Perry Rhodan - 2506 - Solo für Mondra Diamond
PERISTERAS geschafft.
*
Tief unter ihr ertönte unvermittelt ein dumpfes Brummen. Sprangen Generatoren an? Erwachte die Station tatsächlich zu neuem Leben, nach einer endlos langen Zeit der Inaktivität? Hatte sie das bewirkt, durch einen simplen Handgriff? Indem sie den Controller in die dafür vorgesehene Fassung gelegt hatte? Mondra konnte es kaum glauben, und dennoch war es so.
Sie ließ sich weiter nach unten tragen. Überall sprangen Lichter an. Es geschah ein wenig träge, wie das Erwachen eines Riesen, der eine Zeit lang benötigte, um sich seiner selbst bewusst zu werden.
Mondra meinte, ein Déjà-vu-Erlebnis zu haben. Die Ähnlichkeit zur GALILEO-Station war bemerkenswert. Die unbekannten Gerätschaften standen freilich nicht an derselben Stelle wie in dem Polyport-Hof nahe dem Saturn, doch Systematik und Anordnung waren gleich.
Die Höhen und Breiten der Gänge, die sie während des Absinkens auf verschiedenen Ebenen an sich vorbeiziehen sah, die Logistik des Aufbaus, der Gesamteindruck – hier waren unverkennbar dieselben Baumeister am Werk gewesen wie auf GALILEO und auf ITHAFOR. Die Polyport-Höfe waren in ihrem Inneren weitgehend standardisiert.
Mondra erreichte die Sohle des Antigravs und verließ das vertikale Transportfeld. Bernsteinfarbene Korridore lockten sie in die eine oder die andere Richtung. Zwei nebeneinanderliegende formenergetische Elemente flackerten auf und erloschen gleich wieder. Es gab also doch Beschädigungen, die wohl dem hohen Alter der Station geschuldet waren.
Und das unbestimmte Rumoren, das aus einem der Gänge drang? Klang es denn nicht ähnlich wie das Anspringen jener unbekannten Autoreparatur-Kreisläufe, auf die sie der LFT-Chefwissenschaftler Milton DeBeer auf GALILEO aufmerksam gemacht hatte?
Mondra orientierte sich. Angesichts der übereinstimmenden Bauweisen fiel es ihr nicht schwer, ihren Standort zu bestimmen. Sie nahm den Korridor, der zu ihrer Linken abzweigte, und ging ihn langsam entlang. Ihre Schritte hallten hohl von den Wänden wider.
»Gibt es irgendwelche Hinweise auf Leben?«, fragte sie die SERUN-Positronik.
»Negativ.«
Warum verwendete der Anzugrechner andauernd das Wort »negativ«? Schon als sie ihn das erste Mal übergestreift hatte, hatte sie ihn instruiert, »nein« zu sagen. Die Positronik hielt sich meist an diese Vorschrift – aber eben nur meist.
Mondra verließ den Gang und betrat das Transferdeck. Von dort aus hätte sie unterhalb und oberhalb des breiten Steges, auf dem sie sich befand, die Sterne Kyon Megas’ in all ihrer Pracht sehen sollen. Doch die Kruste aus Staub und Unrat, die durch die Marktstadt von Toykana verursacht wurde, verhinderte es. Nur da und dort erhaschte sie einen Blick nach draußen.
Vorsichtig näherte sie sich einer der vier bläulich schimmernden Röhren, die das Herzstück des Polyport-Hofs ausmachten. Durch sie erfolgte der Transport von einer Station zur nächsten. Jeder Kamin reichte etwa 600 Meter in die Dunkelheit der peripheren Stationsbereiche. Dahinter zerfaserten die Wände der Transferkamine und lösten sich im Nichts auf. Die terranischen Wissenschaftler gingen davon aus, dass die Röhren in einen höherdimensionalen Bereich mündeten, in denen der eigentliche Transport von einem Polyport-Hof zum anderen geschah.
Mondra ging zum vermeintlichen Kontrollzentrum an der Peripherie des Transferdecks. Die Schaltanlagen auf dem erhöhten Podest gaben durch nichts zu erkennen, ob sie aktiv waren oder nicht.
Sie klappte wieder den Controller auf und berührte das Touchscreen. Nicht ganz unerwartet erwachte das Gerät zum Leben. Dennoch tat Mondras Herz einen Sprung; sie hatte ihr Ziel erreicht!
Virtuelle Schaltfelder öffneten und schlossen sich, eine dunkle Stimme begrüßte sie in der Sprache der Mächtigen: »Willkommen! Der Polyport-Hof PERISTERA steht zu deiner Verfügung.«
*
Wäre sie nicht so schrecklich müde gewesen, hätte sie wohl Triumph empfunden. Gebot sie nun über die Station und all ihre Mittel? War das unscheinbare Ding in ihrer Rechten wirklich so mächtig, dass sie damit PERISTERA steuern konnte?
Wie schaffte es Perry, in Augenblicken wie diesen die Contenance zu wahren und die richtigen Entscheidungen zu treffen? Am liebsten hätte sie den Controller beiseitegeworfen, wäre davongelaufen und hätte sich in irgendeiner dunklen Ecke der Station verkrochen. Es gehörte sich nicht, dass ein einzelnes Wesen über so viel Verantwortung verfügte; es war unanständig, und es
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