Perry Rhodan - 2561 - Insel der goldenen Funken
dir!«
Icho Tolot sah ihm zu, wie er die Handflächen gegeneinanderlegte, die Stiefel parallel stellte
und den Kopf leicht senkte, bis die Hörner waagrecht nach vorn zeigten.
»Während der Jungen Tage der Allzeit wurde der erste Jaranoc geboren«, hörte der Haluter ihn
flüstern. »Seine Haut war weich, der Kopf flach und ungeschützt. Jeder konnte ihm ansehen, dass
er ein kleines niedriges Wesen war. Die anderen Völker des Allraums lachten deshalb über den
Jaranoc und trieben Späße mit ihm. Er wurde ihrer aller Knecht, niedriger als ein Tier. Sie
verspotteten und traten ihn. Sein Blut floss in den Staub und versickerte darin.
Weil der Jaranoc sich duckte und den Kopf senkte in dem Bemühen, ihn zu schützen, entstand der
Nackenschild ... «
Und aus dieser eurer Erfahrung entwickelte sich eure Ehre, dachte Tolot voller Achtung. Ihr seid ein hochstehendes Volk und viel zu schade, um jemandem wie VATROX-VAMU als Krieger
und Kämpfer zu dienen.
5.
Das Fremde in seinem Kopf war mächtig. Und groß wie das Universum. Es war immer zugegen, mal
weniger, mal mehr. Es sprach nicht zu ihm, obwohl es quasi in ihm wohnte. Anfangs hatte er es
undeutlich wahrgenommen, wie einen Nebel, in dem nichts zu erkennen war. Aber irgendwann hatte
das Fremde beschlossen, ihn als Anker zu benutzen.
Seither existierte diese Schnur in seinem Kopf, die seinen Körper und seine Gedanken lenkte,
als seien es die Zügel eines Reiters.
VATROX-VAMU!
Vorremar Corma kannte den Namen wie seinen eigenen. Das Geisteswesen hatte sich in seinem
Bewusstsein eingenistet und sich breitgemacht. Der winzige Rest seiner eigenen Persönlichkeit,
der in diesem gewaltigen mentalen Raum existierte, brannte und loderte immer wieder auf. Aber
meistens blieb er ein kleiner Funke, ständig darum bemüht, nicht endgültig zu erlöschen.
Ab und zu blitzten kurz die Erkenntnisse des fremden Geistes in ihm auf, der das gesamte
Stardust-System ausfüllte. Der Gedanke, für eine hohe Aufgabe gebraucht zu werden, erfüllte ihn
mit Stolz. Endlich, nach langer Zeit ...
Früher war er einmal Administrator von Stardust gewesen. Das war lange her. Vor ihm hatte
Timber F. Whistler regiert, und ein paar Jahrzehnte nach ihm ebenfalls. Whistler war auch
gegenwärtig Administrator - ein machtloser Regierungschef. Er hatte dem fremden Geisteswesen
nichts entgegenzusetzen. Er kannte nicht dessen Potenzial, sonst wäre er nicht davor
geflohen.
Dieses Potenzial verlieh Corma Macht und Einfluss ... irgendwann. Er kannte den Standort der
Insel, er kannte das Innere der Felsennadel. Er wusste über alles Bescheid, wofür sich
VATROX-VAMU interessierte.
Vorremar Corma erkannte die Chance seines Lebens. Gleichzeitig aber erfüllte sie ihn mit
Angst. Er zitterte angesichts der Tragweite dessen, was sich aus der aktuellen Situation
entwickeln konnte. Die Menschheit in ihrer neuen Heimat hatte keine Zukunft mehr, sie war nach so
kurzer Zeit an ihrem Ende angelangt.
Konnte das sein? Durfte das sein?
Was bezweckte VATROX-VAMU mit all dem?
Der Druck auf sein Bewusstsein stieg heftig an wie immer, wenn er sich diese Frage stellte. Es
geschah nicht schmerzhaft, eher wie eine schützende Hand, die den Kopf eines Kindes nach unten
drückte, damit es sich nicht an der Tischecke stieß.
Cormas Bewusstsein schrumpfte zu einem winzigen Rest, der sich jämmerlich in seinem Winkel
wand, bar jeder Chance, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Die Sinne allerdings
funktionierten. Er hörte und er sah. Ohnmächtig betrachtete er sich dabei, wie er den Roboter von
seinem Standort weg nach Süden vor die Stadt steuerte. Mühsam formulierte er eine Frage an das
Geisteswesen. Wohin gehen wir? Was willst du von mir, das ich tun soll?
VATROX-VAMU hielt ihn keiner Antwort für würdig, also tat Corma das, was er in solchen
Situationen immer tat. Er verlegte sich aufs Beobachten. Ein stiller, geduldiger Beobachter war
er, ein Gedankenprotokollant des Geisteswesens, ohne dass dieses sich seiner Merkfähigkeit
bewusst war. Vielleicht hätte es ihn sonst noch mehr unterdrückt und ihm überhaupt keine
Gedankenfreiheit mehr gelassen.
In der Nähe des Gartenarbeitsroboters tauchten Menschen auf. Es kam selten vor in den letzten
Tagen, dass sie sich im Freien blicken ließen. Ein Unterschied fiel Corma sofort auf. Kein
Betreuungsroboter hielt sich in ihrer Nähe auf. Sie waren allein unterwegs. Sie torkelten auch
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