Perry Rhodan HC 123 - Terra im Schussfeld
ein gemeinsamer Auftritt von uns allen, der sie nur irritieren könnte. Aber vorher interessiert mich ein kleines Experiment. Gucky, du kennst die Einrichtung des Nebenraums. Versuche einfach, ob du einen der Gegenstände dort drüben telekinetisch bewegen kannst.«
Der Ilt verstand sofort und konzentrierte sich. Gleich darauf nickte er erleichtert. »Keine Probleme! Sie hat einen Mentalblock, aber meine Fähigkeiten kann sie nicht neutralisieren. Ich bin sicher, dass ich mit ihr auch teleportieren könnte.«
»Wartet hier, bis ich euch rufe!« Rhodan wandte sich zum Gehen.
»Glaubst du nicht, dass es gefährlich ist?«, fragte Bull. »Wir sollten zumindest die nötigsten Vorkehrungen treffen. Ich halte es für wichtig, dass wir sehen und hören können, was nebenan vorgeht, solange du mit ihr allein bist.«
Rhodan hatte schon daran gedacht, entsprechende Geräte installieren zu lassen, doch er war wieder davon abgekommen. Er war überzeugt, dass Srimavo es registrieren und als Vertrauensbruch auffassen würde. Egal, was andere dem Mädchen nachsagten – es war ein Kind, und Rhodan wollte es dementsprechend behandeln.
Außer Laires Auge, das er in dem Spezialfutteral am Gürtel trug, nahm er keine Ausrüstung mit. Er trat auf den Korridor hinaus und hielt einen Augenblick inne, um sich zu konzentrieren. In den letzten Tagen hatten seine Gedanken in erster Linie um Seth-Apophis und die BASIS gekreist. Wenn er dem Mädchen unbefangen gegenübertreten wollte, musste er sich von diesen Dingen lösen. Die Gefahr, dass er im Unterbewusstsein künstliche Zusammenhänge konstruierte, war sonst zu groß.
Rhodan ging bis zum Eingang des Nebenraums und klopfte leise an. Da keine Aufforderung zum Eintreten kam, öffnete er die Tür.
Srimavo stand am Fenster und wandte Rhodan den Rücken zu. Sie war groß und schmächtig, ihre Schulterknochen standen hervor. Das schwarze Haar fiel ihr bis auf die Schultern.
Das Mädchen wirkte entspannt, aber zugleich konzentriert. Jede Faser ihres Körpers schien auszudrücken, dass sie nicht in dieses Zimmer gehörte, sondern Teil einer unermesslichen Freiheit war. Nur ein Stück von ihr schien aus fernen Räumen an diesen Ort gekommen zu sein. Rhodan spürte fast schmerzhaft eine Aura von Einsamkeit, die den hageren Körper umgab. Aber es lag auch ein fast unerträglicher Stolz in ihrer Haltung – und eine Form von Verachtung für andere, die in Rhodan ein schwaches Gefühl von Aggressivität weckte.
»Hallo, Sri«, sagte er und trat ein.
Langsam wandte sie sich vom Fenster ab, als fiele es ihr schwer, aus einem weltentrückten Zustand in die Wirklichkeit zurückzukehren. Ihr Gesicht war eine Mischung aus Askese, Sanftheit und Gier, die Rhodan aus der Fassung brachte und ihn die Sätze vergessen ließ, die er sich zurechtgelegt hatte.
Augen wie zwei schwarze Seen richteten sich auf ihn und entfachten in ihm die Ahnung eines dunklen Feuers. Er hatte geglaubt, darauf vorbereitet zu sein, doch die Flammen in seinem Bewusstsein loderten ungestüm. Ein Schwindelgefühl erfasste ihn, und mit einem Mal hatte er den Eindruck, dass die Wände um ihn herum verblassten und das Mobiliar sich auflöste. Es war, als befänden Srimavo und er sich auf einer anderen Ebene des Seins.
Und dann war da das Gefühl, dieses Kind zu kennen ...
Rhodan taumelte. Im gleichen Moment entstand die gewohnte Umgebung bereits wieder, und alles ringsum wirkte normal. Nur das schwarze Feuer blieb wie ein Brandzeichen im Bewusstsein des Terraners, vom Blick der großen schwarzen Augen geschürt.
»Perry Rhodan!«, sagte Srimavo.
Sie seinen Namen aussprechen zu hören war ein neuerlicher Schock. Wie sie beide Worte klingen ließ, gab sie ihnen eine neue Bedeutung. Es war, als schwängen alle wichtigen Erlebnisse darin mit.
Ich muss mich täuschen!, dachte Rhodan. Ich habe sie nie zuvor gesehen, denn eine solche Begegnung könnte ich nicht einfach vergessen haben.
Trotzdem blieb sein Gefühl, Srimavo zu kennen.
»Wer bist du?« Perry Rhodan wusste, dass dies eine rhetorische Frage war, auf die er so schnell keine Antwort finden würde.
Der ehemalige Botschafter des Kosmokraten Tiryk, Carfesch, war das einzige intelligente Wesen, in dessen Gegenwart Alaska Saedelaere die Maske abnehmen konnte, die sein von dem Cappinfragment verunstaltetes Gesicht bedeckte. Das hing zweifellos damit zusammen, dass Carfesch nur eine Projektion war und vom Anblick des Organklumpens nicht mit Wahnsinn und Tod bedroht wurde.
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