Pern 02 - Die Suche der Drachen
im Moment nur stören. Ein Glück, daß sich Kylara in Nabol befindet. Prideth wird nämlich selbst bald in der Hitze sein.«
Damit ließ Pilgra sie stehen.
Plötzlich war Rannelly neben Brekke und schlug nach der Feuerechse, die aufgeregt umherflatterte.
»Weg da! Husch! Los, Mädchen, kümmere dich um deine Königin, sonst bist du keine Weyrherrin! Laß nicht zu, daß sie sich vollfrißt!«
Schwingen peitschten plötzlich die Luft auf die Bronzedrachen kehrten zurück. Und unvermittelt spürte Brekke den Drang in sich, Wirenth zu beschützen. Das Summen der Bronzedrachen erregte sie.
Und dann sah sie, daß Wirenth sich mit einem herausfor-dernden Kreischen auf einen Bock gestürzt hatte. Die Königin war in ihrem Taumel, in ihrem Blutrausch, nicht wiederzuer-208
kennen.
»Sie darf nicht fressen!« schrie jemand Brekke zu.
»Sie darf nicht fressen!«
Aber Brekke war jetzt bei Wirenth, fühlte das gierige Verlangen nach rohem, rauchendem Fleisch, den Geschmack von Blut. Sie merkte nicht, was rings um sie vorging.
Wirenth hatte jetzt den Bock gerissen, und Brekke zwang sie mit ganzer Willenskraft, nur das Blut auszusaugen. Als die Königin endlich von dem Kadaver abließ und erneut über der Futterstelle kreiste, bemerkte Brekke die Bronzereiter, die sie in einem dichten Rang umstanden. Sie warteten auf Wirenths Entscheidung.
Sie stöhnte. F’nor! Er hatte gesagt, daß er kommen würde.
Er hatte versprochen, daß nur Canth Wirenth fliegen würde …
Canth! Canth!
Wirenth stürzte sich auf den zweiten und dritten Bock.
Wieder siegte Brekkes eiserner Wille. Nach dem vierten Bock begann Wirenths Haut plötzlich zu glänzen. Mit einem mächtigen Satz schnellte sie in die Luft und stieg auf. Die Bronzedrachen folgten ihr. Ihre Schwingen wirbelten den Sand am Boden des Weyrkessels auf.
Brekke verschmolz mit ihrer Königin. Sie verachtete die Bronzedrachen, die sie einzuholen versuchten; sie jagte nach oben, immer höher, über die Berggipfel, wo die Luft dünn und kalt war.
Und dann schoß aus der Wolkendecke unter ihr eine Rivalin. Eine Königin. Wollte sie ihr die Bronzedrachen streitig machen?
Kreischend warf sich Wirenth der Nebenbuhlerin entgegen, kampfbereit, mit ausgestreckten Krallen.
Die andere Königin – es war Prideth – wich mühelos aus und hieb ihre Klauen in Wirenths Weichteile. Wirenth fiel, fing sich wieder und flog tapfer höher, bis die Wolkenschicht sie einhüllte. Die Bronzedrachen waren herangekommen und 209
schrien hilflos. Sie wollten sie paaren. Prideth glaubte, daß ihre Gegnerin geschlagen war. Sie begann die Verfolger zu locken.
Diese Demütigung konnte Wirenth nicht ertragen. Ohne auf ihre Schmerzen zu achten, jagte sie aus der Wolkendecke, die Flügel eng an den Körper gelegt. Der Angriff kam so unerwartet, daß Prideth den Zusammenprall nicht mehr vermeiden konnte. Die junge Königin verkrallte sich mit dem Mut der Verzweiflung in ihre Rivalin. Gemeinsam stürzten sie in die Tiefe, auf die Berggipfel zu.
In diesem Augenblick tauchten die anderen Königinnen auf.
Sie teilten sich in zwei Gruppen. Unerbittlich rissen sie Wirenth und Prideth auseinander und kreisten sie ein wie eine lebende Mauer. Wirenth dachte nur daran, daß man ihr die Rache versagen wollte. Und während die Königinnen sie abzudrängen versuchten, erkannte sie die einzige Fluchtmö glichkeit. Sie ließ sich ein Stück in die Tiefe sacken und griff ihre Rivalin dann von unten her an. Sie riß Prideth aus dem Kreis ihrer Beschützerinnen und schlug ihre Fänge in den ungeschützten Nacken der feindlichen Königin.
Wirenth achtete nicht auf die Schreie der Bronzedrachen, nicht auf die Befehle der anderen Königinnen. Sie zerrte Prideth immer tiefer.
Doch plötzlich wurde sie grob gepackt und nach oben gerissen. Sie blinzelte durch einen roten Schleier.
Über ihr – Canth! Canth?
Sie fauchte ihn an, ohne zu erkennen, daß er sie vor dem Sturz auf die gefährlich nahen Klippen bewahren wollte. Auch Ramoth war da und versuchte Prideth zu stützen.
Aber die Hilfe kam zu spät. Spitze Zähne gruben sich in Wirenths Schulter, dicht neben der Hauptschlagader. Sie schrie auf. Verwundet von der Gegnerin, behindert von den Freunden, gab es für sie keine andere Wahl, als ins Dazwischen zu verschwinden. Sie nahm Prideth mit sich.
F’nor war eben auf dem Weg zu den Geschwadern im Wes-210
ten von Telgar, als Berd, die kleine Bronze-Echse Brekkes, auftauchte. Der braune Reiter war über ihr
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