Perry Rhodan - 2562 - Die Tryonische Allianz
verweigerte auch sie sich den psychologischen Kriegsspielen. Sie mochte die bodenständige Astura, und für Edity, obwohl diese drei Jahre älter war als sie, fühlte sie sich verantwortlich. Edity schaffte es immer noch nicht, sich anzupassen, nach wie vor weinte sie sich in den Schlaf und wollte nach Hause. Dadurch waren ihre Leistungen nicht so gut, wie sie erwartet wurden, und ihr geschah öfter ein Missgeschick. Sichu und Astura passten beide auf ihre Kameradin auf und sorgten dafür, dass niemand etwas von Editys Problemen mitbekam.
Einmal dachten sich die Ausbilder eine echte Gemeinheit aus. Wer von einer Wohngruppe als Letzter in den Unterrichtsraum kam, musste vier Stunden nachsitzen - und die anderen aus seiner Einheit auch. Dadurch, dass unvermeidlich irgendeiner der Letzte sein musste, entstand ein dichtes Gedrängel und Geschubse, sogar die eine oder andere Schlägerei setzte ein, um nicht der Letzte zu sein und sich dem Zorn der anderen auszusetzen. Wer es über die Schwelle geschafft hatte, atmete befreit auf, und die anderen dahinter verdoppelten ihre Bemühungen und behinderten sich gegenseitig.
»Das schaff ich doch sowieso nie.« Edity seufzte. Sie war selbst für eine Ashei überaus zerbrechlich, wie man es von königlichem Blut eben erwartete.
Sichu und Astura wechselten einen Blick und grinsten verschwörerisch.
»Musst du ja gar nicht«, sagte Astura, und Sichu fügte hinzu: »Komm, holen wir uns noch ein heißes Schwarzwasser, bis die sich alle entknotet haben.«
»Aber ...«, fing Edity an, doch die beiden zogen sie kurzerhand mit sich.
»Entspann dich!«
Nachdem sie ihre Becher geleert hatten, waren alle anderen hindurch und starrten die drei Mädchen verdutzt an, als sie gemütlich hinterherzockelten. Sichu und Astura nahmen Edity in die Mitte, dann stellten sie sich alle drei quer, und da sie sehr schlank waren, passten sie gerade so durch den Rahmen hindurch - und traten gleichzeitig in den Raum ein.
Die Ausbilderin zog eine verkniffene Miene. Sichu wusste gleich, das gab einen Eintrag für sie alle, aber das machte ihr nichts aus.
»Das gilt trotzdem!«, sagte die Ausbilderin und verdonnerte sie zum Nachsitzen. Für die drei war das diesmal keine Strafe, sondern ein ausgesprochenes Vergnügen.
Damit dieses Beispiel nicht Schule machte, denn einige Schüler hatte diese Aktion sehr nachdenklich gemacht, wurde die Schikane wieder abgeschafft. Vermutlich hatten die Vatrox bereits ihre Beobachtungen gemacht, die ihnen genügten. Sichu war überzeugt, dass jede ihrer Bewegungen überwacht und aufgezeichnet wurden, um ein Gesamtbild zu schaffen.
Doch wofür?
Das wollte sie endlich wissen!
*
Am späten Abend nach der Unterrichtsverlängerung fielen Astura und Edity völlig geschafft ins Bett.
Sichu war viel zu aufgedreht, um zu schlafen. Die zusätzliche Studienzeit hatte ihr nämlich etwas Besonderes eingebracht: Sie hatte die Zeitrechnung der Vatrox herausgefunden und mit ihrem System verglichen. Damit wusste sie, dass ausgerechnet an diesem Tag ihr dreizehnter Geburtstag war! Man konnte es ihr ansehen, sie begann weibliche Formen zu entwickeln und war ordentlich gewachsen. Edity war nun ein ganzes Stück kleiner, und Astura würde sie wohl im nächsten Jahr einholen.
Um ein wenig mit sich allein zu feiern, ging Sichu ins Archiv. Dort gab es ein Lesezimmer, das völlig verglast war. Das musste einen tollen Ausblick bieten, denn zwei große Trabanten standen am Himmel. Sichu würde sich vorstellen, es wären Thudur und Rudix, einen Gruß an ihre Eltern schicken und dann ein bisschen weinen.
Niemand war mehr dort, der Raum war bis aufs Notlicht abgedunkelt.
Als Sichu sich der Tür zum Nebenraum näherte, sah sie, dass sie nur angelehnt war - und hörte einen wundervollen Gesang leise herausschweben. Es war eine männliche Stimme, und die schönste, die sie je gehört hatte.
Mit klopfendem Herzen öffnete sie die Tür ein Stück weiter und spähte hindurch, dann schlüpfte sie kurz entschlossen in den Raum und setzte sich dem Sänger gegenüber, zog die Beine an und schlang die Arme darum.
Verzückt lauschte sie dem Lied, während draußen wie erhofft die beiden großen Trabanten am Himmel standen und der dritte bereits über den Horizont blinzelte. Die Welt dort draußen war mit Gold und Silber übergossen und der Himmel voller Sterne. Irgendwo in der Ferne zog Thagg ihre Bahn.
Der Gesang endete, und für einen Moment herrschte andächtige Stille.
Sichu wischte sich die
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