Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen
Unternehmen verbunden. Aber die müssen wir eben in Kauf nehmen. Und was das Motorboot anbetrifft, habe ich keine Sorgen. Bei einem Spaziergang habe ich kürzlich genau 38 Boote mit Innen- oder Außenbordmotor gezählt. Na, eines davon sollte doch zu chartern sein.“
„Also meinetwegen, Sie haben mich überzeugt. Reisen wir also morgen nacht zum Inselparadies Little Stone!“
Nachts auf Little Stone
Während auf Turny unter einem strahlendblauen Himmel die Festlichkeiten schon am frühen Morgen beginnen, sitzt ein Junge mit einem Gipsbein am Fenster und starrt mißmutig in den Londoner Regen.
„Ob es auf der Insel Turny jetzt auch regnet, Mam?“
„Du solltest lieber ein bißchen mehr an die Schule denken. Mister Clifton wird auch ohne dich fertig“, erwidert Dickis Mutter ungeduldig.
Doch Dicki hört nicht zu und humpelt plötzlich eilig zur Tür.
„Was ist denn los, Dicki? Wo willst du hin?“
„Der Briefträger kommt“, ruft Dicki und knallt die Küchentür hinter sich zu.
Wenige Minuten später fallen Flur- und Küchentür krachend ins Schloß, und einen Brief schwenkend verkündet Dicki triumphierend: „Ein Brief von Mister Clifton, Mam. Was sagst du jetzt? Soll ich vorlesen?“ Und schon schlitzt Dicki den Brief auf.
„Mein lieber Dicki! Zunächst muß ich Dich…“ Dicki bricht mitten im Satz ab und räuspert sich verlegen.
„Na, lies doch weiter! Was muß er dich?“ Und augenzwinkernd fügt Mrs. Miller hinzu: „Oder handelt es sich um ein Geheimnis, das ich nicht erfahren soll?“
„Ach, nein... das ist nur... ich meine, das ist wegen...“
„Also — was muß Mister Clifton dich? Raus mit der Sprache!“
„Rügen, Mam!“
„Sieh mal einer an! Mister Clifton muß dich also rügen. Was hast du denn wieder angestellt?“
„Nichts weiter, es ist nur wegen Ronnie Hasting...“
„Nur wegen Ronnie Hasting“, wiederholt Mrs. Miller ironisch. „Hast du ihm einen Zahn eingeschlagen?“
„Nein, Mam, nur ein paar Radspeichen.“
„Ach, mehr nicht? Da bin ich ja regelrecht froh darüber, daß du ihm nicht das ganze Rad zertrümmert hast.“
„Er hat mich einen Westentaschendetektiv genannt! Und das kann ich mir nicht gefallen lassen!“
„Also gut, mein Sohn. Lies weiter, über Ronnie Hasting unterhalten wir uns später.“
„Gary Allen konnte ich leider nicht ausfragen, da er bereits seit dem zweiten Tag spurlos verschwunden ist. Du siehst, welch große Fehler ich mache, wenn Du nicht bei mir bist...“ Zu seiner Mutter gewandt, versichert Dicki mit großen Augen und viel Nachdruck: „Das steht wirklich hier, Mam!“
„Ich glaube es ja, Dicki!“
„...wenn Du nicht bei mir bist. Genaugenommen gibt es nicht viel Neues von der Insel zu berichten. Seit kurzem ist auch Tom Forrester von der Versicherung hier. Und obwohl wir nun zu zweit sind, haben wir immer noch kein greifbares Ergebnis. Inzwischen habe ich auch einen Professor kennengelernt, der seit zwei Jahren auf der Insel lebt und Steine sammelt. Mit den Steinen, die bei ihm in der Wohnung herumliegen, kann man fast ein neues Haus bauen. Wußtest Du eigentlich, daß es mehrere Dutzend verschiedener Granitsorten gibt? (Ich wußte es nicht!) Für die Einwohner hat der gute Professor nicht viel übrig, dafür braut er aber einen ganz tollen Punsch. Der ist so scharf und würzig, daß man sich hinterher am liebsten mit einem Feuerlöscher in den Hals spritzen möchte. Ja... und dann habe ich noch einen älteren Mann kennengelernt. Obwohl er Winston Baker heißt, ruft ihn alle Welt nur Peggy. Er ist ein bißchen komisch und unterhält sich am liebsten mit seiner Schildkröte Sammy. Sammy sieht alles, hört alles und kann Gedanken lesen. Der einzige Nachteil ist, daß Sammy nur von Peggy verstanden wird. Von meiner Wirtin, Mrs. Rodger, habe ich erfahren, daß Winston Baker erst seit zwei Jahren so spinnt. Übermorgen wird hier auf Turny das Fest der blauen Kapuzen gefeiert. Ein Fest, das schon zweihundert Jahre alt ist. Seeleute, in Kapuzen gehüllt, waren damals auf der Insel gelandet...“
Dicki läßt nachdenklich den Brief sinken.
„Was ist denn nun schon wieder?“ will seine Mutter wissen.
„Ich muß nachdenken, Mam — mir ist da nämlich gerade eine Idee gekommen... oh, Mam... wenn das stimmt..
„Was denn für eine Idee?“
„Ach, das ist kriminalistisch, Mam, das verstehst du sowieso nicht.“
„Du scheinst ja eine schöne Meinung von deiner Mutter zu haben.“
„Mam, ist ein Eilbrief nach Turny
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