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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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vermuten ließ, dass er gerade aus dem Theater kam.
    Sie hätte ihn fast nicht erkannt. »Clive?«
    Er küsste sie kurz auf beide Wangen, bevor er sich seiner Begleiterin zuwandte. »Darf ich dir Julia vorstellen?«
    Aber hatte er nicht eine Helen geheiratet?
    Helen errötete vor Verwirrung. »Wie schön, dich wiederzusehen.«
    Das Paar setzte sich kurz an den Tisch – Frank bestand darauf –, und Helen und Clive tauschten sich leise aus. Clives Ehe war gescheitert, und sein Blick gab Helen zu verstehen, dass es damit zu tun hatte, dass er nie richtig über sie hinweggekommen war. Er hatte sich von der anderen Helen scheiden lassen (keine Kinder) und war nun mit Julia zusammen.
    »Kann ich dich wiedersehen?«, fragte er leise, als sie sich verabschiedeten.
    Sie gab ihm unauffällig ihre Telefonnummer.
    »Das wäre genau der richtige Mann für dich«, sagte Frank behutsam auf dem Rückweg. »Aber sei bitte vorsichtig, Helen, ja?«
    Sie traf sich mit Clive nur ein einziges Mal in einem Restaurant im West End, wo Bob sicher nicht verkehrte und wo es, falls jemand sie erkannte, aussehen würde wie ein ganz normales Mittagessen. Sie erzählte Clive alles.
    »Verlass ihn«, drängte ihr Exfreund. »Verlass ihn und komm zu mir. Ich werde für dich und die Mädchen sorgen.«
    »Woher willst du wissen, ob du das wirklich möchtest?« Helen sah ihn an. »Es ist so lange her. Ich habe mich verändert. Und du dich sicher auch.«
    Daraufhin umfasste er ihre Hände. »Ich werde dich nie vergessen, Hellie. Niemals. Wenn du ihn jetzt nicht verlassen möchtest, versprich mir eins: Es kommt die Zeit, in der du zu diesem Schritt fähig sein wirst. Wenn es so weit ist, ergreife die Gelegenheit. Lass nicht zu, dass du dich an einen Mann kettest, den du nicht liebst und der dich nicht liebt. Wir sind jetzt in den Siebzigern, Helen. Das Leben hat sich geändert seit der Zeit unserer Eltern.«
    In der U-Bahn auf dem Nachhauseweg ertappte Helen sich dabei, dass sie in ihrer Tasche nach einem Stift und einem Stück Papier kramte. Fast unbewusst machte sie eine schnelle Skizze von Clives Gesicht, damit sie es nie wieder vergaß. Seine Nase, seine Augen, die Art, wie er den Kopf schräg legte, wenn er sprach.
    Und anschließend briet sie in der Küche Fischstäbchen für die Mädchen und nahm die Eisrolle, ein neues Dessert, das die Mädchen liebten, aus dem Tiefkühlfach für das »Abendbrot«, wie Bob es nannte. Dann stellte sie das Bügelbrett in der Küche auf, ohne das Gelächter vom Band in irgendeiner Unterhaltungssendung über Busse wahrzunehmen, und vergrub sich tief in ihren Gedanken. Es war die einzige Möglichkeit zu überleben, aber eines Tages, so schwor sie sich, während sie das Bügeleisen heftig in den Hemdkragen ihres Mannes stieß, würde sie das alles hinter sich lassen.

38
    Die Diskussionen wegen Carolines wechselnden Freunden wurden heftiger. Vor allem Bob machten die Liebschaften seiner Tochter Angst, und er war überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie schwanger wurde. Grace führte sich in der Schule unmöglich auf und brachte wegen ihrer mangelnden Konzentration im Unterricht ständig Elternbriefe nach Hause. Bob machte immer länger Überstunden. Das Beste an Helens Leben war ihre Arbeit, von der sie immer noch begeistert war. Sie genoss den sachlichen Schlagabtausch im Büro, und es machte ihr Freude, mit den Kindern zu kommunizieren – es war ihr sogar gelungen, einen besonders hartnäckigen Schulverweigerer zu überzeugen, indem sie den Jungen und ein paar seiner Freunde in Begleitung eines Lehrers von der Schule in den Whipsnade Zoo einlud.
    »Sie können ziemlich gut mit Kindern«, hatte der Lehrer gesagt, der Peter hieß, und Helen war vor Freude rot geworden.
    Zuhause ging ihr seit einiger Zeit Dawn zur Hand. Die junge Haushaltshilfe passte auf die Mädchen auf und schaffte ein wenig Ordnung, bevor Helen erschöpft von der Arbeit nach Hause kam.
    Caroline war inzwischen, wie sie selbst sagte, alt genug, dass sie Dawn eigentlich nicht mehr brauchte, aber Helen hatte das Gefühl, dass es ihren Töchtern guttat, wenn jemand in der Nähe war und dafür sorgte, dass sie ihre Hausaufgaben machten und sich nicht zankten. Helen hatte lediglich ein wenig Angst, dass Dawns Südlondoner Dialekt, in dem das T nicht ausgesprochen wurde, auf Grace abfärbte, die sehr gut andere nachahmen konnte.
    Dann, eines Tages, als Helen früher als üblich nach Hause kam, stellte sie fest, dass Bob dasselbe getan

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