Perry Rhodan - 2563 - Im Zentrum des Feuerauges
Gebo.
»Aus Psi-Materie«, hauchte Sichu, die nicht glauben konnte, was ihr die Messdaten
vermittelten. »Gebündelte, hochkonzentrierte Psi-Materie mit einer Masse, die ... kann es sein?«
Fassungslos starrte sie Hochalon an. »Sie liegt im Kilostandardbereich?«
»Unmöglich!«, kam ein Zwischenruf von weiter hinten.
»Es ist möglich, und genau deswegen demonstrieren wir es euch heute!« Der Vatrox
wanderte langsam vor den hoch über ihn aufragenden Holos auf und ab. »Was ihr dort draußen seht,
ist nur die optische Erfassung eines ungeheuerlichen Psi-Sturms, der im Inneren der Lohe tobt.
Der Kern selbst ist nicht groß, ihr könntet ihn in die Hand nehmen. Seine feurige Aura entspricht
hingegen dem Durchmesser von über neunzig aneinandergereihten Schlachtlichtern!«
»Aber was tut es da ...«, stieß Fyrt Byrask mit zitternder Stimme hervor.
»Nun, einen solchen Aufwand, wie ihn der Einsatz eines Feuerauges erfordert, nehmen wir
selbstverständlich nicht allein zu Demonstrationszwecken in Kauf«, fuhr Hochalon fort. »Ihr
werdet einer ganz besonderen Vorführung beiwohnen, die euch entschädigen wird für all das Leid,
das ihr durch den Angriff durchmachen musstet.«
Entschädigen? In welcher Hinsicht denn?
»Die beiden Kolonialwelten der Ka'al stehen schon lange unter dem Verdacht, die Truppen von
VATROX-VAMU zu unterstützen. Wir konnten den Überfall auf uns bis hierher zurückverfolgen.«
»Ist das erwiesen oder nur ein Verdacht?«, warf Fyrt ein.
»Das spielt keine Rolle.«
Fyrt zog scharf die Luft ein, sein Mund bewegte sich mehrmals, doch er brachte keinen Ton mehr
hervor.
Sichus Finger krallten sich in die Lehnen ihres Sitzes. Ihre Kehle war wie ausgedörrt.
Als das Feuerauge sich auf die Sonne zubewegte, beschleunigte sich Sichus Pulsschlag in dem
Maße, wie die Geschwindigkeit zunahm. Ihr Herz raste, als das flammende ... Ding in die
Korona einflog.
Für einige wenige unruhige Atemzüge geschah nichts. Nur das Holo, das die Sonne zeigte, wurde
plötzlich stark abgedunkelt.
Und dann blähte sie sich von innen heraus zu einem gleißenden, unglaublich grellen Lichtball
auf, der die schwarze Nacht des Alls in hellen Tag verwandelte.
Innerhalb weniger Augenblicke wurden die Planeten des Systems nacheinander von
einem hyperphysikalischen Feuersturm erfasst und verschlungen.
*
Eine Zeit lang war nichts zu hören außer dem keuchenden Atem der Zuschauer. Dann sprang Kimu
Elidd auf, ebenso Heban Pangun und noch einige andere, und sie rannten würgend aus dem Saal.
Sichu war wie gelähmt, ihr Magen nur noch ein starrer Klumpen, und der Rest in ihr war trocken
und leer. Sie war unfähig, den Blick von dem Grauen dort draußen abzuwenden.
»Zu einer Überreaktion besteht kein Grund«, klang Hochalons hohle Stimme durch das Rauschen in
ihren Ohren. »Wir haben nur dem vorgegriffen, was ohnehin eines Tages geschehen wäre. Dies ist
eine übliche Vorgehensweise, um Frieden und Ordnung zu erhalten. Es zeigt euch, wie das System
funktioniert. Und es ist die Ausgangsbasis für eure künftigen Arbeiten, mit denen ihr uns helfen
werdet, solche Strafaktionen künftig zu vermeiden. Wir müssen stärker präventiv arbeiten.«
Der Vatrox desaktivierte die Holos. »Für den Rest der Tageinheit habt ihr frei. Morgen
erhaltet ihr eure neuen Einsatzpläne.«
Damit verließ Hochalon den Saal.
Einer nach dem anderen gingen sie, schweigend, blass, teilweise mit nassen Augen.
Nur Sichu konnte sich nach wie vor nicht bewegen. Ihre Brust schmerzte entsetzlich, weil ihr
Herz sich ebenso wie die Sonne aufgebläht hatte und donnernd gegen die Rippen schlug.
Fyrt kam an ihrem Platz vorüber. Er beugte sich über sie. »Wer ist jetzt der Feind?«, fragte
er leise.
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er.
Sichu saß noch lange an diesem Platz, versuchte zu verstehen und die Leere in ihrem Inneren
auszufüllen, die der Tod von Milliarden Lebewesen hinterlassen hatte.
6.
TZA'HANATH
Den Rest der Tagschicht irrte Sichu durch die Zentraleinheit des Schlachtturms. Im Dschungel
hatte sie sich nicht so verloren und einsam gefühlt wie an diesem Ort und zu dieser Stunde.
Fyrt, dachte sie verzweifelt. Wo bist du? Ich brauche dich jetzt. Halt mich
fest...
Doch sie brachte es nicht über sich, seine Unterkunft aufzusuchen. Sie konnte ihm ihren
Schmerz nicht zumuten, denn er machte schließlich gerade dasselbe durch wie sie.
Eigentlich Schlimmeres. Der Tod
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