Pern 10 - Die Renegaten von Pern
würde.
»T'kul und B'zon haben heute morgen versucht, Caylith, die Drachenkönigin von Ista zu fliegen«, begann Jaxom. »Dabei ist Salths Herz zersprungen, T'kul hat F'lar angegriffen - geht es dir nicht gut?«
Piemur hatte sich hart zu Boden fallen lassen, unter der tiefen Bräune war sein Gesicht aschgrau geworden.
»F'lar ist am Leben und unverletzt«, rief Sharra, trat an Piemurs Seite und legte ihm den Arm um die Schultern. »B'zon und Ranilth bleiben vorerst in Ista.«
»D'ram führt jetzt den Süd-Weyr«, fügte Jaxom hinzu.
»Tatsächlich?« Piemurs Gesicht bekam wieder Farbe, und in seinen Augen blitzte der alte Schalk auf. »Da wird sich Toric aber freuen. Noch ein Alter, mit dem er sich herumschlagen darf.«
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»D'ram ist anders«, tröstete ihn Jaxom. »Du wirst schon sehen.«
»Das ist gar keine so schlechte Nachricht. Ein frischer Wind schadet nie.« Piemur warf einen Blick auf Sharra.
Ob sie wohl erkannt hatte, was diese neue Entwicklung für Torics ehrgeizige Pläne bedeutete? Sie wirkte immer noch zutiefst erschüttert. Er wandte sich wieder an Jaxom.
»Was noch?«
»Meister Robinton hatte einen Herzanfall!«
»Dieser eingebildete Dussel, dieser unerträglich egoistische, altruistische Besserwisser!« schrie Piemur und sprang auf.
»Er glaubt, Pern geht zugrunde, wenn er sich nicht ständig einmischt, wenn er nicht über alles im Bilde ist, was auf jeder Burg und in jeder Gildehalle auf dem ganzen Planeten im Norden wie im Süden passiert! Er ißt nicht richtig, er gönnt sich zu wenig Ruhe, und er läßt sich nicht von uns helfen, obwohl wir das alles wahrscheinlich viel besser könnten als er, weil wir im linken Zehennagel mehr Verstand haben als er in seinem ganzen Schädel.«
Er wußte, daß Sharra und Jaxom ihn verdutzt anstarrten, aber er konnte nicht aufhören.
»Er treibt Raubbau mit seinen Kräften, er läßt sich nichts sagen, auch wenn wir uns alle Mühe geben, ihn zur Vernunft zu bringen, und er hat die verrückte Vorstellung, daß nur er, der Meisterharfner von Pern, die Geschicke von Weyr, Burg und Gildehalle in seinen Händen hält. Nun, das geschieht ihm recht. Vielleicht hört er jetzt auf uns. Vielleicht ...«
Piemur stiegen die Tränen in die Augen, er sah von einem zum anderen und bettelte stumm, es möge alles nur ein übler Scherz sein.
Sharra umarmte ihn, und Jaxom klopfte ihm unbeholfen auf die Schulter. Über ihm zirpten viel zu vergnügt die Feuerechsen. Piemur hatte Farli nicht verstehen wollen. Er hatte sich nicht gestattet, sie zu verstehen.
»Es geht ihm ganz gut«, sagte Sharra immer und immer wieder, 324
und er spürte ihre Tränen auf seiner Wange.
»Er wird wieder gesund. Meister Oldive und Lessa sind bei ihm.
Brekke ist eben abgeflogen. Ruth hat darauf bestanden, sie hinzubringen. Wenn Meister Robinton vom Meisterheiler und von Brekke gepflegt wird, bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als zu genesen.«
Jaxom legte Piemur die Hand auf die Schulter und schüttelte ihn.
»Die Drachen, Piemur - die Drachen haben Meister Robinton nicht sterben lassen!« Jaxom sprach ganz langsam, um den jungen Harfner trotz des schrecklichen Schocks zu erreichen.
»Die Drachen ließen ihn nicht sterben! Er wird leben. Er wird gesund werden. Wirklich, Piemur, hörst du nicht, wie fröhlich die Feuerechsen sind?«
Piemur glaubte erst an Meister Robintons Rettung, als Ruth, der weiße Drache, auf die Lichtung rauschte und mit seinem gellenden Trompetenschrei Dummkopf in den sicheren Wald scheuchte. In seinem Eifer, Piemur Mut einzuflößen, ging Ruth sogar so weit, ihn sanft mit seiner weißen Schnauze anzustoßen, eine Geste tiefster Zärtlichkeit. Seine schönen Facettenaugen schillerten in beruhigenden Grün-und Blautönen und kreisten langsam.
»Ruth kann nicht lügen, Piemur, das weißt du doch.«
Jaxoms Stimme klang beschwörend.
»Er sagt, daß Meister Robinton schläft, und er sagt auch, daß Brekke ihm versichert hat, der Meisterharfner werde genesen. Er braucht vor allem Ruhe.« Jaxom grinste zaghaft. »Jeder Drache auf Pern beobachtet ihn, mit seinen üblichen Tricks wird er also nicht durchkommen.«
Das leuchtete auch Piemur ein. Seine Anspannung löste sich allmählich, und er war imstande, den Freunden von seinen Wanderungen zu berichten. Jayge und Ara erwähnte er nicht, aber da Meister Robinton krank war, würde er sich nun wohl jemand anderem anvertrauen müssen. Vermutlich würde Sebell die Führung 325
der Harfnerhalle übernehmen - er
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