Pern 02 - Die Suche der Drachen
sinken.
Jaxom empfand keine rechte Freude, als nach Ruatha die Kunde kam, daß noch an diesem Tage auf Benden die Gege n-
überstellung stattfinden sollte. Seit der Tragödie mit den beiden Drachenköniginnen waren zehn Tage vergangen, aber Lytol lief immer noch so düster umher, daß Jaxom in seiner Gege nwart nicht den Mund aufzutun wagte.
Und der Junge hatte das Gefühl, daß noch schlimmere Ereignisse auf sie zukamen. Trug er die Schuld daran, weil er damals den Frevel begangen hatte, mit Felessan in die Brutstät-te einzudringen? Alle Logik sprach dagegen. Das Unglück hatte sich weder auf Ruatha noch auf Benden ereignet. Er war nie mit Kylara oder Brekke zusammengetroffen. F’nor kannte er, und der Mann tat ihm leid, wenn die Gerüchte, die man über ihn hörte, stimmten – daß er Brekke zu sich genommen und seine Pflichten als Geschwader-Zweiter aufgegeben hatte, um sie zu pflegen. Sie war sehr krank. Komisch, alle bemitleideten Brekke, aber keiner erwähnte Kylara. Dabei hatte sie doch auch eine Königin verloren.
Jaxom überlegte hin und her, aber er wußte, daß er nicht fragen konnte.
»Baron Jaxom«, rief eine der Mägde atemlos vom Eingang her, »Verwalter Lytol läßt ausrichten, daß Sie Ihr Feiertags gewand anlegen sollen!
Die Gegenüberstellung auf Benden beginnt. Oh, Sir, gla uben Sie, daß Talina es schaffen wird?«
»Bestimmt«, versicherte Jaxom. Seine Stimme klang heiser vor Aufregung. »Schließlich hat sie Ruatha-Blut in den 235
Adern.«
Er zog sich in aller Hast um, suchte verzweifelt nach seinen Handschuhen, bis er sie unter dem Bett fand, und rannte hinunter in den Großen Hof, wo der blaue Drache bereits wartete.
Unwillkürlich mußte er daran denken, daß Baron Groghe seinem ältesten Sohn eines der Feuerechsen-Eier geschenkt hatte, die ihm zugeteilt worden waren. Lytol dagegen hatte die beiden, die ihm zustanden, einfach zurückgewiesen. Eine Ungerechtigkeit! Schließlich war Jaxom Baron von Ruatha, und alle Barone hatten eine Feuerechse.
»Alles Gute für Talina!« rief ihm D’wer, der Reiter des blauen Drachen, zu.
»Danke.«
Jaxom merkte selbst, daß sein Tonfall alles andere als freundlich war.
»Kopf hoch, Junge«, ermunterte ihn D’wer. »Es könnte schlimmer sein.«
»Wirklich?«
D’wer lachte, und obwohl Jaxom sich gekränkt fühlte, konnte er einen Drachenreiter nicht gut zur Rede stellen.
»Guten Morgen, Trebith«, begrüßte er den blauen Drachen, der ihn aufmerksam betrachtete.
Lytol erteilte die letzten Anweisungen und trat dann zu ihnen. Er musterte prüfend seinen Schützling und nickte dem Drachenreiter kurz zu. Sobald sie den Blauen bestiegen, begann sein Wangenmuskel wieder zu zucken.
Der Drache flog auf und war im Nu ein Stück über Ruatha.
Jaxom hielt den Atem an, als sie ins Dazwischen tauchten. Er konnte sich immer noch nicht an die eisige Kälte gewöhnen, die einem durch Mark und Bein drang. Aber dann hatten sie es geschafft und kreisten über dem Benden-Weyr. D’wer landete in der Nähe der Brutstätte.
»Jaxom! Da bist du ja!«
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Felessan rannte auf ihn zu. Seine Kleider waren so neu, daß sie noch nach Farbe und Stärke rochen.
»Vielen Dank, daß du ihn mitgebracht hast, D’wer! Guten Tag, Lytol. Der Weyrführer und die Weyrherrin lassen Sie grüßen und Ihnen ausrichten, daß sie nach der Gegenüberstellung gern ein paar Worte mit Ihnen sprechen würden.«
Der Junge sprudelte das so schnell hervor, daß der blaue Reiter lachen mußte. Lytol verbeugte sich so feierlich, daß sich Jaxom für seinen pedantischen Vormund fast schämte.
Felessan jedoch hatte gar kein Auge für solche Feinheiten.
Er zerrte den Freund mit sich, weg von den Erwachsenen. Man hatte rings um die Brutstätte Tribünen errichtet, und die beiden Jungen drängten sich in die vorderste Reihe. Jaxom warf seinem Vormund noch einen verstohlenen Blick zu, aber Lytol war ganz damit beschäftigt. Bekannte zu begrüßen.
»Ich dachte gar nicht, daß so viele Leute kommen würden«, flüsterte Felessan erregt, »nach alldem, was geschehen ist.«
Seine Blicke huschten hierhin und dorthin.
»Sieh dir die an!« Er deutete auf drei Jungen, die das Wap-pen von Nerat trugen.
»Weshalb rümpfen sie die Nase so? Findest du, daß Drachen stinken?«
»Aber nein, natürlich nicht! Ich mag ihren Geruch sogar sehr gern. Sind das die Kandidaten?«
Auch Jaxom war entrüstet über das Benehmen der drei.
»Wo denkst du hin! Alle Kandidaten tragen Weiß.«
Felessan
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