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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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die finanzielle Unabhängigkeit. Sie können tun und lassen, was sie wollen. Sie wollte gerade den Mund öffnen, als sie Schritte auf der Treppe zum Bungalow hoch hörte. Schnelle, entschlossene Schritte. Celias Schritte. Sie hatte bereits am Vormittag vorbeikommen wollen, hatte sich aber verspätet. Rose hatte gehofft, dass sie vielleicht gar nicht mehr auftauchte, aber hier war sie nun.
    Rose hob die Teekanne. »Noch eine Tasse, Dr. Whittaker? Ah, Celia, da bist du ja. Freut mich, dass du es doch noch geschafft hast.«

20
    Charles’ Invasion, wie Rose den Übergriff insgeheim nannte, führte dazu, dass sie wieder in anderen Umständen war. Vielleicht würde es dieses Mal ein Mädchen, hatte Celia gesagt, als Rose wieder auf ihre weiten Baumwollkleider zurückgriff, die sie während der vorangegangenen zwei Schwangerschaften getragen hatte.
    Rose hoffte insgeheim dasselbe. Wenn es ihr bestimmt war, ein drittes Kind zu bekommen, dann würde es dieses Mal vielleicht die Tochter sein, die sie sich so sehnlich wünschte. Schließlich musste es ein bisschen Gerechtigkeit geben.
    »Was für eine Ironie, dass ich ein Kind gewinne, aber meine ersten beiden fast zur selben Zeit verlieren werde.«
    Sie schlenderte mit Celia in der Absicht über den Markt, für Geoffreys Socken Markierband zu finden, offenbar eine unerlässliche Ausrüstung laut der Liste, die die Schule geschickt hatte.
    »Sei nicht so melodramatisch, Rose.« Celia hielt vor einem Stand, um weiße Spitze zu befühlen. »Die Kinder gehen ja nur fort. So ist das nun einmal. Und wenn sie zurückkommen, werden sie zwei richtige Gentlemen sein. Schau dir meinen Robert an.«
    Rose dachte kurz an den großen, schlaksigen jungen Mann, der letzten Sommer zu Besuch gekommen war und der nicht mehr die geringste Ähnlichkeit mit dem glücklichen kleinen Jungen auf der Schwarzweißfotografie auf Celias Frisierkommode besaß. Trotzdem konnte sie nicht anders, als sich um ihre eigenen Kinder zu sorgen, die sich mittlerweile fast in Einheimische verwandelt hatten. Erst neulich hatte sie Roger mit einer Cheroot-Zigarre erwischt, die ihm ein Dorfjunge geschenkt hatte. Ihre Söhne sprachen den Dialekt der Einheimischen fließend, viel besser als Rose. Tatsächlich nutzte sie sie häufig, um mit den Dienstboten zu kommunizieren. Einmal war Geoffrey jedoch sehr unartig gewesen, als sie ihn gebeten hatte, dem Hausmädchen auszurichten, dass sie eine Kanne Tee wünschte, und er etwas Unhöfliches auf Malaiisch sagte, sodass die Frau weinend hinauslief.
    »Ich finde die Vorstellung unerträglich, sie fortzuschicken. Sie sind noch so jung.«
    »Jung?« Celia schnaubte. »Sieben und fünf würde ich wohl kaum als jung bezeichnen! Roger hätte schon längst gehen müssen. Das ist ja gut und schön, dass er auf Geoffrey gewartet hat, damit sie zusammen fahren können, aber die älteren Jungs im Internat werden es ihnen vielleicht schwer machen.«
    Genau davor hatte Rose Angst.
    »Vielleicht kann ich sie ja begleiten«, entgegnete sie in beiläufigem Ton, während sie einem der Händler mit einer Geste zu verstehen gab, dass sie an seinen Seidenbahnen nicht interessiert war, auch wenn die fantastischen Farben sie an Ga Gas Malpalette erinnerten.
    »Dafür ist es zu spät.« Celia kramte in ihrem Portemonnaie. »Eine der Frauen hat versucht, einen Platz auf dem Schiff zu bekommen, aber es ist bereits ausgebucht. Sag mal, kannst du mir zufällig Geld borgen? Warum kaufst du dir eigentlich nichts von diesen Seidenstoffen, wenn du schon einmal hier bist? Du könntest dir etwas Hübsches nähen und dich so auf andere Gedanken bringen. Darum geht es doch, Darling. Um Ablenkung!« Sie lachte fröhlich. »Oder was glaubst du, wie wir das alles hier aushalten? Und ich spreche nicht nur vom Nähen.«
    »Und dass ihr mir auch schreibt!«
    Roger wand den Kopf aus ihrer Umarmung und stürmte die Gangway hoch, wo er kurz winkte, bevor er verschwand.
    »Das werde ich, Mama.« Geoffrey blickte sie mit seinen dunklen Augen feierlich an. »Jeden Tag.«
    »Unsinn.« Charles gab ihm einen missbilligenden Klaps auf den Kopf. »Du wirst viel zu beschäftigt sein mit Cricket und anderen Dingen, um jeden Tag zu schreiben. Einmal im Monat ist mehr als genug. Bis deine Briefe ankommen, wird bereits Weihnachten sein, und dann ist ohnehin dein neuer Bruder oder deine Schwester da. Außerdem kommt ihr ja bald wieder in den Ferien.«
    Rose hätte ihren Ehemann am liebsten geschüttelt. Wie konnte er so gedankenlos

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