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Periode Totalausfall

Periode Totalausfall

Titel: Periode Totalausfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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– dank He­dschen­ins Be­feh­len. Wie er das ge­macht hat­te, war mir reich­lich un­klar, aber es spiel­te jetzt auch kei­ne Rol­le mehr.
    Der Raum­jagd­pi­lot war ein mar­sia­nisch ge­schul­ter Pho­ro­ser von der west­afri­ka­ni­schen Küs­te; ein hü­nen­haf­ter, enorm breit­schult­ri­ger Mann mit tief­schwar­zer Haut, kah­lem Schä­del und fin­ger­di­cken Stam­mes­nar­ben auf der Stirn.
    Er hat­te le­dig­lich ge­nickt, mit ar­tis­ti­scher Fin­ger­fer­tig­keit die Schal­tun­gen be­dient – und fast im glei­chen Au­gen­blick wa­ren wir in den von Druck­wel­len auf­ge­ris­se­nen Luf­t­ozean über At­lan­tis hin­auf­ge­stürmt.
    Als er den Steig­flug ma­nu­ell be­en­de­te und das flam­men­spei­en­de Un­ge­heu­er rou­ti­niert zum Ho­ri­zon­tal­flug ein­lenk­te, wuß­te ich, daß der Mann ein As der mar­sia­ni­schen Raum­flot­te war.
    Erst spä­ter be­merk­ten wir, daß sei­ne Bei­ne bis zu den Hüft­pfan­nen aus mar­sia­ni­schen MA-Stahl­pro­the­sen be­stan­den. Er steu­er­te sie phan­tas­tisch ex­akt über kör­perei­ge­ne, voll­po­sitro­ni­sche Im­puls­ge­ber, die mit den be­fehls­ge­ben­den Ner­ven­lei­tern ver­bun­den wa­ren. Un­se­re GWA-Me­di­zi­ner hat­ten ehr­fürch­tig ge­staunt. Er hat­te nur ge­lacht; tief und so­nor. Au­ßer­dem hat­te er uns be­trach­tet, wie ein Wei­ser sei­ne Ur­en­kel an­schaut. Sei­ne Gut­mü­tig­keit fand je­doch ih­re Gren­zen, wenn es um De­ne­ber ging. Dann wur­de er zur Kampf­ma­schi­ne in mensch­li­cher Ge­stalt. Es gab kei­nen Mar­sia­ner, der die­sem Mann hin­sicht­lich der kör­per­li­chen Stär­ke und der ty­pisch mensch­li­chen Lo­gik hät­te die Stirn bie­ten kön­nen. Wenn uns je­mand si­cher zum Mond brin­gen konn­te, dann war es Nar­pha.
    Vie­le un­se­rer an­we­sen­den Spe­zia­lis­ten er­lit­ten je­des­mal einen Schock, wenn der Zwei­me­ter-Mann in sei­ner grau­en, schmuck­lo­sen Raum­kom­bi­na­ti­on auf­tauch­te und ge­ziel­te Fra­gen stell­te. War das ver­wun­der­lich, wenn man wuß­te, daß Nar­pha schon 187000 Jah­re lang tot war? Ei­gent­lich tot war!
    Kurz nach Mit­ter­nacht – der 20. April war be­reits an­ge­bro­chen – wur­den wir in Re­lings Be­fehls­zen­tra­le ge­be­ten. Wir hat­ten uns prak­tisch um nichts zu küm­mern brau­chen.
    Die Be­rech­nun­gen wa­ren von den Fach­wis­sen­schaft­lern an­ge­stellt, die not­wen­dig er­schei­nen­de Aus­rüs­tung war von Oberst Reg J. Stea­mers in den Zeit­de­for­ma­tor ge­bracht wor­den, und Ge­ne­ral Mou­ser hat­te die Kom­mand­o­be­sat­zung aus­ge­sucht. Er war hier »un­ten« Re­lings Stell­ver­tre­ter.
    Als Han­ni­bal und ich ein­tra­ten, wa­ren nicht nur die Ko­ry­phä­en des selt­sa­men Ein­sat­zes an­we­send.
    Dr. Fra­mus G. Al­li­son saß wie ein mü­der, ur­al­ter Mann in ei­nem viel zu klei­nen Kunst­stoff­ses­sel, wäh­rend Dr. Dr. Kenji Nis­hi­mu­ra an ei­ner Wand der aus­ge­bau­ten Kalk­stein­höh­le lehn­te.
    Na­ru Ke­no­ne­we war eben­falls mit dem U-Boot an­ge­kom­men. Pro­fes­sor Am­bro­si­us Ta­nahoyl schob sei­nen ku­gel­ar­ti­gen Kör­per so­eben schnau­fend durch die Men­schen­mas­sen.
    »Wenn die mich jetzt bra­ten, gar­nie­ren und auf­es­sen, ha­be ich nichts da­ge­gen ein­zu­wen­den«, er­klär­te Han­ni­bal. »Der ein­zi­ge ver­nünf­ti­ge Mensch in die­sem Af­fen­thea­ter bin ich. Was da­ge­gen vor­zu­brin­gen, Großer?«
    Er blin­zel­te mich an­griffs­lus­tig an. Ich nick­te nur mü­de.
    »Lo­gisch, wer soll­te es sonst sein.«
    »Dürf­te ich in all mei­ner Un­ver­fro­ren­heit um et­was Be­ei­lung bit­ten, mei­ne Her­ren?« mel­de­te sich Re­ling mit sei­nem süf­fi­san­tes­ten Ton­fall.
    »Dem Al­ten ra­sie­re ich noch die schä­bi­ge Hül­le kahl, in der sein ein­ge­weich­tes Weiß­bröt­chen steckt. Da­zu sagt der Vier-Ster­ne-Cä­sar auch noch Ge­hirn!« reg­te sich Han­ni­bal auf.
    Ei­ni­ge der An­we­sen­den be­gan­nen breit zu grin­sen. Das hat­ten sie al­so nicht ver­lernt, die großen Jun­gen aus der Real­zeit. So schön wie mit ei­ner mar­sia­ni­schen Zeit­ma­schi­ne kann man nicht ein­mal mit ei­ner elek­tri­schen Ei­sen­bahn

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