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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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ausrichtet.«
    Sie hatte es ihrem Vater zuerst gesagt! Helen war richtig schlecht vor Kränkung, bevor die Botschaft ihrer Tochter bei ihr ankam. »Er will überhaupt nichts beitragen?«
    »Nein.« Die Stimme ihrer Tochter am anderen Ende der Leitung klang sehr leise.
    »Dann müssen wir eben sehen, wie wir zurechtkommen.«
    Helen hörte, dass ihre Stimme tapferer klang, als sie sich fühlte. Eine Hochzeit! Hochzeitsfeiern waren teuer. Wie um alles in der Welt sollte sie das schaffen?
    »Was hältst du denn von einem kleinen Umtrunk bei uns zu Hause nach dem Gottesdienst?«
    Carolines Stimme bekam einen verächtlichen Unterton. »Ich möchte eine richtige Hochzeitsfeier, Mummy. Wie zum Geier sollen wir denn alle Gäste bei dir unterbringen?«
    Eine richtige Hochzeitsfeier also, und nicht einen Empfang in ihrer engen Maisonettewohnung. Das war verständlich. Helen konnte sich erinnern, dass sie in diesem Alter genauso gedacht hatte, als sie Bob heiratete, der Tante Phoebes Angebot verschmäht hatte, einen Pavillon im Garten des alten Herrenhauses aufzustellen.
    Tante Phoebe! Helens Herz machte einen Satz. Sie hatte ohnehin vor, sie bald wieder zu besuchen. Es war zwar reine Spekulation, aber vielleicht würde Phoebe ihre Unterstützung anbieten.
    Es war schon eine Weile her, dass Helen den alten Herrensitz besucht hatte. Ungefähr acht Monate. Aber als ihr kleiner Wagen nach der langen Fahrt knirschend die Auffahrt in Somerset hochrollte, spürte Helen dasselbe ungute Gefühl, das sie vor all den Jahren immer gehabt hatte, wenn sie in den Schulferien hierher zurückgekehrt war. Wie albern! Sie war nun erwachsen, und diese geschrumpfte, faltige Frau mit den gebeugten Schultern und dem Perlencollier ihrer Mutter hatte kein Recht, sie derart klein zu machen, wie sie sich gerade fühlte.
    »Komm herein, Helena.«
    Es hörte sich an, als würde sie Helen einen Gefallen tun, und nicht zum ersten Mal fragte Helen sich, warum ihre Tante so kalt war. Phoebe und Victor hatten freiwillig auf Kinder verzichtet. Ihre Tante hatte immer erklärt, dass Kinder eine teure Angelegenheit seien und eine Verantwortung, die manche Leute viel zu sehr auf die leichte Schulter nahmen. Trotzdem gab ihr das nicht das Recht, die Kinder ihrer Schwester so kühl zu behandeln. Onkel Victor, Gott möge ihn schützen, war in seinem Gewächshaus, obwohl schwer zu sagen war, wer gebrechlicher wirkte, er oder die welkenden Tomatenpflanzen.
    »Helen, mein Schatz. Wie schön, dich zu sehen.«
    Sie küsste ihn zärtlich auf beide Wangen und staunte über die Eigenarten einer bestimmten Schicht, die immer noch Tweedjacketts und Krawatten anzog, um im Gewächshaus herumzuwerkeln. Später, nach dem Mittagessen, das aus kaltem Schinken und Bratapfel bestand, was Helen noch nie gemocht hatte, kamen sie zwangsläufig auf die Kinder zu sprechen. »Grace macht nächstes Jahr ihren Schulabschluss.«
    Sowohl ihre Tante als auch ihr Onkel nickten beifällig.
    »Dann will sie anschließend studieren?«
    »Das hoffe ich.«
    Ihre Tante runzelte die Stirn.
    »Und Caroline fühlt sich sehr wohl auf dem Goldsmiths College. Sie hat vor kurzem einen nationalen Wettbewerb gewonnen mit selbst entworfenen Geburtstagskarten.«
    »Geburtstagskarten?« Das Stirnrunzeln ihrer Tante wurde tiefer.
    »Es handelt sich um einen sehr renommierten Wettbewerb.« Warum hinterfragte ihre Tante immer alles, als würde sie sich wünschen, dass die Kinder versagten?
    »Sicher hat sie das Talent deines Großvaters geerbt, Liebes«, bemerkte Onkel Victor. Helen sah ihn dankbar an, bevor sie automatisch den Blick zu dem herrlichen Porträt der hübschen Frau mit dem blauen Häubchen hob – eines von Ga Gas zahlreichen Gemälden, die ihre Tante und ihr Onkel besaßen.
    »Sei nicht albern, Victor.«
    Tante Phoebe tupfte sich mit ihrer Serviette den Mund ab, bevor sie sie wieder über ihren Schoß legte, und funkelte ihren Ehemann an. »Man kann Postkartendesign wohl kaum mit professioneller Porträtmalerei vergleichen.«
    »Macht Caroline auch Porträts?«, fragte Victor mit einer Miene, die vermuten ließ, dass er bemüht war, die Unterhaltung nicht kippen zu lassen.
    »Nicht ganz.«
    »Entweder sie macht Porträts oder nicht.«
    Das war wieder Phoebe.
    »Nein. Sie malt keine Porträts. Aber sie wird bald heiraten.«
    Das kam völlig ohne Zusammenhang heraus, wie Helen zu spät bewusst wurde.
    »Heiraten?«
    Hätte das Stirnrunzeln ihrer Tante sich noch tiefer eingraben können, hätte es ihr

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