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Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Titel: Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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ziehen!“
    Forrester und Clifton blicken erstaunt auf.
    „Konsequenzen ziehen? Was meinen Sie damit?“ fragt Perry.
    „Ich werde ab sofort mein Haus abschließen. Tag und Nacht!“
    „Ich dachte, daß Sie das bei Ihren Schätzen ohnehin tun würden?“ wirft Tom Forrester ein.
    „Die Inselbanausen verstehen doch nichts von Steinen. Wer sollte mir da schon welche stehlen wollen.“
    Plötzlich überzieht sich sein Gesicht mit einem Leuchten; er springt auf und verkündet mit verklärter Stimme: „Ich habe was ganz Neues — darf ich es den Gentlemen zeigen?“
    Die Detektive nicken. Und wie ein Wiesel huscht Mallory zur Tür hinaus.
    „Der hat ein Gemüt“, seufzt Tom Forrester. „Wir suchen krampfhaft nach Gangstern — und der liebe Professor denkt an seine Steine.“
    „Stellen Sie sich die Welt ohne solche Leute vor, Mister Forrester. Wäre sie nicht trostlos?“
    Da tritt Mallory bereits wieder ein, in der Hand einen Gegenstand. Ein gelbes Samttuch verhüllt ihn. Mallorys Augen glitzern glücklich, und er tritt mit gemessener Feierlichkeit vor die beiden Detektive hin. Zipfel um Zipfel befreit er den Gegenstand von dem Tuch. „Nun, Gentlemen, was ist das?“
    Tom Forrester rümpft die Nase und verrät seinen Mangel an mineralogischen Kenntnissen durch die trockene Feststellung: „Ich würde es für eine Handvoll zusammengebackener Makkaroni halten, Professor.“
    Dann wendet er sich Perry zu. „Na, und Sie, Mister Clifton? Sehen Sie in diesen herrlichen Mustern auch nur zusammengebackene Makkaroni?“
    „Nein, Professor. Wenn ich ehrlich sein darf, so muß ich gestehen, daß mir gar nichts dazu einfällt. Was ist es denn?“
    „Das ist Korallenkalk, Mister Clifton!“
    „Ah“, ruft Tom Forrester fröhlich, „ich habe mir doch gleich gedacht, daß dieses Zeug was mit der Südsee zu tun hat. Ich wußte mich nur nicht richtig auszudrücken.“
    „Mister Forrester...“ Mallorys Stimme ist kalt wie Eis, „dieser Korallenkalk hat mit der Südsee ebensowenig zu tun wie rote Farbe mit dem Roten Meer. Dieser Korallenkalk stammt aus Deutschland, aus der Schwäbischen Alb. Haben Sie eine Ahnung, wo die ist?“
    „Nein, Professor, aber ich verspreche Ihnen, daß ich diese Bildungslücken bei Gelegenheit schließen werde.“
    „Nun ja“, der Professor lächelt, „ich war wohl ein wenig heftig eben. Ich bitte Sie tausendmal um Vergebung. Darf ich den Gentlemen noch einen Punsch machen?“
    Tom Forrester reißt erschrocken die Hände hoch. „Um Gottes Willen, Professor, seien Sie doch nicht so nachtragend!“
    „Wieso nachtragend? Betrachten Sie denn meinen Punsch als Strafe?“
    „Nun, als Strafe nicht gerade. Aber ich wäre der erste Feuerschlucker in der Familie der Forresters.“
    Mallory lacht. Er zeigt zu Perry Clifton und sagt: „Ihr Kollege, Mister Forrester, hat sich mit meinem Teufelszeug schon ganz gut vertraut gemacht.“
    Perry, der gerade dabei ist, den Rest des Punsches mit Schaudern in sich hineinzukippen, bekräftigt Mallorys Feststellung: „Mir geht es wie jenem Indianerhäuptling, der als Gast des Weißen Hauses in Washington beschloß, alles bis zur Neige zu trinken und zu essen; auch eine scharfe, braune Masse, die ihm schon beim ersten Versuch die Tränen in die Augen trieb und die bei den Zivilisierten als Mostrich bekannt ist...“
    „Ich bitte Sie“, entrüstet sich der Professor, „wollen Sie meinen Punsch etwa mit Mostrich vergleichen?“
    „Bitte, mißverstehen Sie mich nicht, Professor, wir sprachen eben nur von der Schärfe.“
    „Und ich möchte auf die Uhr zu sprechen kommen. Es geht auf vier Uhr zu.“
    Tom Forrester und Perry Clifton erheben sich.
    „Ich möchte mich noch einmal recht herzlich bedanken, daß Sie uns nicht auf Little Stone haben verhungern lassen. Und bitte, behalten Sie das, was wir Ihnen über unsere Mission sagten, für sich.“
    „Mit anderen Worten: Sie wollen nicht aufgeben?“
    „Nein. Wir werden uns erst einmal den Mann vorknöpfen, der uns diese Suppe eingebrockt hat.“
    „Und wer ist das?“
    Sie sind inzwischen an der Haustür angekommen.
    „Der Fährkapitän Tim Allen...“
    „Ach“, erwidert Mallory bestürzt, „dieser alte Seemann?“
    „Ja, dieser alte Seemann. Einen schönen guten Morgen, Professor!“
    Tom Forrester klopft mit der Faust gegen die Haustür.
    „Und vergessen Sie nicht, die Haustür abzuschließen, Professor...“

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