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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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»Allerdings konnte ich gerade nicht umhin, die Bemerkung über deine Uhr zu hören.« Sie blickte zu Charles und sah, zu spät, wie sich seine Brauen verfinsterten, während sie redete. »Liebling, ich wusste gar nicht, dass du deine Uhr wiedergefunden hast beziehungsweise dass du sie überhaupt verloren hattest. Könnte es sein, dass sie zusammen mit meinem Collier entwendet wurde?«
    Die Lachsalve aus hohen und tiefen Stimmen brachte sie völlig aus dem Konzept. Was hatte sie denn gesagt? Was auch immer es gewesen sein mochte, es hatte definitiv den Unmut ihres Mannes geweckt, der sich nun erhob, seine Serviette auf den Tisch warf und hinaus auf die Veranda stolzierte, wo er sich, wie sie beobachten konnte, eine Zigarre anzündete und auf und ab ging.
    Selbst Celia wirkte bestürzt.
    »Meine Liebe.« Die Tochter des Baronets beugte sich zu ihr und berührte leicht ihren Arm. »Sie sind entweder viel schlauer, als ich Ihnen zugetraut habe, oder viel dümmer. Ich hoffe um Ihretwillen, dass das Erste zutrifft.«
    Charles kehrte an den Tisch zurück, als nach dem Pudding die Drinks serviert wurden, aber nicht bevor Celia sie aufgeklärt hatte. »Sie wissen, dass er Borneo verlassen hat, um für sein Land zu kämpfen, als der Krieg ausbrach?«
    Rose nickte. Natürlich wusste sie das. Duncan hatte es ihr erzählt, lange bevor sie seinen Bruder kennenlernte. Es war einer von vielen Informationsschnipseln, die sie aufgeschnappt hatte, und sie fand es sehr ehrenhaft von Charles, dass er sich bei der ersten Gelegenheit freiwillig gemeldet hatte.
    »Es ist für einen Pflanzer nicht so einfach, seinen Plantagen fünf Jahre lang den Rücken zu kehren«, fuhr Celia in einer Lautstärke fort, die für ihre Verhältnisse leise war. »Die Einheimischen sind nicht alle harte Arbeiter. Sie brauchen jemanden, der sie beaufsichtigt. Trotzdem gab es viele Verwalter, die wie Charles beschlossen hatten, zurückzugehen und für König und Vaterland zu kämpfen.«
    Rose hatte in den vergangenen Wochen genug gelernt, um die Folgen zu ahnen. »Aber was wurde aus dem Kautschuk?«
    »Ganz genau.« Celias Augen glänzten, wie immer, wenn sie eine gute Geschichte erzählte. »Ihr Mann war gezwungen, alles den Einheimischen zu überlassen. Die wissen eigentlich genau, was zu tun ist. Schließlich haben sie es weiß Gott oft genug getan. Aber sie brauchen jemanden, der die Verantwortung trägt, und sie verstehen das mit dem Krieg nicht. Sie hatten Angst, Charles könnte nicht zurückkommen.«
    Rose war wieder verwirrt. »Aber was hat das mit der Uhr zu tun?«
    »Charles hat ihnen die Uhr gegeben, verstehen Sie, als Zeichen, dass er zurückkommt. Taschenuhren sind hier in dieser Gegend sehr begehrt. Es war also eine sehr großzügige Geste.«
    Rose musste wieder an ihre geliebten Perlen denken, deren Verlust sie immer noch schmerzte. Waren auch sie hier in dieser Gegend sehr begehrt?
    »Die Einheimischen, die ja sehr einfache Menschen sind, glaubten, die Uhr Ihres Mannes wäre sein Herz. Verstehen Sie, sie hat getickt. Also passten sie abwechselnd darauf auf – im Glauben, dass er dadurch sicher zurückkehrt.«
    Rose spürte auch ihr Herz, in dem sich eine angenehme Wärme ausbreitete. »Er muss den Einheimischen sehr viel bedeuten.«
    Celia schnaubte. »Einigen mehr als anderen.« Sie machte den Eindruck, als wollte sie etwas hinzufügen, zögerte aber kurz, bevor sie dann fortfuhr: »Ein Jammer, dass sie auf den Kautschuk nicht genauso gut aufgepasst haben.«
    »Sie meinen …«
    »Ganz genau.« Celia hob den Kopf, um Rose darauf aufmerksam zu machen, dass Charles von der Außenveranda an den Tisch zurückkehrte. »Als er in Ihrer Begleitung zurückkam, präsentierten sie ihm stolz die Uhr und versicherten ihm, dass sie gut auf sein Herz aufgepasst hätten. Leider haben sie darüber vergessen, den Gummi anzuzapfen. Aus diesem Grund ist Ihr Mann nie zu Hause. Er ist damit beschäftigt, das Chaos aufzuräumen.«
    Armer Charles! Rose fühlte mit ihrem Mann, der sich ihr gegenüber schwer auf seinen Stuhl sinken ließ. Seine Augen mieden ihren Blick, aber die Botschaft darin war eindeutig. »Du hast mich zum Gespött gemacht«, hätte er genauso gut laut sagen können. »Genau wie auf dem Schiff, als du dachtest, ich wäre krank.«
    Rose streifte nun langsam, ganz langsam ihren Schuh ab und tastete sich mit dem Fuß unter dem Tisch vor, bis sie Charles’ Bein kurz berührte. Sein überraschter Gesichtsausdruck freute sie, aber gleichzeitig

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