Perlentöchter
gelobt, der mit seiner leicht gebräunten Kruste gut gelungen war, genau so, wie er ihn mochte. Seine Komplimente hatten sie mit Wärme erfüllt – ihr einziger Wunsch war es, eine liebevolle Familienatmosphäre zu schaffen, um jene zu ersetzen, die sie nicht sehr lange gehabt hatte.
»Glücklich?«, erwiderte sie daher auf Maggys Frage. »Ja, ich schätze schon. Es wäre nur schön, wenn wir unser eigenes Haus hätten, mehr nicht.«
»Was denkst du, wann es so weit sein wird?« Maggy sprach mit der Erfahrung von jemandem, der bereits ein eigenes Haus hatte, dank Pops.
»Bei diesem Tempo erst in einer Ewigkeit. Wir können es uns einfach nicht leisten, von unseren Einkünften etwas auf die hohe Kante zu legen, weil das meiste für die Rechnungen von Sandras Haus draufgeht.«
»Aber ihr seid nicht im Grundbuch eingetragen?«
»Nein. Das versuche ich ja die ganze Zeit, Bob zu sagen. Wir könnten uns genauso gut eine Mietwohnung nehmen, die uns billiger kommt, und so für ein eigenes Haus sparen. Aber Bob will seine Mutter nicht alleinlassen. Er sagt, sie braucht ihn, weil sie so früh Witwe geworden ist.«
»Au weia«, wiederholte Maggy. »Das ist bestimmt nicht einfach. Trotzdem, immerhin hast du dieses süße kleine Geschöpf hier.«
Helen drückte ihre Tochter eng an sich. »Vielleicht wird sie unser einziges Kind bleiben.«
»Was soll das heißen?«
Maggys Stimme war so laut, dass dieses Mal nicht nur Sandra, sondern auch Bob den Kopf nach hinten drehte. Es war, dachte Helen, als würden beide sie verdächtigen, dass sie sich bei ihrer besten Freundin »ausheulte«.
»Pst.« Sie blieb stehen und tat so, als würde sie Carolines Windel checken. Das würde Bob zum Weitergehen veranlassen, da er in solchen Dingen zimperlich war. »Ich meine damit, dass Bob sagt, wir können uns keine weiteren Kinder leisten. Er behauptet, dass die meisten Paare sich seit der Nachkriegszeit mit einem Kind begnügen, weil die Lage immer noch angespannt ist.«
Maggy sah sie entgeistert an. »Aber du musst mindestens noch ein Kind bekommen. Als ich klein war, habe ich mir immer verzweifelt einen Bruder oder eine Schwester gewünscht. Wäre Ma nicht so früh gestorben, wäre ich sicher kein Einzelkind geblieben. Oder nimm dich selbst als Beispiel. Drei Brüder! Du weißt, wie wichtig es ist, Geschwister zu haben.«
Das wusste Helen allerdings. Obwohl alle ihre Brüder momentan im Ausland waren – Frank auf Borneo, Geoffrey als Soldat in Afrika und Roger in Südafrika, wo er für das Auswärtige Amt arbeitete –, schrieben sie ihr regelmäßig und riefen hin und wieder an. Sie bekam sie zwar nicht oft zu sehen, aber immerhin waren sie da.
»Vielleicht ändert er seine Meinung noch«, sagte Maggy.
Helen schüttelte den Kopf. »Er kann ziemlich stur sein, wenn er will. Genau wie seine Mutter.«
Als Caroline vier war, hatte Bob immer noch nicht seine Meinung geändert, was ein zweites Kind betraf. Aber ihre Tochter wurde so schnell groß! Sie hatte dieselbe sture Ader wie ihr Vater und ihre Großmutter, aber sie war künstlerisch weitaus begabter. Eines Tages, als sie im Schlafzimmer spielte, entdeckte sie zufällig den Kasten mit Pastellkreide, die Helen weiß Gott wie lange nicht benutzt hatte. Als Helen ein paar Minuten später hereinkam, ertappte sie ihre Tochter dabei, dass sie auf dem Boden saß und die Wand vollkritzelte.
Zum Glück konnte sie die Farbe abwischen, bevor Sandra nach Hause kam. Danach stellte sie fest, dass sie Caroline mit einem weißen Blatt Papier und Wachsmalstiften stundenlang beschäftigen konnte. Caroline liebte auch diese Zaubertafeln, wo man auf einer dünnen Folie malte und anschließend einen Schieber bewegte, um alles wieder zu löschen.
Eines Tages kam Bob mit einer kleinen schwarzen Tafel und einer Schachtel Kreide zurück, und Vater und Tochter verbrachten gemeinsam Stunden damit, Hunde mit einer Zigarette im Maul zu malen und Igel, die alberne Tänzchen aufführten. Es war so schön, die beiden miteinander lachen zu sehen. Bob war ein guter, liebevoller Vater – wenn er doch nur mehr zu Hause wäre!
Würde er eine Arbeit finden, die näher lag und nicht erforderte, fast die ganze Woche unterwegs zu sein und in Pensionen zu übernachten, wäre es vielleicht einfacher. Unterdessen machte Helen weiter Nachtschicht im Krankenhaus, und sie liebte ihre Arbeit! Es war, als wäre sie dann ein anderer Mensch – sie konnte scherzen und lachen und sich um die Menschen kümmern auf eine Art, die
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