenbahn
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