Pern 07 - Moreta, die Drache
einen unseren Pfleglinge. Er soll außerdem in Erfahrung bringen, wie viele Menschen heute nacht hier auf den Koppeln kampierten.«
»Soviel ich weiß, die meisten Rennknechte, dazu der alte Runel und seine beiden Freunde. Später als Sie ein Weinfaß hier aufstellen ließen, kamen noch einige Züchter, die keine Lust zum Tanzen hatten.«
»Wenn wir nur mehr über diese Krankheit wüßten! Wie
lautete die Trommelbotschaft? >Symptome behandeln< - nicht wahr?« Alessan ließ seine Blicke erneut über die von Husten gequälten Tiere wandern.
»Dann versuchen wir es erst einmal mit Federfarn, Thymus und Nesseln. Vielleicht erhalten wir noch eine nähere Anweisung vom Herdenmeister.« Norman schaute zuversichtlich in Richtung Osten.
Im allgemeinen war von dort keine Hilfe zu erwarten, dachte Alessan, aber er klopfte Norman ermutigend auf die Schulter.
»Tun Sie einfach das, was Sie für das Beste halten.«
»Sie können sich auf mich verlassen, Baron Alessan!«
Normans ruhige Worte richteten Alessan ein wenig auf, als er quer über ein Stoppelfeld zur Burg zurückkehrte. War es erst einen Tag her, seit er und Moreta auf der Anhöhe dort gestanden hatten, um die Rennen zu beobachten? Unvermittelt blieb er stehen. Moreta hatte Vanders sterbenden Renner untersucht!
Da die Trommelbotschaft ihren Weyr eher erreichte als Ruatha, wußte sie inzwischen sicher, welche Folgen ihr Handeln haben konnte. Aber als Heilerin besaß sie wohl am ehesten die Möglichkeit, dieser Krankheit vorzubeugen.
Wie alle anderen Bewohner von Ruatha hatte er die Weyrhe r-134
rin von Fort vom Sehen gekannt, war jedoch bei früheren Festen kaum in ihre Nähe gekommen. So hatte er sie für eine zurückhaltende, kühle Frau gehalten, die ganz der Kultur und Tradition der Weyr verhaftet war. Die Entdeckung, daß sie sich von Rennen ebenso begeistern ließ wie er selbst, hatte sein Herz schneller schlagen lassen. Lady Uma hatte ihn am frühen Abend beiseite genommen und ihn scharf getadelt, weil er Moretas Zeit zu sehr in Anspruch nahm. Alessan wußte, daß sie im Grunde wütend war, weil er sich nicht genügend um die heiratswilligen Mädchen kümmerte, die sie eingeladen hatte.
Er wußte auch, daß es seine Pflicht war, das Geschlecht der Ruatha zu erhalten, und so hatte er sich nach der Zurechtwei-sung ehrlich um die Kandidatinnen bemüht ... bis er Moreta hinter dem Harfner-Podium verschwinden sah. Zu diesem Zeitpunkt war er es mehr als leid, sich das neckische Gekicher und das alberne Geschwätz junger Mädchen anzuhören, die alles daransetzten, ihn von ihren Qualitäten zu überzeugen. Er hatte seine Pflicht als Burgherr getan, aber es mußte ihm auch gegönnt sein, dieses erste Fest als Erbbaron ein wenig zu genießen. In Moretas Gesellschaft! Und genau das hatte er getan. Einen Moment lang kam ihm nun der Gedanke, daß die harten Prüfungen des heutigen Tages eine Art gerechter Ausgleich für die Freuden des gestrigen Abends waren, aber er merkte selbst, daß das eine kindische Anwandlung war, und verdrängte sie rasch wieder.
Er kannte jetzt die Situation auf der Koppel. Seine nächste vordringliche Aufgabe bestand darin, die Angehörigen aller jener zu verständigen, die nicht vom Nachrichtennetz der Trommler erfaßt wurden; sie warteten vermutlich voller Sorge auf die Rückkehr der Festbesucher und würden in Scharen nach Ruatha strömen, wenn man sie nicht umgehend warnte.
Dann galt es herauszufinden, ob noch mehr Leute außer Vander Renner in Keroon gekauft hatten und wo sich diese Tiere nun befanden. Und er mußte überlegen, was er mit den 135
Gästen anfing, die sich seinen Befehlen widersetzten. Die kleine Burgzelle hielt zwar einem aufsässigen Halbwüchsigen wie Fergal stand, aber nie und nimmer einem aggressiven Pächter oder Hofbesitzer.
Tolocamp, der den Aufbau eines großen Zeltes an der Süd-mauer der Burg überwacht hatte, fing Alessan ab.
»Einen Augenblick, Baron Alessan!« begann der ältere Mann steif und mit ausdruckslosem Gesicht. Er hatte das Kinn entschlossen vorgeschoben. »Ich begreife zwar, daß die Quarantäne auch mich betrifft, aber ich möchte dennoch zurück auf meine Burg. Ich werde in meinen Räumen bleiben und keinen Menschen in meine Nähe lassen. Sehen Sie sich das hier an ...« Er deutete auf das Durcheinander zwischen Bur gstraße und Hof. »... und Sie können sich vorstellen, was während meiner Abwesenheit auf Fort vor sich geht!«
»Baron Tolocamp, ich hatte immer den Eindruck, daß Sie
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