Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen
langsam auf die Gabel zurück und blickt auf seine Handfläche, in der unzählige kleine Schweißtropfen glitzern. Mit einer raschen Bewegung fährt er über die Jacke. Was kann mir schon groß passieren?, denkt er, aber ihm ist nicht ganz wohl dabei.
Perry Clifton hat den Motor längst abgestellt. Geräuschlos, nur von der aufkommenden Flut getrieben, steuert das Boot auf Little Stone zu. Sie sind froh, daß in diesem Augenblick der Mond hinter einer großen Wolkenbank hervortritt und ihnen das Navigieren erleichtert. Mit Glück und Geschick lenkt Perry das Boot zwischen mehreren scharfzackigen Klippen hindurch an die Westseite der Insel. Hier werden sie bestimmt ein geeignetes Versteck für das Boot finden.
Und richtig, da ist eine winzige, schmale Einbuchtung, die von einem steil aufragenden Felsbrocken verdeckt wird. Während Perry an Back- und Steuerbord je einen dicken Korkfender befestigt, ist Tom Forrester dabei, die verlängerte Leine um einen massiven Felsbrocken zu schlingen.
Zehn Minuten später erreichen die beiden eine Plattform. Von hier aus haben sie einen weiten Blick über die in milchiges Mondlicht getauchte Insel.
Herumliegende Gesteinsbrocken werfen gespenstische Schatten, zwischen denen das schluchzende Kreischen aufgeschreckter Möwen aufklingt.
Tom Forrester und Perry Clifton hocken dicht nebeneinander.
„Ich habe nicht das Gefühl, daß schon jemand auf der Insel ist“, flüstert Forrester Perry zu.
„Es sei denn, sie haben sich in den Gebäuden der ehemaligen Rettungsstation versteckt.“
„Wollen wir uns die Station nicht ein bißchen aus der Nähe ansehen?“ schlägt Tom Forrester vor. Vorsichtig und gespannt bewegen sich die Detektive auf die drei Gebäude zu. Es sind nur noch Ruinen. Manche Sturmböe ist darüber hinweggefegt und hat in den Dächern klaffende Löcher hinterlassen. Keine einzige Scheibe ist mehr heil, und als Tom Forrester eine Tür aufklinken will, fällt sie mit Getöse samt Scharnieren ins Haus.
Fünf Minuten später haben Perry Clifton und der Versicherungsdetektiv jeden Winkel der drei Gebäude durchsucht.
„Ich möchte tausend Pfund gegen einen alten Schlapphut wetten, daß hier in den letzten zwölf Monaten niemand gewesen ist. Vielleicht auch noch länger“, brummt Forrester und läßt den Strahl seiner Taschenlampe durch einen ehemaligen Bootsschuppen tanzen.
„Was wollen wir jetzt tun?“ fragt Clifton.
Nach einem raschen Blick auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr erwidert Forrester: „Ich schlage vor, daß wir’s uns hinter diesem Schuppen bequem machen. Bis Mitternacht sind es ja nur noch knapp zwanzig Minuten...“
Es ist bereits o Uhr 18. Die Detektive sind beunruhigt. Nichts ist bisher geschehen. Nur der Wind hat aufgefrischt und läßt die Wellen lauter und schmatzender an die Felsen klatschen.
Sie haben den Standort gewechselt, um auch den Steg, der allerdings! nur noch zu zwei Dritteln vorhanden ist, beobachten zu können.
0 Uhr 24: Perry Clifton fühlt bei der Erinnerung an Tim Allen nicht gerade freundschaftliche Gefühle in sich aufsteigen.
0 Uhr 30: Eben hingen die beiden Männer noch ihren Gedanken nach; jetzt sind sie ganz konzentrierte Aufmerksamkeit. Sie halten den Atem an und strecken die Köpfe vor, um besser hören zu können.
„Ein Motorboot“, flüstert Perry überflüssigerweise, und Tom Forrester nickt stumm und gewichtig.
Der Wind bläst immer wieder Wolkenfetzen vor den Mond. So sind die Detektive in erster Linie auf ihre Ohren angewiesen: Das ständig näher kommende Motorboot kann im Augenblick nicht weiter als eine halbe Meile entfernt sein.
0 Uhr 40.
„Sieht so aus, als wollten sie Little Stone rechts liegen lassen!“ stellt Perry fest, und seine Stimme ist heiser vor Erregung.
„Sie meinen, es ist ein Fischerboot, das zum Fang ausläuft?“
„Im Hafen von Turny liegen nur Fischkutter. Und das hier ist kein Kuttergeräusch.“
Tom Forrester zuckt bedauernd mit den Schultern. „Ich verstehe leider nicht viel von der Christlichen Seefahrt. Aber vielleicht kommt das Boot gar nicht von Turny...“
„Es muß von dort kommen. Kein vernünftiger Mensch würde sich nachts mit einem Außenborder so weit vom Festland entfernen. Da stimmt was nicht. Hören Sie, die kreuzen vor den Klippen... Die suchen etwas...“
Forrester ist von Cliftons Aufregung angesteckt. Und blitzartig fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Jetzt ist auch seine Stimme belegt.
„Sie glauben doch nicht, daß die nach
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