Periode Totalausfall
sicheren Zukunft abzuwarten. Sind Sie einverstanden?«
Wie konnte dieser Mann danach fragen! Wir waren mit allem einverstanden, was uns aus der unverhofft entstandenen Sackgas se herausmanövrieren konnte.
»Dann zögern Sie nicht länger. Die technischen Einzelheiten überlasse ich den GWA-Experten. Ich kann Sie leider nicht begleiten. Wenn Sie zurückkommen, werde ich wahrscheinlich schon abkommandiert sein. Ich habe die Spionageabwehr im Andenstützpunkt zu übernehmen. Eine hohe Ehre!«
Die letzten Worte sprach er gepreßt aus. Ich wußte, daß er wieder mit seiner anständigen Gesinnung kämpfte; daß er sich erneut als Verräter an seinem Volk und an seinen marsianischen Vorgesetzten fühlte.
Deshalb sprach ich noch einige bedeutsame Worte aus.
»Hedschenin – diese Menschheit ist Ihr Volk! Wir sind Ihre Nachkommen. Ohne Ihre Hilfe werden wir verloren sein. Mir bleibt keine Wahl, als das Schicksal der Realzeitmenschheit voll und ganz in Ihre Hände zu legen.«
»Sie sind ein geschickter Psychologe, HC-9«, meinte er mit einem maliziösen Lächeln. »Wenn ich mich nicht längst entschieden hätte, würden Ihre Argumente an mir abprallen. Doch nun starten Sie endlich. Es wird schwierig genug sein, Sie mit einem Fernkampfjäger aus dem Wirrwarr herauszubringen. Verständigen Sie vor allem Ihre Leute. Sie sollten sich auf das Kommende vorbereiten. Bitte, folgen Sie mir. Gehen Sie stets drei Schritte hinter mir. Sie sind ein Lurca, aber kein Hedschenin.«
Das war die letzte Spitze, die er mir noch verabreichte. Mir war es völlig gleichgültig. Meinetwegen wäre ich ihm auch auf den Knien nachgerutscht, wenn er uns nur den Jäger und einen fähigen Raumpiloten marsianischer Schulung zur Verfügung stellte.
Kein Atlanter außer ihm hätte das noch gekonnt. Der Geheimdienst besaß auch in dieser Menschheitsepoche einen starken und langen Arm.
5.
Ich fühlte mich wie jener sagenhafte orientalische Wesir, der nach jedem Besuch bei seinem Herrscher den Kopf abtastete, um festzustellen, ob er noch auf seinem Halse saß.
Was uns zugemutet wurde, war die Höhe. Hannibal drückte es wesentlich drastischer aus, aber das half auch nichts.
Meine flüchtige Idee, im Mittelalter der neuen Erdzeit von Er Rif aus zum Mond zu starten, war nach unserer Ankunft vorerst skeptisch aufgenommen worden. Schließlich aber hatten Superlogiker wie Reg J. Steamers, »Baby« Mouser und vor allem Ambrosius Tanahoyl zu rechnen begonnen. Und siehe da – plötzlich schien es überhaupt keine andere Erdzeit mehr zu geben als ausgerechnet das Mittelalter zur Zeit der Kreuzzüge.
Zuerst hatten sich die Physiker der Sache angenommen. Sie hatten an Hand unserer nunmehr komplettierten Unterlagen aus den Archiven des Mondes festgestellt, daß die von den Denebern erzeugte Verseuchung des Trabanten genau im Jahre 1190 n. Chr. so weit abgeklungen war, daß sie nicht mehr gesundheitsschädlich, geschweige denn tödlich war.
Was aber noch wichtiger erschien: Die Reststrahlung war auch nicht mehr gefährlich für die Deneber, und diese Lebewesen waren empfindlicher als Menschen oder Marsianer.
Also – sagte man sich mit steigender Bestürzung ob der so plötzlich gewonnenen Erkenntnis – mußten wir spätestens 1190 n. Chr. losfliegen; nicht früher, weil da die Strahlung noch zu hart war, aber auch kein Jahr später, denn dann hätten die im biologischen Tiefschlaf liegenden Deneber bereits erwacht sein können!
Bei diesen Schlußfolgerungen konnte ein aktiver Einsatzschatten der GWA nur noch resignierend die Augen schließen und sich im stillen Kämmerlein fragen, ob es wirklich nötig gewesen war, dem
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