Perry Rhodan - 2563 - Im Zentrum des Feuerauges
seiner Eltern musste ihm wieder vor Augen stehen.
Sie erinnerte sich an Fyrts letzte Worte, nachdem er ihr seine Geschichte erzählt hatte. Kurz
vor dem Überfall, der alles veränderte.
Im Auge des Feindes sehe ich nur mich selbst.
Sichu lachte bitter auf und erntete misstrauische Blicke vorübereilender Besatzungsmitglieder,
doch es war ihr gleich. Ich habe meinem Feind ja noch nicht einmal ins Auge geblickt!
Und Sichu dachte an Dadje Fardwas. Er war für seine Überzeugung bereit gewesen zu sterben.
Fyrts Eltern hatten diesen Preis ebenfalls gezahlt.
Aber was war mit den Ka'al? Milliarden Individuen, die wirklich allesamt im Widerstand
gewesen waren, bis hinunter zum Frischgeborenen? Möglicherweise war ein ganzes Volk ausgelöscht
worden, weil es der Frequenz-Monarchie im Weg war?
Wie viele hatte es bereits gegeben, die auf ähnliche Weise ausgelöscht worden waren? Wie viele
würden folgen?
*
Zu Beginn der Abendschicht stand Sichu doch vor Fyrts Tür.
Wortlos machte er ihr selbst auf, ohne die Automatik zu beanspruchen, und hielt ihr ein
Dokument hin. »Das wurde mir vor einer Stunde gebracht.«
Sichu las: Dafür haben wir nicht überlebt. Dafür sind wir nicht zurückgekehrt. Wir sind
nicht bereit, die Verantwortung zu übernehmen. Ihr müsst das tun. Ihr seid mutiger und stärker
als wir, seid es immer gewesen. Ihr werdet das Richtige tun. Denkt an unseren Schwur und vergesst
nie.
Mit zitternder Hand gab sie das Dokument zurück. »Wer ... wer brachte es dir?«, presste sie
hervor.
»Der Ashe Bitur Dromi.«
»A... aber ...«, stotterte sie. »Gebo ...? Asim? Kimu?«
»Alle sind gegangen, Sichu«, sagte Fyrt bebend. »Alle neun. Nur wir drei sind übrig.«
»Nicht Gebo ...«, stieß Sichu hervor.
»Auch er. Bitur, dieser Wahnsinnige, begleitete sie zu einem Außenhangar, der nicht in Betrieb
war. Er öffnete und schloss ihn. Das hat er wirklich getan! Er sagte zu mir, dass es keinen
anderen Weg gab, dass es der letzte Freundschaftsdienst war, den er ihnen gewähren konnte. Sie
wollten zu den Sternen hinaus, Bitur aber nicht, und nun muss er damit leben.«
Fyrt knüllte das Schriftstück zusammen und warf es in die Ecke. »Frag mich nicht nach dem
Warum, ich verstehe es nicht! Ich kann es nur als Massenhysterie erklären, sie haben sich
gegenseitig angesteckt und sich immer weiter hineingesteigert, bis es kein Zurück mehr gab. Es
ist müßig, darüber nachzudenken.«
Er fuhr sich über die Augen, dann schüttelte er seine Mähne auf und straffte sich.
»Zu welcher Entscheidung bist du gelangt?«
Sie brauchte ein wenig, bis sie antworten konnte, der Schock saß zunächst zu tief. Obwohl sie
geglaubt hatte, schlimmer könne es nicht mehr kommen, zeigte sich ein immer noch tieferes Stück
des Abgrunds.
Fyrt gab ihr Zeit, regte sich nicht und bewahrte eine neutrale Miene.
Schließlich atmete Sichu tief durch und räusperte sich. »Ja, ich habe die Verantwortung«,
sagte sie zu ihrem eigenen Erstaunen gefasst. Weg mit dem Schmerz, fort damit, sie musste sich
den Gegebenheiten stellen und nach vorn blicken. »Und ich werde sie tragen, genauso wie du, sonst
wärst du nicht hier.«
»Dann bist du bereit ... «
»Nein, bin ich nicht!« Sie hob leicht die Hand. »Ich bin nicht bereit zu glauben, dass die
gesamte Frequenz-Monarchie so grausam und tyrannisch ist. Mein Ziel ist es jetzt herauszufinden, wer genau die Frequenz-Monarchie überhaupt ist. Ich glaube nicht, dass die Vatrox die
ausschließlichen Anführer sind. Es muss jemanden über ihnen geben.«
»Aber sicher. VATROX-CUUR und VATROX-DAAG. Beachte den ersten Namensbestandteil der
beiden.«
»Ich will wissen, ob sie dafür verantwortlich sind, und dann, dann erst, werde ich
meine Entscheidung treffen und die Täter nach meinen Möglichkeiten zur Rechenschaft ziehen!«
Sichu redete sich immer mehr in Leidenschaft. »Nicht alle Ziele der Frequenz-Monarchie sind
schlecht, Fyrt, und ich bin nicht bereit, sie rundheraus als Feind zu betrachten!«
»Und deshalb möchte ich als Erstes herausfinden, wer die Vatrox genau sind. Vergiss nicht, sie
sind durch ihr Vamu angeblich unsterblich. Das ist etwas, das wir wissen, damit wir anerkennen,
dass sie weit über uns stehen. Aber alles Weitere halten sie vor uns verborgen, und das riecht
mir sehr nach einem verdammt faulen Stück Fleisch.«
»Du hast recht, sie achten das Leben nicht. Aber wenn man keine Gefühle hat, wie sollte man
Weitere Kostenlose Bücher