Perry Rhodan - 2563 - Im Zentrum des Feuerauges
ist doch eine Projektion«, stieß Fyrt nervös hervor, als das Holo bald nur noch von
brodelnden Schlieren erfüllt war, trotz stärkster Abdunkelung mussten sie die Lider halb
schließen.
»Allethaggra«, flüsterte Sichu und spürte, wie sich kalter Schweiß auf ihrer Stirn bildete.
Sie befanden sich im Zentrum einer Sonne, umgeben von Flammen, die nach ihnen griffen, um sie zu
verschlingen, von kochenden Strömen, Energiestößen und Eruptionen, die um sie wogten.
»Sieh dir die Messdaten an!«, forderte Fyrt sie auf.
Sichu war schon längst dabei. Doch sie konnte es nicht glauben. »Was geht hier vor sich?«,
fragte sie verstört.
Die Messdaten waren völlig normal. Die Außentemperatur entsprach keineswegs dem Zentrum einer
Sonne. Die Schutzschirme des Gigantraumers hielten problemlos stand.
»Fyrt hat recht, es ist eine Tarnung!«, rief sie. »Aber was für ein Aufwand!«
»Genauer gesagt«, informierte sie Hochalon, »handelt es sich um eine pseudomaterielle
Projektion.«
»Aha«, bemerkte Fyrt. »Sieht aus wie eine Sonne, ist aber ein hyperenergetisches
Projektionsfeld, das niemand enttarnen wird, weil keiner so wahnsinnig ist, freiwillig in eine
Sonne zu fliegen, noch dazu, wenn sie Bestandteil einer derart merkwürdigen Konstellation
ist.«
Die Vatrox hatten viel für die Zahl Acht übrig. Das Achteck bildete den Übergang vom Quadrat
in den Kreis. Und die Quadrate jeder ungeraden Zahl über Eins ergeben in der Differenz ein
Vielfaches von Acht.
Das war eines der ersten Gedankenspiele, mit dem die zwölfjährige Sichu sich während des
Fluges zu ihrer ersten Schule befasst hatte. Und genau daran musste sie in diesem Augenblick
denken.
»Das ist ... der größte Trick, den ich je gesehen habe«, sagte sie anerkennend. »Ich weiß
nicht, ob das übertroffen werden kann.«
»Und wofür ist so ein gigantischer technischer und energetischer, Verzeihung:
hyperenergetischer Aufwand gut?«, wollte Fyrt wissen.
»Sieh hin!«, forderte der Vatrox ihn auf. Zum ersten Mal schien er so etwas wie Vergnügen zu
empfinden.
»Ah!«, entfuhr es Sichu, als die Sicht plötzlich auf ein neues Gebilde freigegeben wurde. »Ein
Stern!«
»Eine stachelbewehrte Kugel«, widersprach Fyrt. Seine Finger glitten über die Sensorfelder vor
ihm. »Zweiundsechzig Stacheln.«
Die Oberfläche war rau strukturiert, und neben den Stacheln gab es unzählige weitere, viel
kleinere, schraubenförmige Gebilde, mit Pilzkappen bedeckte Säulen, kantige Quader und weitere
Objekte verschiedenster Form.
Die stachelbewehrte Kugel war völlig farblos, was Sichu irritierte. Von leicht grauem Weiß bis
zu fast schwarzem Grau waren alle Schattierungen zu finden.
»Das also ist der Nusskern!«, stellte Sichu fest. »Dieses materielle Gebilde wird von der
Projektion umhüllt.«
»Ich nehme an, die anderen Sonnen bergen dieselbe Überraschung?«, vermutete Fyrt.
»Ja. Die Handelssterne zählen zu den größten Geheimnissen der FrequenzMonarchie. Die acht an
diesem Ort ergeben unsere bedeutendste Forschungsstation TZA'HANATH. Euch wurde eine große Ehre
zuteil, diese Offenbarung zu erhalten.«
Sichu empfand es überhaupt nicht als Ehre.
Von nun an war sie eine offizielle Gefangene, die niemals mehr einen unbeobachteten Schritt
tun durfte und vermutlich nie wieder einen Planetenboden betrat.
Bisher hatte sie immer noch das Gefühl gehabt, eine Wahl zu haben. Doch nun war es
verdeutlicht worden, dass sie niemals würde frei bestimmen dürfen. Sie würde ihre Familie nie
mehr wiedersehen, ihr nicht einmal eine Nachricht schicken können.
Sie sah zu Fyrt, dessen Augen dunkelrot glühten, doch er sagte nichts.
Nun war klar, warum sie damals den rebellischen Jungen nicht beseitigt hatten. Er konnte ihnen
sowieso nicht entkommen, und sie wollten nicht auf seine Fähigkeiten verzichten. Und er hatte
sich freiwillig dazu entschieden. Genau wie Sichu selbst.
Vielleicht, versuchte sie sich zu trösten, vielleicht kommen wir so dem Geheimnis
endlich näher.
*
Der Schlachtturm ging auf Warteposition. Hochalon erhob sich. »Damit übergebe ich euch an
euren neuen Projektleiter, Yazeech. Er wird eure Ausbildung abschließen, während ihr in den
Dienst der Forschung gestellt werdet. Euch erwarten große Aufgaben, in die wir alle Hoffnungen
setzen.«
Wie oft mochte er das wohl schon gesagt haben? Und was war aus all den »Versagern« geworden,
die die Erwartungen nicht erfüllt
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