Pern 12 - Die Delphine von Pern
dort, um nachzufragen, ob am Paradiesfluß alle den Sturm gut überstanden hätten.«
»Du hast also an der Monaco-Bucht eine Botschaft erhalten, daß am Paradiesfluß Delphine verletzt sind?«
»Ja«, antwortete T'lion.
Jayge schaute noch finsterer. »Meister Samvel hat dir also keine Erlaubnis zum Weggehen erteilt, Readis?«
»Meister Samvel hat mir gesagt, Readis sei unten an der Monaco-Bucht«, bemerkte T'lion ausweichend, da ihm
plötzlich klar wurde, was Readis hatte andeuten wollen.
Jayge schüttelte den Kopf. »Würdet ihr bitte aufhören, ständig füreinander zu antworten? Du vergißt also nicht nur deine Pflichten deinem Gut gegenüber, sondern fehlst auch unerlaubt in der Schule, Readis. Und du, T'lion, wo solltest du in der Zeit sein, in der du dich mit den verletzten Delphinen abgegeben hast?«
»Ich bin zur Monaco-Bucht aufgebrochen, als ich hörte, daß Readis und Kami dort seien«, gab T'lion zur Antwort.
»Ich wiederhole, wohin solltest du dich begeben?«
»Zum Landsitz an der Meeresbucht«, antwortete T'lion.
»Aber da halfen schon viele, und keiner hat ...« Er zögerte.
»Diesen Delphinen geholfen«, beendete Jayge den Satz.
»Ihr beide solltet euch einmal darüber klar werden, was 298
eigentlich Vorrang hat. Ich erwarte, daß du T'gellan einen Bericht bezüglich deiner nachmittäglichen Aktivitäten gibst, T'lion. Und du solltest dich vor Ende des Tages dort melden, wo du dich jetzt eigentlich befinden solltest.«
Ein Gutsherr durfte sich nicht anmaßen, einem Drache nreiter, selbst wenn er noch jung war, direkte Anweisungen zu erteilen, die nichts mit Fädenfällen zu tun hatten, doch Jayge kam dem sehr nahe.
»Äh ... ja, Sir.« T'lion zögerte. Er mußte das Buch, naß wie es war, mitnehmen, aber der Gedanke, daß jemand den Schaden sehen könnte, gefiel ihm nicht.
»Nun ...«
T'lion verzog das Gesicht. Er mußte Readis allein mit seinem wütenden Vater zurücklassen. Mit einem hilflosen Seufzer griff er nach dem Buch.
»Und was ist damit passiert?« fragte Jayge und streckte die Hand aus. Widerstrebend gab T'lion ihm das Buch; Jayge befühlte die feuchten Seiten und pfiff durch die Zähne. Als er die ersten Seiten durchgeblättert hatte und erkannte, wie wertvoll es war, warf er sowohl seinem Sohn als auch dem Drachenreiter empörte Blicke zu.
»Wir wissen, daß es beschädigt ist. Es ist von Gaddies Vo rderbein gefallen«, erklärte T'lion. »Ich mußte wissen, wie man die Eingeweide in die Bauchhöhle zurückschiebt ...«
»Und dazu hast du das kostbarste Besitzstück eures Weyrhe ilers benutzt?« fragte Temma voll Zorn, als sie sah, was Jayge da in Händen hielt. »Dafür wird er dir ganz gewiß nicht dankbar sein.«
»Ich kann die beschädigten Seiten neu ausdrucken«, warf Readis schnell ein. »Ich habe Zugang zu den Dateien. Ich kann sogar noch Informatione n aus den Dateien zur Tierheilkunde hinzufügen.«
»Hattest du wenigstens die Erlaubnis, das Handbuch zu benutzen?« fragte Jayge. »Aha, also nicht«, fügte er hinzu, als 299
er bemerkte, wie der Drachenreiter schuldbewußt errötete.
»Persellan war nicht greifbar, ich konnte ihn nicht fragen«, wehrte sich T'lion. »Und Mirrim hat mich gesehen und gesagt, es wäre in Ordnung.«
»In Ordnung war es vielleicht, Verbandsmaterial zu holen«, warf Temma ein, »aber nicht ein so wertvolles Heilerbuch.«
»Ich kann für Ersatz sorge n«, wiederholte Readis.
»Das reicht jetzt, Readis!« fuhr Jayge auf und wandte sich wieder seinem Sohn zu. »Du gehst jetzt besser, T'lion.«
Temma ergriff den Drachenreiter am Arm, bevor er an ihr vorbei war. »Und die Delphine?«
»Wir haben die verletzten Kälber genäht, und sie sind mit ihren Muttertieren davongeschwommen«, erklärte T'lion mit belegter Stimme.
»Genäht habt ihr sie, ach ja?« Temma schaute zweifelnd.
»Ich habe Persellan einmal geholfen und weiß, wie man den Heilerknoten macht, der die Naht verschließt. Das war entscheidend, damit keine Blutfische sich an der Wunde festsaug-ten.«
»Das war entscheidend?«
T'lion versteifte sich und sah die ältere Frau mit ausdruckslosem Gesicht an. »Ich habe die Hilfe geleistet, die ich leisten konnte, und in drei Ta gen werden wir sehen, ob das, was ich tun konnte, genug war.«
Temmas Gesichtsausdruck wurde ein wenig weicher.
»Vielleicht hast du alles getan, was nötig war. Ich würde es mir gerne anschauen.«
Ohne einen Blick zurück ging der junge Drachenreiter dann zu seinem Kleiderhaufen, zog sich
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