Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pern 10 - Die Renegaten von Pern

Pern 10 - Die Renegaten von Pern

Titel: Pern 10 - Die Renegaten von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
davongeschlichen hat.«
    Sie hatte ihren Pfeil abgeschossen, und nun funkelte sie den Burgherrn wütend an, aber der schwieg. Saneter bemerkte freilich, daß er beide Hände abwechselnd zu Fäusten ballte und wieder öffnete, als wolle er sein Gegenüber am liebsten erwürgen. »Sehen Sie mich an, wenn ich mit Ihnen rede, Toric«, fügte sie hinzu und beugte sich auf ihrer Bank vor. Ihren trüben Augen entging nicht die kleinste Bewegung. Saneter sah deutlich, daß sie sich zu dieser weiteren Kränkung entschlossen hatte, als Toric den Kopf um eine Winzigkeit zur Seite drehte.
    Wie alle Harfner wußte Saneter Heldentum zu schätzen, und so dachte er voll Wehmut an jenen glorreichen Tag zurück, als die fünf Weyr der Alten eingetroffen waren. Jedermann auf Pern, ob Mann, Frau oder Kind, war den Geschwadern dankbar gewesen, denn die Verstärkung rettete den Planeten vor dem sicheren Untergang. Als Harfner auf Telgar hatte er selbst miterlebt, wie Mardra und T'ton, die Weyrführer von Fort, ein stattliches Paar, sich über den herzlichen Empfang freuten. T'kul, der Weyrführer des Hochlands, hatte sich als energischer und kundiger Anführer erwiesen, auch wenn er F'lar und Lessa ein wenig von oben herab behandelte.
    Doch nun währten die Streitigkeiten schon vier Planetenumläufe, und Saneter fiel es zunehmend schwerer, den Verfall der vergrämten Alten mit anzusehen. Mardra hatte sich zu einer grell geschmink-ten, ständig betrunkenen alten Schlampe entwickelt, und T'kul ein dürrer alter Mann mit einem Schmerbauch, faselte nur noch 85
    unaufhörlich von spektakulären Kämpfen gegen die Fäden, die er anscheinend ganz allein mit Hilfe seines Drachen Salth zu Asche verbrannt hatte.
    »Sehen Sie mich an«, wiederholte Mardra, ihre Stimme klang immer noch befehlsgewohnt, und ihre Augen drohten den Burgherrn zu durchbohren. Der drehte abermals fast unmerklich den Kopf, die Weyrherrin preßte wütend die Lippen zusammen, und Saneter hatte den Verdacht, Toric treibe sein altes Verwirrspiel und schaue einfach starr durch sie hindurch. »Sie hat jemanden gesehen.
    Jemanden, der hier nichts zu suchen hatte, der sich an diesem Sack zu schaffen machte. Finden Sie diesen Jemand! Ich will wissen, was er oder sie aus dem Sack genommen hat. Er enthielt Abgaben der Gilden an diesen Weyr, und ich mache Sie, Sie alle ...« zum ersten Mal blickte sie auch die Handwerksmeister an, die sie mit Toric zu sich bestellt hatte, »... verantwortlich für etwaige Verluste. Und nun verschwinden Sie!«
    Die anderen - Farmer-, Fischer-, Herden-und Gerbermeister -
    protestierten leise, aber rechtschaffen empört. Auch Saneter hätte jeden Vergeltungsschlag unterstützt. Die Handwerker hatten das Recht, einem Burgherrn - und von Gesetzes wegen auch einem Weyr, obwohl man zu einem so extremen Mittel noch nie gegriffen hatte - ihre Dienste zu verweigern. Der Harfner hielt den Atem an, die Folgen eines solchen Aktes - immerhin war man in den ersten Jahren einer Annäherungsphase - ängstigten ihn ein wenig, aber gerade als die Spannung unerträglich wurde, fuhr Toric herum und verließ mit langen Schritten den Weyr-Saal.
    Seine Absätze klapperten laut auf den breiten Dielen Mardra sah ihm erschrocken und auch ein wenig erleichtert nach. Sollte sie begriffen haben, daß es Grenzen gab, die selbst sie nicht über-schreiten durfte, dann war dieser Vormittag doch noch zu etwas nütze gewesen.
    Saneter räusperte sich, nickte Mardra kurz zu und folgte Toric.
86
    Wenn sich die anderen nur noch so lange beherrschen konnten, bis sie ebenfalls draußen waren, hatte alles noch ein glimpfliches Ende genommen. Und das alles nur wegen einer Lappalie!
    Saneter wagte erst wieder zu atmen, als er die Tür erreicht hatte.
    Toric sprang bereits die breiten Stufen hinab, scheinbar ohne sie zu berühren. Die Handwerksmeister beeilten sich, den Harfner zu überholen, teils, um der Weyrherrin möglichst schnell zu entkommen, teils auch, um demonstrativ Torics Beispiel zu folgen. Saneter hielt sich nicht für einen Choleriker, aber er war ebenso erbost wie Toric. Je weiter sich der Burgherr von der Weyr-Lichtung entfernte, desto kräftiger fluchte er. Als er den vielbegangenen Pfad erreichte, der um die Strandklippen herum führte, waren seine bildhaften Verwünschungen so laut geworden, daß sie die Klagen der anderen übertönten.
    »Wir sind freiwillig hier, nicht aus Tradition«, schrie Gabred, der Meisterfarmer. »So wie dieses Miststück hat sich nicht einmal Kylara

Weitere Kostenlose Bücher