Pern 02 - Die Suche der Drachen
plötzliches Ersche inen so verblüfft, daß er ihre erregten Gedanken nicht sofort verstand.
Wirenth ist aufgestiegen! erklärte Canth.
Das genügte.
F’nor rannte mit Canth zum Landevorsprung. Seinen Auftrag hatte er vergessen. Es vergingen kostbare Sekunden, bis er Grall und Berd verstaut hatte. Unterwegs versuchte er abzu-schätzen, wie lange die Bronzeechse für ihren Weg benötigt hatte, wie lange Wirenth sich an der Futterstelle aufhalten würde und wir stark die Bronzedrachen vom Hochland waren.
Als sie über dem Hochland-Weyr kreisten, sah F’nor seine Befürchtungen bestätigt. An der Futterstelle lagen die gerissenen Kadaver der Böcke herum, aber von Wirenth entdeckte er keine Spur.
Auch die Bronzedrachen hatten den Weyr verlassen.
Berd weiß, wo Wirenth ist. Er bringt mich hin, beruhigte ihn Canth.
Der Braune landete, und F’nor sprang in aller Hast ab. Berd klammerte sich an Canths Nacken fest.
Prideth steigt ebenfalls auf. Der Gedanke und der Angstschrei des Braunen kamen zur gleichen Zeit. Von den Höhen antworteten die anderen Drachen.
F’nor war wie erstarrt. »Verständige Ramoth«, rief er.
Aus den unteren Höhlen strömte das Weyrvolk, und Reiter zeigten sich auf den Landevorsprüngen.
»Kylara! T’bor! Wo ist Pilgra? Kylara! Varena!«
F’nor schob die Umstehenden rücksichtslos zur Seite und rannte auf Brekkes Suite zu.
Prideth stieg auf!
Wie konnte das geschehen?
Jede Weyrherrin wußte, daß sie ihre Königin wegbringen mußte, wenn eine andere in der Hitze war.
211
Wie konnte Kylara …
Er raste mit langen Sätzen die Stufen hinauf, durchquerte den Korridor und erreichte außer Atem Wirenths Schlafhöhle.
Bereits jetzt konnte er Brekkes schrille Schreie hören.
»Was tut sie hier?
Wie kann sie es wagen!
Das sind meine Drachen!
Ich bringe sie um!«
Brekke krümmte sich, stöhnte und hielt die Arme schützend vor den Kopf, als müßte sie einen Feind abwehren.
»Ich bringe sie um! Nein! Nein! Sie kann mir nicht entkommen. Geht weg!«
Die Ekstase der Bronzereiter war längst verschwunden. Ihre Mienen verrieten Angst, Zweifel, Unsicherheit.
»Prideth ist aufgestiegen, T’bor! Die Königinnen kämpfen!«
schrie F’nor.
Ein Reiter begann leise zu fluchen. Die anderen starrten immer noch wie betäubt Brekke an, die sich jetzt stöhnend auf dem Boden wand.
»Rührt sie nicht an!« sagte F’nor und schob T’bor und einen anderen Mann zur Seite. Er trat in ihre Nähe, aber sie nahm ihn nicht wahr.
Brekke sprang hoch, haßerfüllt, die Zähne gefletscht. Ihr Körper spannte sich an. Und dann faßte sie ungläubig nach ihrer Schulter. Sie zuckte wie im Krampf, und ein Todesschrei entrang sich ihren Lippen. F’nor lief auf sie zu. Er konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie zusammenbrach.
Die Steine des Weyrs schienen von der Totenklage der Drachen widerzuhallen.
»T’bor, stehen Sie nicht herum! Holen Sie Manora!« fauc h-te F’nor den Weyrführer an, während er Brekke zu ihrem Lager trug.
T’bor setzte sich schwerfällig auf eine Wäschetruhe. Seine Hände zitterten.
212
»Sie sind beide tot, beide«, murmelte er.
»Wo ist Kylara? Wo ist sie?«
»Weiß ich nicht. Ich brach gleich heute morgen mit meinen Geschwadern auf.«
Der Weyrführer war leichenblaß.
»Der See war verschmutzt…«
F’nor hüllte Brekkes schlaffen Körper mit Fellen ein. Ihr Herz schlug, aber ganz schwach.
F’nor?
Es war Canth. Sein Ruf klang so leise, so schmerzerfüllt, daß der Mann einen Augenblick lang die Augen schloß.
Jemand legte ihm die Hand auf die Schulter. Es war T’bor.
»Sie können im Augenblick nichts für sie tun, F’nor!«
»Sie wird sterben wollen«, flüsterte F’nor.
»Laßt das nicht zu! Laßt nicht zu, daß Brekke stirbt!«
Canth landete auf dem Felsensims. Er schwankte vor Erschöpfung. F’nor umarmte den großen, keilförmigen Kopf seines Gefährten.
Es war zu spät. Prideth hatte sich erhoben. Zu nahe für Wirenth. Nicht einmal die Königinnen konnten die beiden trennen. Ich habe alles versucht, F’nor. Sie – sie stürzte so rasch. Und sie wandte sich gegen mich. Dann ging sie ins Dazwischen. Ich konnte sie dort nicht finden.
Sie standen reglos auf dem Felsvorsprung.
»Die beiden werden darüber hinwegkommen«, sagte Manora leise, als sie Lessas ängstlichen Blick auffing.
»Sie sind sich jetzt näher als je zuvor.«
Ramoth landete, und die Frauen betraten den Weyr. Während Manora sofort zu Brekkes Lager eilte, blieb Lessa
Weitere Kostenlose Bücher