Perry Rhodan HC 123 - Terra im Schussfeld
Kilometer zur Linken ragte ein kegelförmiger Fels auf. In der Höhe zeichneten sich die Zinnen einer düsteren Burg ab.
»Die Instrumente spielen völlig verrückt!«, meldete die Pilotin.
»Versuche, den Kurs zu halten, Nereide!«, bat Rhodan.
Zu erkennen war denkbar wenig: schemenhafte Eindrücke heller Flecken im Wipfeldach des Dschungels, die bleichen Silhouetten einzelner Felsklippen.
Acht Minuten inzwischen seit dem Start.
»Wir müssten den Dom schon erreicht haben«, sagte Wilcox leise.
Unvermittelt zog Hafner die Space-Jet in die Höhe. »Für den Fall, dass der Dom doch in der Ferne zu entdecken ist«, erklärte sie.
Rhodan schüttelte den Kopf. »Wir sollten umdrehen und versuchen, zum Kreuzer zurückzukommen.«
»Ich informiere Meng!«, rief Wilcox eifrig.
Rhodan nickte nur. Ihm war bereits klar, dass es keineswegs leicht sein würde, den Kreuzer wiederzufinden oder über Funk zu erreichen.
»Nichts!«, sagte Wilcox eine oder zwei Minuten später. »Hyper- und Normalfrequenzen, alles taub. Da ist nicht einmal statisches Rauschen.«
»Wo sind wir?«, fragte die Pilotin. »Oder anders: Wo müssen wir hin?«
»Ich denke, wir haben einen gewissen Anhaltspunkt«, sagte Perry Rhodan verhalten. »Die Burg war bisher das einzige Objekt, das innerhalb dieses Labyrinths nicht natürlichen Ursprungs ist. Wir müssen sie wiederfinden.«
Oliver Javier hatte frische Rosen aus den hydroponischen Anlagen geholt und die Blumen auf Demeters Schrein abgelegt. Fast eine Stunde hatte er neben dem Holzkasten verbracht, dann war ihm allmählich klar geworden, dass er gebraucht wurde.
Jetzt bewegte er sich wie ein Schlafwandler durch die Korridore nahe dem Bordhospital. Oliver hörte zwar vereinzelte Durchsagen, aber er verstand nicht, dass sie ihm galten.
Als er vor sich Stimmen hörte, schreckte er auf. Wenige Meter vor ihm war ein Türschott; er öffnete es und verbarg sich in dem dahinter liegenden Raum. Fast gleichzeitig schwangen sich zwei Personen aus dem nahen Antigravlift.
»Er kann sich nicht einfach in Luft aufgelöst haben«, vernahm Oliver noch, dann war das Schott hinter ihm geschlossen und sperrte die Geräusche des Korridors aus.
Der Junge ahnte, dass die weibliche Stimme von ihm gesprochen hatte. Es interessierte ihn wenig, ob er vermisst wurde oder nicht. Den Gedanken, sich bei Sandra oder Deneide zu melden, schob er sofort wieder von sich.
Nach einer Weile verließ er den Lagerraum.
Minuten später betrat Oliver die Abteilung für körperlich kleine Humanoide im Bordhospital. Er wich aus, als sich vor ihm ein Schott öffnete und ein Medoroboter mit ausgefahrener Trage herausschwebte.
Ein Blick auf den Patienten überraschte den Jungen. Herth ten Var, der führende Mediziner an Bord der BASIS, lag selbst auf der Trage. Der Ara schien bewusstlos zu sein. Besorgt blickte Oliver dem Medoroboter nach, dann zuckte er mit den Schultern. Das Bordhospital war eine perfekte Maschinerie, die sogar Wunder vollbringen konnte.
Er huschte in den Raum, unmittelbar bevor das Schott sich wieder schloss. Ein relativ kleiner Raum, der sich von anderen Krankenzimmern unterschied. Oliver bemerkte sofort das Fehlen eines Medobettes. Es gab nur eine Positronik mit Holoschirm und etwas wie ein Pult. Ein merkwürdiges Möbelstück, eineinhalb Meter hoch, mit abgeschrägter transparenter Oberfläche und vielen Öffnungen für Kabel und Schläuche. Außerdem standen zwei Schwebesessel herum.
»Komm her!«, sagte Oliver.
Der angesprochene Sessel löste sich vom Boden und positionierte sich so, dass Oliver mühelos einsitzen konnte.
»Hebe mich so vor das Pult, dass ich durch die Scheibe sehen kann!«
Augenblicke später erkannte der Junge, dass es sich bei der Scheibe um eine Lupe handelte. So groß, wie er den Mann hinter der Scheibe sah, konnte dieser niemals sein. Jedenfalls nicht, solange er in dem relativ kleinen Pult liegen konnte.
Erst beim zweiten Hinsehen erkannte der Junge den Patienten.
»Sirtan!«, rief er und erinnerte sich, wie er mit Unterstützung des Siganesen einigen Leuten herrliche Streiche gespielt hatte.
Er wusste nicht, ob Sirtan ihn gehört hatte. Aber gesehen hatte ihn der Siganese auf jeden Fall, denn die Augen oberhalb der Atemmaske waren offen.
Der Siganese bewegte die rechte Hand in dem halb durchsichtigen Gel, in dem sein winziger Körper schwamm.
»Was willst du, Sirtan?«, fragte Oliver Javier.
Der Siganese zeigte nach links oben und vollführte eine drehende Bewegung.
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