Pern 10 - Die Renegaten von Pern
Dushik die Kleider mit der Leiche getauscht und sie auf Thellas Befehl in den Fluß geworfen.
Sie verlangte, daß er auch den blutbefleckten Umhang zurückließ.
»Ich habe auf dem Fest noch viele heimatlose Wichte gesehen«, sagte sie verächtlich. »Meinst du, es sind welche darunter, die bereit wären, für ihren Unterhalt ein anständiges Tagwerk zu verrichten?«
»Dafür würde ich schon sorgen, Lady«, antwortete er ehrerbietig und beugte sogar das Knie.
Thella war zufrieden.
82
Südkontinent
06.04.11
Jemand muß den Sack durchwühlt haben«, beharrte Mardra, die Weyrherrin des Südkontinents mit einem vorwurfsvollen Blick auf Toric, den Burgherrn des Südens.
»Könnte es nicht sein, daß sich die Schnüre auf der Reise gelo-ckert haben, Weyrherrin?« fragte Saneter, obwohl die Bereitschaft des alten Harfners zum Ausgleich auf eine ebenso harte Probe gestellt wurde wie die Beherrschung des Burgherrn.
»Warum, frage ich Sie, warum ...« Sie stellte ihr Glas so heftig auf den Tisch, daß der Stiel abbrach und der restliche Wein auf den Boden tropfte. »Sehen Sie, was Sie angerichtet haben!« Sie winkte einer dicken Magd, die so tat, als räume sie die Anrichte auf.
»Schnell! Wisch das weg, ehe es einen ganzen Schwarm von Faltern anzieht.«
Wenn Saneter gehofft hatte, das Mißgeschick würde Marda ablenken, so sah er sich enttäuscht. Sie ließ sich nie eine Gelegenheit entgehen, Toric zu reizen.
Als Saneter auf die Burg des Südkontinents entsandt wurde, hatte Meister Robinton ihn umfassend über die dortige Situation informiert.
»Man hat Sie für diesen Posten nicht nur ausgewählt, damit Sie Ihre Gelenkschmerzen auskurieren können, Meister Saneter«, hatte der Meisterharfner gesagt. »Ich verlasse mich auf Ihre Diskretion und Ihre Fähigkeiten als Vermittler sowie auf Ihren gesunden Menschenverstand, und ich erwarte, daß Sie mich über alle ungewöhnlichen Vorkommnisse auf dem laufenden halten.«
Der Meisterharfner hatte eine bedeutungsvolle Pause eingelegt und Saneter mit seinen klaren Augen angesehen. »Der Süd-Weyr 83
wurde bereits zehn Planetenumläufe vor dem ersten Fädeneinfall ins Leben gerufen, obwohl das nicht allgemein bekannt ist, und einige Freiwillige haben sich dort angesiedelt, um die Drachenreiter zu unterstützen. Bei Beginn der Annäherungsphase wurden der SüdWeyr und die dazugehörige Burg vorübergehend aufgegeben. Dann wurde er, wie Sie ja wissen, mit T'bor als Weyrführer und der unseligen Kylara als Weyrherrin besetzt und als ausgezeichnete Erholungsstätte für verletzte Drachen und ihre Reiter genützt. Sie haben gewiß auch mitbekommen, daß in jüngerer Zeit unter einigen der Alten Unzufriedenheit ausbrach und die unverbesserlichen Aufrührer in den Süden verbannt wurden, wo sie wenig Schaden anrichten konnten.
Toric, der inzwischen ausgedehnte Ländereien bewirtschaftete, entschied sich zum Bleiben. Er hat übrigens sein gutes Auskommen, obwohl man den alten Drachenreitern, die man in die Verbannung schickte, gewisse Beschränkungen auferlegte, und Handelsbeziehungen zwischen Nord und Süd untersagt wurden.«
Der Meisterharfner räusperte sich und warf Saneter abermals einen rätselhaften Blick zu.
Saneter war so erleichtert gewesen, als er hörte, daß er weiterhin als Harfner tätig sein durfte, wenn auch nur im Süden, daß er noch sehr viel mehr versprochen hätte, als nur den Einsatz seiner diplomatischen Fähigkeiten.
»Toric findet sich mit Mardra, T'ton und T'kul - der meiner Ansicht nach der Schlimmste von allen ist - notgedrungen ab«, fuhr Robinton fort. »Er hätte im Norden niemals so viel Bewegungsfreiheit, aber es gibt mit Sicherheit Reibereien, und darüber möchte ich informiert werden ... Sie verstehen, Saneter?«
»O ja, Meister Robinton. Ich glaube schon.«
Saneter hatte sich seither oft über seine eigene Navitätt geärgert.
Aber man lernte eben nie aus. Ganz zu Anfang, als Saneter gerade dabei war, sich in der Burg des Südens einzuleben, hatte Torics 84
hübsche jüngere Schwester Sharra einmal erwähnt, Mardra habe ein Auge auf ihren Bruder geworfen, aber Toric wolle mit der Weyrherrin nichts zu tun haben. Mardras Haltung gegenüber Toric war Ausdruck einer tiefen Gehässigkeit, und sie legte es immer wieder darauf an, ihn zu demütigen.
»Ich frage Sie, Toric, warum meine Feuerechsenkönigin, die viel zuverlässiger ist als jeder Wachwher, mir ganz unmißverständlich mitteilt, daß irgend jemand hier war und sich
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