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Perlentod

Perlentod

Titel: Perlentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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gesehen, aber Wilhelm damals geglaubt. Er hat dann entschieden, dass wir die Beute zusammen verstecken. Und dann schworen wir uns, dass wir in einem Jahr wieder gemeinsam das Versteck aufsuchen und die Beute brüderlich teilen würden. Und falls einer von uns geschnappt werden sollte, würden wir uns niemals gegenseitig verraten. Das haben wir uns versprochen. Zwei Tage später haben sie mich verhaftet. Keine Ahnung, wie die auf mich gekommen sind. Angeblich ein anonymer Hinweis. Aber nun, da die Beute nicht mehr im Versteck liegt und Wilhelm Koschel sich nie auf mein Bitten hin meldet, bin ich mir sicher, dass er von Anfang an geplant hatte, sich die ganze Beute alleine unter den Nagel zu reißen und damit zu verschwinden. Vielleicht ist er es sogar gewesen, der die Polizei auf mich gehetzt hat?
    Senta stockte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Was sie hier las, war einfach unglaublich.
    Hier bin ich nun zum Verräter geworden! Weil ich das Unrecht, das ich begangen habe, nicht mehr länger für mich behalten kann. Und weil es mir ein großes Bedürfnis ist, die Menschen in aller Ehrlichkeit um Verzeihung zu bitten, denen ich so viel Leid zugefügt habe: den Juwelier Huseschmid, seine Familie, meine liebe Anna und Sie, Frau Irmi.
    Ich werde täglich zu Gott beten, dass er sie alle beschützt und Huseschmid wieder aus dem Koma erwacht.
    Richart Rhön, 6. Juni 1959
    Da war er, der Beweis, den sie gesucht hatte. Richart Rhön hatte gemeinsam mit Wilhelm Koschel den Überfall begangen. Und nicht nur das. Koschel hatte sich den Überfall ausgedacht und Richart dazu überredet mitzumachen. Und er hatte den Juwelier auf dem Gewissen!
    Ob Richart geahnt hatte, dass er seine Krankheit nicht überleben würde, fragte sich Senta und ließ schockiert und gleichzeitig traurig das Blatt in den Schoß sinken.

22
    Senta hatte darauf bestanden, wieder zur Schule zu gehen, auch wenn ihre Eltern es lieber gesehen hätten, wenn sie noch bis zum Wochenende zu Hause geblieben wäre. Sie waren in Sorge, dass, solange die Anschuldigungen gegen Senta nicht aus der Welt geschafft waren, ihre Tochter weiterhin den Gemeinheiten der Mitschüler ausgeliefert sein würde. Und ganz unrecht hatten sie damit nicht. Kaum schloss Senta ihr Fahrrad neben dem Kiosk des Hausmeisters ab, umzingelte sie Schönling Clemens mit seinen Kumpels.
    »Hast du Angst, deine Tretmühle könnte von den anderen Fahrrädern geplättet werden?«, rief er und trat gegen das Rücklicht ihres Fahrrads.
    »Lass das, sonst hole ich den Hausmeister«, versuchte Senta, ihn zu bremsen, aber Clemens trat noch fester gegen das Licht. Glücklicherweise kam in diesem Moment Hauptkommissarin Wagenstein an der Gruppe vorbei und Clemens begnügte sich mit einem abschließenden Rempler.
    »Die Frau Kommissarin wird nun wissen wollen, was ihr mit der Horrorschreck gemacht habt!«, zischte er Senta zu und verschwand Richtung Eingang.
    Obwohl sie sich vorgenommen hatte, die bösen Anschuldigungen der Mitschüler an sich abperlen zu lassen, spürte Senta, wie ihr Herz sich zusammenkrampfte. Es kostete sie größte Überwindung, das Schulhaus zu betreten. Sie hatte das Gefühl, jeder starrte sie böse an. Als sie ins Klassenzimmer kam, stellte sie mit Erleichterung fest, dass Rebecca schon an ihrem Platz saß. Sogar der sonst so unpünktliche Zehka glänzte bereits mit Anwesenheit und begrüßte sie lautstark. Auch wenn das irgendwie peinlich war, fiel es Senta dadurch doch leichter, an den anderen vorbei zu ihrem Platz zu gehen. Miriam schien nicht da zu sein und auch Lolle blieb an diesem Vormittag weiterhin verschwunden. Sie war, wie die Schüler eine halbe Stunde von der Hauptkommissarin erfahren sollten, noch nicht wieder aufgetaucht.
    Senta hatte insgeheim schon damit gerechnet, dass man sie an diesem Vormittag abermals aus der Klasse holen würde. Aber dieses Mal wollte nicht der Direktor mit ihr sprechen, sondern die Kommissarin.
    Als Senta zu ihr ins Sprechzimmer kam, hielt sie ihren Bericht in den Händen.
    »Ich gehe jetzt einmal davon aus, dass das, was du hier niedergeschrieben hast, sich auch wirklich so zugetragen hat«, begann die Kommissarin und Senta nickte ihr bestätigend zu. »Kannst du mir bitte noch einmal näher erläutern, was es mit dieser Geschichte mit Charlotte Zwick auf sich hat? Warum wollten Rebecca und du ausgerechnet sie bei Miriam, Kim und Rita anschwärzen?«
    Senta schilderte der Kommissarin Rebeccas alte Leidensgeschichte und Frau Wagenstein machte

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