Pern 12 - Die Delphine von Pern
sie ungefähr gestanden hatten.
Gaddie konnte nicht darauf getreten sein. Er hatte die Delphinkälber gehalten, und seine Hinterbeine mußten weiter hinten gewesen sein.
»Gaddie, ruf Afo! Sag ihr, daß wir sie brauchen.«
Gadareth brüllte gehorsam. Daß das Signal weithin hörbar war, ließ sich daran erkennen, daß zwei der auf der Gute Winde arbeitenden Seeleute ihnen zuwinkten. Aber keine einzige Rückenfinne kam auf sie zugeschwommen.
»Versuch es unter Wasser, Gaddie. Afo muß dich hören. Wir brauchen ihre Hilfe.«
Afo kam nicht, obwohl Gadareth mehrfach durch Luft und Wasser nach ihr rief.
Und Readis, der immer wieder nach unten tauchte und immer weitere Kreise um den Ort zog, an dem sie das kostbare Buch vermuteten, wurde durch das ständige Anhalten der Luft so bleich unter seiner Bräune, daß selbst T'lion einsah, daß er aufhören mußte.
»Jetzt lasse ich dich nur noch ein einziges Mal tauchen«, erklärte der Drachenreiter seinem jüngeren Freund. »Du siehst schrecklich aus.«
»Wenn wir nur die Maske hätten ...« Readis Blick war anklagend.
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»Ich versuche es ja. Ich versuche es ja«, erklärte T'lion mit heiserer Stimme, und beim Gedanken an Persellans Reaktion auf den Verlust des unschätzbaren Buches rasten seine Gedanken im Kreis.
Dann holte Readis wieder tief Luft und tauchte; in diesem Moment wirkte er mehr wie ein Delphin als wie ein Junge.
»Beim letzten Versuch!« rief Readis, als er aus dem Wasser hervorbrach. Hoch über seinem Kopf schwenkte er das Buch in der Hand.
»Paß auf, daß es nicht noch nasser wird, als es jetzt schon ist!« rief T'lion und streckte dankbar die Hand danach aus.
Doch als Readis ihm das aufgeweichte Buch in die Hände legte, zeigten dunkle Wasserrinnsale ihnen an, daß der Inhalt beträchtlichen Schaden gelitten hatte. Stöhnend und mit zitternden Fingern klappte T'lion den Einband auf, schlug ihn gleich wieder zu und rollte wiederum stöhnend die Augen.
»Es ist kaputt. Kaputt! Persellan bringt mich um!«
»Es stammt doch aus Akkis Dateien, oder? Dann muß man es eben einfach neu ausdrucken«, bemühte Readis sich, das Entsetzen seines Freundes zu mildern.
»Nur?« äffte T'lion ihn nach. »Weißt du überhaupt, wie lange man warten muß, um etwas neu ausdrucken zu lassen?«
Readis schüttelte den Kopf, war aber fest entschlossen, eine Möglichkeit aufzuzeigen. »Ich bin doch ständig da, T'lion. Ich kann alles, was neu gedruckt werden muß, direkt von der Diskette ausdrucken.« Dann fiel ihm noch eine weitere Wiedergutmachung ein: »Und vielleicht kann ich gleich noch etwas von den Unterlagen zur Behandlung von Tieren mit dazunehmen.«
»Oh, ich weiß nicht«, antwortete T'lion, der von dem Schaden, den er durch einen Moment der Unaufmerksamkeit
angerichtet hatte, noch immer schockiert war.
»Gut, daß du es hattest, so wußten wir wenigstens, wie wir die Eingeweide wieder in den Bauch schieben mußten.«
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»Das wissen wir nicht, bis es Angie wieder besser geht und sie gesund ist - falls wir es überhaupt richtig gemacht haben«, entgegnete T'lion kopfschüttelnd und starrte auf das Buch hinunter, von dem noch immer tintenschwarz das Wasser tropfte.
»Laß uns zum Strand gehen und versuchen, ob wir nicht die Seiten in der Sonne trocknen können«, drängte Readis, und zusammen machten sie sich auf den Weg zum Strand.
»Ich meine, wir sind auch den Delphinen gegenüber zu etwas verpflichtet, weißt du.«
»Wirklich?«
Readis warf dem Freund einen bestürzten Blick zu.
»Ich denke schon. Sie sind mit uns nach Pern gekommen. Sie kamen freiwillig mit, um uns bei der Erforschung der Meere zu helfen. Diese Aufgabe haben sie erfüllt, aber unsere Verantwortung endet damit nicht. Oder meinst du das etwa?
Genausowenig wie unsere Verantwortung gegenüber den
Drachen aufhört, wenn keine Fäden mehr fallen.«
Er reagierte ein wenig verlegen, als T'lion sich zu ihm umwandte und ihn merkwürdig ansah, mit offenem Mund,
verblüfft über Readis' Heftigkeit. »Das heißt, wenn sie wirklich nicht mehr fallen«, fügte Readis hinzu. »Ich meine, wir Menschen haben die Drachen geschaffen. Auch ihnen sind wir etwas schuldig.«
Langsam breitete sich ein Lächeln über T'lions Gesicht aus.
»Wenn bloß mehr von uns Menschen dächten wie du.«
Readis schaute verlegen zu Boden. »Ich habe mein ganzes Leben lang immer wieder mit Drachen zu tun ge habt, mehr als die meisten Siedlerkinder. Wie oft habe ich sie geschrubbt.«
Dann blinzelte er zur
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