Perry Rhodan Neo 010 - Im Licht der Wega
jedenfalls wirkten nicht männlich oder weiblich. Möglicherweise waren sie ja eingeschlechtliche Kreaturen wie Regenwürmer, die sich auf völlig andere Art und Weise vermehrten. So genau kannte Sid sich da nicht aus, aber er hatte davon mal etwas in einem Science-Fiction-Film gesehen.
»Wir warten auf Ihre Entscheidung«, blieb der Fantan unerbittlich. »Sie sind willkommene Gäste. Diese Frau nicht.«
»Ich gehe in das Schiff«, rief Sid impulsiv. Diese einmalige Gelegenheit durfte er sich nicht entgehen lassen, auch wenn ihm bei der Vorstellung durchaus mulmig zumute war.
»Wir folgen Ihnen alle und akzeptieren Ihre Bitte.« Sid bewunderte Reginald Bulls gelungene Wortwahl. Indem er den Befehl hinsichtlich der Russin Michalowna als eine Bitte bezeichnete, deutete er die Situation völlig um. Das Ergebnis war zwar dasselbe, die Interpretation aber eine ganz andere. »Tatjana, geh zurück nach Terrania. Wir werden bald voneinander hören.«
Die Russin schaute ihn an und nickte langsam. Sid fragte sich, ob Bull ihr gleichzeitig eine konzentrierte gedankliche Botschaft übermittelte, die sie telepathisch in seinem Verstand lesen sollte. Sie drehte sich um und marschierte mit weit ausladenden Schritten zurück zur Stadt.
Sid und die drei anderen gingen an dem Fantan vorbei. Der Außerirdische roch nach herben Kräutern und irgendwie – ölig. Der Junge mochte es nicht. Der zweite Fremde, der bislang reglos im Schott des Spindelschiffs gestanden hatte, gab den Weg frei, und die kleine Gruppe betrat das Schiff, eine exotische, unbekannte Welt.
Etwas berührte Sid erst am Arm, dann an der Hand: Sues Finger. »Ich habe Angst«, flüsterte das Mädchen ihm zu.
Seine Antwort überraschte ihn selbst: »Ich auch.«
Skelir
Obwohl Skelir sich fürchtete, hoffte er, gehen zu dürfen.
Während sich Jenves und Rokarn als Erstversorger um die Abgesandten dieser Planetenbewohner kümmerten, saß er etliche Decks höher in dem kleinen Kasinoraum und spielte um sein Schicksal. Mit etwas Pech musste er Rokarns Platz einnehmen und sich um die Betreuung und Lieferung kümmern.
Jenves, den Bedauernswerten, hatte es auf jeden Fall getroffen; sein Befehl lautete, in der SREGAR-NAKUT zu bleiben. Aber das letzte Besun-Boot im großen Hangar stand kurz vor dem Aufbruch und wartete noch auf einen Passagier. Es blieb nur die Frage, ob Rokarn oder Skelir auf die Jagd nach Besun gehen durfte. Der andere würde mit Jenves zurückbleiben und lästige Formalitäten erledigen müssen.
»Dein Einsatz, bitte«, schnarrte die blecherne Stimme der alten Positronik. »Das Wahlspiel beginnt.«
»Bin ich nicht schon genug gestraft?«, antwortete Skelir und wusste genau, wie die seelenlose Maschine auf diese allgemein gehaltene Beschwerde reagieren würde. Und richtig, er täuschte sich nicht.
»Eine Verkrüppelung verändert die Pflichten eines Fantan nicht, solange er voll einsatzfähig bleibt. In deinem Fall trifft dies zu. Der Verlust von zwei Extremitäten schränkt dich nicht ein, einfache Dienste kannst du nach wie vor reibungslos abwickeln.«
»Ja! Ich verstehe. Die Regeln sind mir bekannt, also hör auf!« Bei Skelir weiteten sich die Schuppen am Hinterleib, wenn er dieses phrasenhafte Geschwätz vernahm. Er hatte es schon tausend Mal gehört. Manchmal wünschte er der Positronik, dass sie erleben musste, wie es sich anfühlte, verstümmelt zu werden! Zu dumm, dass eine Maschine derlei nicht durchmachen konnte einschließlich sämtlicher Schmerzen und Gefühle und der Qual, die im weiteren Leben wartete –und inklusive der Angst vor dem, was zugleich als Einziges seine Selbstverachtung ein wenig minderte: Besun.
»In diesem Fall, wenn du die Bestimmungen kennst«, tönte es vom Spieltisch, »deinen Einsatz, bitte.«
Skelir dachte einen Augenblick daran, das Akustik-Ausgabefeld zu zertrümmern. Aber was hätte das geändert? Über seinen Einsatz hatte er im Vorfeld lange nachgedacht. Er spekulierte hoch, versuchte aber gleichzeitig, den potenziellen Verlust am möglichen Nutzen abzuwägen. »Besun Nummer 22-Nullsechs-74 aus meinem persönlichen Besitz«, eröffnete er mit seinem ersten und zugleich einzigen Spielzug.
»Rokarn hat bereits 03-Elf-77 geboten.« Eine Sekunde Pause. Die Auswertung lief. »Damit hast du verloren. Ich informiere Rokarn, dass er das Schiff im letzten Boot verlassen darf. Du wirst mit Jenves die aktuelle Notbesatzung an Bord bilden und dich um die Abgesandten der Planetenbewohner
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