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Pern 10 - Die Renegaten von Pern

Pern 10 - Die Renegaten von Pern

Titel: Pern 10 - Die Renegaten von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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ihm dreißig Viertelmarken in die Hand, Münzen, die er leicht wechseln konnte, ohne daß es auffiel. Es war nicht bekannt, daß er jemals zum Verräter geworden wäre, das hatte ihr auch Readis bestätigt. Der alte Seemann pendelte zwar nur zwischen seinem Sonnenplätzchen vor dem Haupteingang und seiner Grotte hin und her, aber er wußte wahrscheinlich alles über die Burgen im Osten, 151
    was sich zu wissen lohnte, und hatte ihr schon oft nützliche Informationen zukommen lassen.
    Mit einem zufriedenen Funkeln in seinen scharfen grauen Augen betastete er seine angeschwollene Börse.
    »Kein schlechter Preis für eine Schüssel Suppe, Lady.«
    Er warf ihr ein breites, selbstsicheres Grinsen zu, ohne dabei die Lippen zu öffnen, nur die Sonnenfältchen um die Augen vertieften sich.
    »Nicht nur für die Suppe, Brare«, widersprach sie, und jetzt klang ihre Stimme hart. »Was weißt du über das Mädchen, das Drachen hören kann?«
    Brare riß überrascht die Augen auf, dann verzog er den Mund zu einem wissenden Lächeln und sah sie bewundernd an. »Dachte mir schon, daß Sie von ihr hören würden. Wer hat's Ihnen zugetragen?«
    »Ein tauber Mann.«
    Brare nickte. »Er wollte um jeden Preis zu Ihnen. Ich hab ihm gesagt, er soll noch warten. Zu viele Leute schnüffeln Ihnen nach. Er hätt sie direkt vor Ihre Tür führen können.«
    »Hat er aber nicht. Ich habe ihn reich belohnt. Er hat für den ganzen Winter eine eigene Höhle bekommen.«
    Brare schluckte die Lüge mit einem freundlichen Nicken, und Thella fragte weiter. »Was ist mit dem Mädchen?«
    »Haben Sie deshalb den ehemaligen Drachenreiter mitgebracht?«
    Nun war es an Thella zu grinsen. Er hatte wirklich Ohren in jeder Wand und Augen in jeder Decke!
    »Sein Zustand hat sich gebessert, seit du Readis von ihm erzählt hast. Das Mädchen?« Sie hatte nicht vor, sich den ganzen Tag von einem alten Mann in einer stinkenden Höhle auf die Folter spannen zu lassen, auch wenn er wirklich eine gute Suppe kochte.
    »Ja, es stimmt schon. Unsere Aramina, Tochter von Dowell und Barla, kann tatsächlich Drachen hören. Das sagen jedenfalls die Jäger, die nehmen sie immer mit, wenn ein Fädeneinfall zu befürch-152
    ten ist.«
    »Wo ist sie? Ich will nicht auf gut Glück in diesem Irrgarten herumlaufen.«
    »Das rate ich Ihnen auch nicht. Zwei Gänge weiter rechts, dann nach links. Folgen Sie dem Hauptkorridor - er ist jetzt beleuchtet -
    bis zur vierten Kreuzung.
    Die Familie schläft in einer Nische auf der rechten Seite. Rosa Hänger«, fügte er hinzu, seine Bezeichnung für die Stalaktiten in der Höhle. »Dowell hat mir nämlich meinen Stock gemacht.«
    Er nahm die Krücke vom Boden und zeigte sie ihr. Als sie die feinen Schnitzereien sah, griff sie danach und sah sie sich genauer an. Offenbar wäre nicht nur die Tochter gut zu gebrauchen, sondern auch der Vater. »Besenholz«, erklärte Brare mit berechtigtem Stolz.
    »Das Härteste, was es gibt. Dem können nicht einmal die Fäden etwas anhaben. Die Krücke stammt aus einem Stück, das bei dem großen Sturm vor ein paar Planetenumläufen abgerissen wurde. An den Verzierungen hat Dowell den ganzen Winter gearbeitet. Hab ihn auch gut dafür bezahlt.« Er streichelte über das blankgeriebene dunkle Holz.
    »Schöne Arbeit.«
    »Feste Krücke. Die beste, die ich je hatte!« Plötzlich schien ihn die Verbitterung zu überwältigen, und er entriß Thella den Stock und schleuderte ihn in eine Ecke, wo er nicht mehr zu sehen war.
    »Ihre Suppe haben Sie gegessen. Verschwinden Sie jetzt. Wenn man Sie hier findet, wirft man mich aus der besten Koje, die ein Einbeiniger jemals kriegen kann.«
    Sie erhob sich sofort, nicht etwa, um ihm einen Gefallen zu tun, sondern weil er unweigerlich sentimental wurde, sobald er anfing, über seine Verletzung nachzugrübeln. Sie ging in die Richtung, die er ihr beschrieben hatte, und unterwegs sann sie darüber nach, warum ein so geschickter Handwerker unter den Heimatlosen von Igen leben mußte. Ein solcher Mann sollte eigentlich in jeder Burg 153
    sein Auskommen finden.
    Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, warum niemand diesem Höhlenkomplex in Besitz genommen hatte. Es waren genügend Räume vorhanden, wenn auch nicht so schöne hohe Gewölbe wie in der Burg Igen jenseits des Flusses. Gewiß, bei Flut konnte das Wasser in die Hauptgrotte eindringen, und das wäre unangenehm.
    Die Burg dagegen befand sich in ausreichender Entfernung vom Fluß an einem Steilufer hoch über der

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