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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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Gesicht in zwei Hälften gespalten. »Sag bitte nicht, dass sie heiraten muss.«
    Helen spürte, dass sie rot wurde. »Nein. Sie muss nicht. Sie will.«
    Onkel Victor nickte. »Und was sagst du dazu, mein Liebes?«
    Helen ertappte sich dabei, dass sie auswich. »Ich denke, sie ist noch sehr jung, aber sie ist nun einmal verliebt. Sie sind beide sehr verliebt.«
    »Ich verstehe. Was macht er denn beruflich?«
    Diese Frage hatte sie gefürchtet. »Simon arbeitet für eine Zeitung als stellvertretender Kulturredakteur.«
    Phoebes Stirnfalte glättete sich ein wenig. »Ach, wirklich? Für welche Zeitung?«
    Es blieb Helen nichts anderes übrig. Sie senkte den Blick auf ihre Serviette und nannte den Namen der Boulevardzeitung. Tante Phoebe stieß einen erstickten Laut aus, während Victor sich erhob und kleine Schweißperlen auf seiner Stirn glänzten. »Ach du jemine. Nun denn, richte ihr bitte meine Glückwünsche aus. Und jetzt muss ich mich leider entschuldigen. Ich habe noch einen Termin wegen dem Rosendünger. Helen, mein Liebes, es war schön, dich zu sehen. Beehre uns bald wieder.«
    Ihrer Tante hatte es wohl die Sprache verschlagen, während sie Helen einfach weiter anstarrte, als würde ihrer Nichte ein Geschwür im Gesicht wachsen. Erst als Helen nach Hause kam, drei Stunden später, entdeckte sie den kleinen Umschlag in ihrer Handtasche. Sie hatte sie in der Eingangshalle stehen gelassen – ihr Onkel musste den Umschlag hineingesteckt haben, als er aus dem Haus ging. Darin befand sich ein Scheck. Kein hoher Betrag, aber auch kein kleiner, mit einer beigefügten Notiz. »Hochzeiten können kostspielig sein. Ich hoffe, das ist vielleicht eine Hilfe. V.«
    Gott schütze ihn, dachte Helen, während ihre Augen sich mit Tränen füllten. Gott schütze ihn.
    Irgendwie schaffte Helen es mit ihren mageren Ersparnissen und Victors Scheck, für den Hochzeitsschmaus nach dem Gottesdienst in der All Souls Church, wo ihre Tochter damals getauft worden war, in Ealing einen Saal für achtzig Personen zu organisieren.
    Achtzig Personen! »Simon kennt viele Leute«, erklärte Caroline, vor Stolz strahlend. »Einige davon sind wichtig. Er kann sie nicht ausschließen.«
    Mag sein, dass sie mit ihrem zukünftigen Schwiegersohn nicht richtig warm wurde, dachte Helen, aber dafür hatte er Wunder bewirkt für das Selbstvertrauen ihrer Tochter. Mit fast dreiundzwanzig begann Caroline aufzublühen, obwohl sie leider Helens kräftige Figur geerbt hatte beziehungsweise jene, die Helen früher gehabt hatte, bevor Bob gegangen war.
    Währenddessen gab es ein Problem, das Helen ständig verdrängt hatte, aber das sie nun, da der Termin immer näher rückte, nicht länger ignorieren konnte. Bob würde auch zur Hochzeit kommen. Es war drei Jahre her, dass sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Würde er seine Freundin mitbringen, die Grace hin und wieder erwähnte? Würde er mit Helen reden? Das würde er doch bestimmt, allein schon Caroline zuliebe, oder?
    »Führt Dad dich zum Altar?«, fragte Helen schließlich während eines Gesprächs über die Hochzeitsvorbereitungen, als das Paar an einem Sonntagmittag zum Essen da war. Simon hatte am Tisch die Unterhaltung mit seinen Anekdoten über Westminster dominiert, nachdem er vor kurzem bei seinem Blatt in das Politik-Ressort gewechselt war, und saß nun auf der Couch, wo er die Sonntagszeitung las. Wie unhöflich!
    Ein Schatten huschte über Carolines Gesicht. »Er weigert sich, einen Cut anzuziehen. Wir hatten deswegen eine kleine Auseinandersetzung.«
    Natürlich weigerte er sich! Bob hasste es, sich fein zu machen, hasste alles, was die Aufmerksamkeit auf ihn lenken konnte, so wie er damals eine richtige Hochzeit abgelehnt hatte, als Helen und er an der Reihe waren.
    »Das tut mir leid, mein Schatz.«
    Caroline antwortete mit einem Achselzucken, wie immer, wenn sie so tat, als wäre es egal, auch wenn es das gar nicht war.
    »Ich habe mein Kleid. Eine Freundin von mir arbeitet bei einem Hersteller für Brautmoden, und über sie bekomme ich Rabatt.«
    Helen schluckte ihre Enttäuschung hinunter – sie hatte sich darauf gefreut, gemeinsam mit ihrer Tochter ein Kleid auszusuchen. »Das ist schön. Wie sieht es aus?«
    »Fließend. Weiß. Aber Grace stellt sich total an wegen den Kleidern für die Brautjungfern. Wir haben uns neulich in der Stadt getroffen, und sie hat jedes Kleid abgelehnt, das ich ihr vorgeschlagen habe, bis auf eins, das ziemlich viel Haut zeigt. Ehrlich, Mummy, kannst du

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