Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen
unserem Boot suchen!“ ruft er.
„Die suchen nicht mehr, Kollege, die haben bereits gefunden!“
Das Motorengeräusch ist verstummt. Tom Forrester hat zu tun, daß er den Anschluß an Perry Clifton nicht verliert, der in Riesensätzen über die Insel hastet.
Das Dröhnen des Motors setzt wieder ein.
Da sich im gleichen Moment der Mond verdunkelt, muß Perry seine Lampe anschalten, um nicht über einen der herumliegenden Felsbrocken zu stürzen. Tom Forrester kommt keuchend näher...
0 Uhr 55: Die beiden Detektive erreichen die Stelle, wo sie die Isolde festgemacht hatten. Die Lichtkegel ihrer Stablampen erhellen die ganze Wahrheit: Das Boot ist verschwunden. Zähneknirschend zieht Tom Forrester zwei Meter Leine herauf. Die Diebe hatten sich nicht die Mühe gemacht, die Leine zu lösen, sondern sie einfach nur gekappt.
„Schade, daß mir meine Mutter das Fluchen verboten hat — es wäre mir ein Vergnügen, den Halunken die Pest an den Hals zu wünschen!“
„Was jetzt?“ Forrester scheint etwas durcheinander zu sein. Noch immer atmet er schwer.
„Da wir nicht nach Turny zurückschwimmen können, werden wir jetzt ein schönes Feuerchen machen. Und wenn das keiner sieht, stecken wir die drei Hütten in Brand.“
„Ich will beten, daß Ihr Schildkrötenfreund ein paar helle Minuten gehabt hat.“
„Sie meinen den Brief? Ja, es wäre schrecklich, wenn er ihn vergessen hätte.“ Perry Clifton klopft Tom Forrester auf die Schulter und bemüht sich, seiner Stimme neuen Optimismus zu verleihen. „Kommen Sie, Mister Forrester, spielen wir ein wenig Brandstifter.“
„Okay. Beginnen wir mit Tisch und Stühlen.“
Die Flammen schlagen gut drei Meter hoch. Und noch immer schleppen Clifton und Fonester neues Holz heran. Diesmal ist es ein verrotteter kleiner Wandschrank, den Perry auf den Scheiterhaufen wirft, daß die Funken stieben. Sie stellen sich rechts und links am Feuer auf und blinken SOS mit ihren Stablampen. Dreimal kurz — dreimal lang — dreimal kurz: save our souls. Und sie tun es in der Hoffnung, daß Professor Mallory wenigstens einmal ihre Rufzeichen im Fernglas sieht. Das Feuer sollte ihn ja aufmerksam gemacht haben, das heißt, wenn Winston Baker den Brief abgegeben hat...
Forrester wischt sich über sein verrußtes Gesicht, und Perry Clifton grinst.
„So, wie Sie jetzt aussehen, könnte ich Sie jederzeit als Kellergeist oder schwarzen Mann vermieten.“
„Glauben Sie, daß Sie salonfähiger aussehen?“ Unwillkürlich fährt sich jetzt auch Clifton über Stirn und Wange und sieht sich seine schmutzigen Hände an. „Kein Grund zum Ärgern. Wir haben mehr Wasser zum Waschen, als uns lieb ist.“
„Haben Sie sich eigentlich schon einmal überlegt, was wir tun, wenn Ihr Professor uns übersieht?“
„Verhungern!“ erwidert Perry lakonisch. „Oder haben Sie eine bessere Idee?“
„Sollte bis morgen mittag nichts geschehen sein, probieren wir es mit Schwimmen“.
„Schwimmen? Nach Turny?“
„Ja, oder können Sie nicht schwimmen?“
„Können schon. Nur ankommen würden wir dort nie. Die Strömung zwischen Turny und Little Stone ist so stark, daß wir unweigerlich abgetrieben würden.“
„Glauben Sie?“ Forresters Stimme ist leise geworden.
„Ich habe es vorhin gemerkt, als wir mit dem Boot kamen. — Ja, kommen Sie, holen wir das große Regal aus dem alten Bootsschuppen...“
2 Uhr 45: Alles, was brennbar und transportabel war, liegt auf dem langsam zusammenfallenden Scheiterhaufen.
Die Detektive haben die Hoffnung auf Rettung noch in dieser Nacht aufgegeben. Der immer mehr auffrischende und sich ständig drehende Wind hat sie längst an die windgeschützte Seite eines der Schuppen getrieben. Ihre Augen sind rot und entzündet.
„Sie sehen, selbst das Brandschatzen will gelernt sein“, versucht Tom Forrester zu scherzen.
„Man sollte auch kleiner anfangen und sich vor allen Dingen einen Platz suchen, wo kein Wind weht. Lieber, guter, alter und vergeßlicher Peggy. Wenn ich es könnte, würde ich aus dir in diesem Augenblick eine süße kleine Schildkröte machen“, seufzt Perry ingrimmig.
„Ich denke, Ihre Mutter hat Ihnen das Fluchen verboten?“
Perry Clifton nickt. „Stimmt, aber war das denn schon geflucht?“
„Dafür hat man früher Hexen verbrannt, lieber Freund!“
Und dann fahren sie beide zusammen. Schon einmal in dieser Nacht hatten sie einem ähnlichen Geräusch entgegengefiebert.
„Das ist ein anderes Boot... es ist viel schneller“,
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