Pern 11 - Die Weyr von Pern
der Erziehung des Erben von Ruatha weiterhin das Stimmrecht zu.
»Wir haben uns hier versammelt, weil die drei legitimen Söhne des verstorbenen Oterel Anspruch auf die Herrschaft über diese Burg erheben. Wie es ihr gutes Recht ist, stellen sich Blesserel, der älteste, Terentel und Ranrel zur Wahl.«
»Machen Sie voran, Lytol.« Groghe wedelte ungeduldig mit der Hand. »Lassen Sie uns abstimmen, damit wir wissen, wo wir stehen.«
Lytol sah Groghe einen Moment lang an. »Es gibt für solche Verfahren feste Rege ln, und an die werden wir uns halten.«
»Hatte eher den Eindruck, sie stürzen sich Hals über Kopf in die neuen Sitten«, ließ Sangel sich sarkastisch vernehmen.
Lytol betrachtete den Baron von Boll so lange mit schmalen Augen und ausdruckslosem Gesicht, bis jener unruhig wurde und Nessel einen hilfesuchenden Blick zuwarf. Nessel lächelte ein wenig, wandte sich seinem rechten Nachbarn Laudey zu und murmelte etwas.
Ungerührt fuhr Lytol fort: »Vielleicht ist es von Interesse, daß die Art und Weise, wie in diesem Konklave die anstehenden Fragen abgehandelt werden, seit der Einsetzung dieses Gremiums vor zweitausendfünfhundert Umläufen gleichgeblie-ben ist. Die Satzung ist allen Anwesenden bekannt, und darin sind alle Eventualitäten berücksichtigt. Wir werden wie immer verfahren.«
Sichtlich überrascht, beugte sich Warbret von Ista zu Laudey hinab und flüsterte ihm etwas zu. Laudeys finstere Miene hellte sich nicht auf.
»Wenn es keine weiteren Wortmeldungen gibt«, sagte Lytol, nachdem er alle Gesichter mit prüfendem Blick gestreift hatte, 287
»können wir zur ersten Abstimmung schreiten. Ich brauche in dieser Runde wohl niemanden daran zu erinnern, daß eine Mehrheit von zwölf Stimmen benötigt wird, um einen der Kandidaten als Nachfolger zu bestätigen. Notieren Sie mit einer Ziffer, wem Sie Ihre Stimme geben wollen: die Eins steht für Blesserel, die Zwei für Terentel und die Drei für Ranrel.«
Er nahm seinen Platz wieder ein, griff zur Füllfeder und kritzelte hinter vorgehaltener Hand ein Zeichen auf seinen Block. Dann faltete er das Blatt zusammen und löste es vom Klebefalz.
Jaxom beobachtete, wie alle am Tisch Sitzenden Lytols Beispiel folgten, und fragte sich, ob sie sich dabei wohl bewußt waren, daß sie in Ausübung ihres althergebrachten Wahlrechts neue Produkte verwendeten.
Die Stimmzettel wurden an Lytol weitergereicht, und der mischte sie, nachdem er sie in Empfang genommen hatte, um zu vermeiden, daß an der Reihenfolge, in der er sie schließlich öffnete, zu erkennen war, woher sie kamen. Nach dem Lesen sortierte er sie säuberlich in drei Stapeln. Dann zählte er jeden Stapel gewissenhaft durch und verkündete schließlich das Ergebnis.
»Für Blesserel fünf Stimmen; für Terentel drei; für Ranrel sieben. Keine klare Mehrheit.«
Jaxom holte tief Atem. Das Ergebnis war so ausgefallen, wie er erwartet hatte, dennoch waren sieben Stimmen im ersten Wahlgang ein kleiner Triumph für Ranrel. Lytol knüllte die Stimmzettel zusammen, legte sie ins Feuerbecken und wartete, bis sie verbrannt waren, ehe er sich abermals von seinem Platz erhob.
»Wer spricht für Blesserel, den ältesten?« fragte er dann, wie es die Satzung verlangte.
Jaxom ließ sich tief in den schweren Sessel sinken und war froh um die dicken Polster, in denen es sich wenigstens einigermaßen bequem saß. Er haßte diesen Teil, den langweiligsten 288
des Verfahrens. Die älteren Burgherren würden kein Ende finden, wenn sie erst einmal zu reden angefangen hatten.
Plötzlich fiel ihm wieder ein, daß er ja auch als geheimer Kontaktmann tätig sein sollte.
Ruth, richte Meister Robinton doch bitte aus, der erste Wahlgang habe sieben Stimmen für Ranrel, fünf für Blesserel und drei für Terentel ergeben. Ich bin ziemlich sicher, daß Toric für Terentel gestimmt hat. Das kann nicht sein Ernst sein, aber manchmal will er einfach Unruhe stiften, teilte Jaxom seinem Weyrgefährten mit.
Ich habe dem Harfner Bescheid gesagt. Er hat mit diesem Ausgang gerechnet.
Das haben wir beide, trotzdem wird es ein langer Tag werden.Hast du es bequem in der Sonne?
O ja! Es ist ein herrlicher Tag.
Für dich!
Du hast später noch genug Zeit zum Feiern und Tanzen. Jetzt mußt du erst einmal Burgherr sein.
Jaxom entfuhr unwillkürlich ein Kichern, das er als Husten tarnte. Als ihn die finsteren Blicke der anderen trafen, griff er mit Unschuldsmiene nach seinem Becher und entschuldigte sich mit einem Kopfnicken
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